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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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dauernd.« Er ging zur großen Tür und drückte die Klinke nach unten. Der Riegel klickte, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Er zog noch einmal, stärker diesmal. Nichts.
    Nun sah er Troy an. »Die war doch immer offen.«
    »Wir sollten ins Bett gehen«, erwiderte Troy und knibbelte weiter an seinem Knie herum.
    Luca lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Klinke und zog erneut. Plötzlich knallte die einsame Glühbirne, das Licht ging aus, und es war so dunkel, als wäre ein Rollladen heruntergegangen.
    Eine einsame Gestalt trottete die Rowanhill Road hinauf, und ihr Atem hing wie eine Wolke in der Luft. An jedem Laternenmast, an dem der Mann vorbeiging, hing ein Bild von Luca Scott. An ungefähr jedem dritten klebte außerdem eines von Troy McEwen. Bilder der vermissten Jungen in durchsichtiger Plastikfolie hingen auch am Gitterzaun der Rowanhill-Grundschule, dazu Fotos von dem kleinen Andy Ibrahim in Pakistan. Alle waren mit Flitter und Girlanden geschmückt und enthielten hoffnungsvolle Wünsche und handschriftliche Gebete. Obwohl es sich um eine Gemeinschaftsschule handelte, stand hinter dem Zaun eine kleine Darstellung der Krippenszene. Dort lagen auch ein paar Blumen auf dem Boden, die wohl von der Straße aus durch das Gitter geworfen worden waren. In den Fenstern der Klassenzimmer kündigten leuchtende Plakate den Weihnachtsbasar an.
    Constable Smythe beschleunigte seinen Schritt und eilte in Richtung Byres Road und U-Bahn-Station Hillhead. Er war von der Partick-Zentralwache abgezogen worden, als Partickhill bei den Wachen der Umgebung Hilfe für die Suche nach den vermissten Jungen angefordert hatte. Den Grund dafür kannte er zwar nicht, konnte ihn sich aber denken. Sein DI hatte ihn mit größtem Vergnügen hierher abkommandiert – damit er jeden Mülleimer und jede vollgepisste Gasse im West End bei klirrender Kälte nach zwei Kindern durchsuchen sollte, die sowieso dort nicht zu finden wären.
    Smythe wusste, er war nicht beliebt, aber er wusste auch, dass er gut war. Genau deshalb konnte ihn keiner leiden: eben weil er gut war. Die Beurteilungen standen bevor, und er konnte die Beförderung bei dieser Sache förmlich riechen, jetzt da er erst ein wenig Distanz zu seiner eigenen Wache hatte.
    Er ging an den Reihenhäusern der Crown Avenue und des Crown Drive vorbei. Die Straßen befanden sich innerhalb des roten Dreiecks, die Bewohner hätten also eigentlich längst befragt worden sein müssen, mit Ausnahme der Häuser, zu denen die Tagschicht keinen Zugang erhalten hatte. Er blieb an der Ecke der Rowanhill Road stehen, sah sich um und rief sich den Plan in Erinnerung, an dem er den ganzen Nachmittag gearbeitet hatte. Für ihn war es logisch: Wenn einem um drei Uhr nachmittags nicht geöffnet wurde, so hatte man jetzt um acht Uhr dreißig eine bessere Chance. Trotzdem ließ sich hier weit und breit kein einziger Polizist außer ihm blicken und erst recht keine komplette Suchmannschaft. Die saßen bestimmt alle mit heißem Tee und Schinkenbrötchen in der Wache.
    Smythe zog sich mit den Zähnen den Handschuh von einer Hand, holte seinen Stift und sein Notizbuch aus der Tasche und begann zu schreiben. Wenn es sein musste, würde er sich den gesamten Block allein vornehmen. Nach einem Blick auf die Uhr ging er in Richtung U-Bahn weiter. Er wollte nach Hause. Er war an der Reihe damit, die Kinder zu baden.
    Frances wirkte so, als wäre sie gerade erst nach Hause gekommen – sie trug den langen Wollmantel, den der Regen mit winzigen Tröpfchen bedeckt hatte, und das Haar klebte ihr noch am Kopf, was ihr bleiches Gesicht wie einen weißen Schild aussehen ließ. Vik fiel auf, dass ihre Augen gerötet waren, als hätte sie geweint.
    Sie beäugte ihn zunächst verdutzt, ehe sie sich vorbeugte und ihn küsste. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist …«
    »Ach, Fran, wenn ich zu früh bin, kann ich …« Er lehnte sich an die Wand, denn er hatte nicht die Absicht, irgendwohin zu gehen.
    »Nein, nein.« Sie trommelte mit den Fingern auf den Türrahmen, als würde sie über etwas nachdenken. Er blieb an der Wand stehen, hoffte, er würde entspannt und zugleich sexy aussehen, und schaute zu, wie sie die Augen zusammenkniff und die Stirn runzelte. »Nein, nein. Komm rein.«
    »Für dich«, sagte er und reichte ihr den riesigen Blumenstrauß, den er in den Händen hielt.
    Und er bekam dafür ihr Hundert-Watt-Lächeln.
    Sie führte ihn in den dunklen

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