Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
nicht; er sah Quinn einfach nur ins Gesicht. Sie wandte den Blick als Erste ab. »Ja, Ma’am, aber ihr Mann hat bei uns gearbeitet.«
»Rebecca?«, sagte O’Hare. Er streckte die Hand in Richtung ihrer Schulter aus, doch sie wich zurück.
Costello nutzte die Gelegenheit, da Quinn ihr Feuer gerade auf jemand anderes richtete. »DCI Quinn? Sie haben gesagt, Lewis habe Ihnen meine Notizen gegeben. Haben Sie zufällig gefragt, wie sie an die rangekommen ist?«
»Spielt keine Rolle. Die Information musste mir sofort übermittelt werden.« Quinn öffnete eine Schublade und versuchte, das Gespräch zu beenden.
Anderson stand auf und wollte gehen; Costello tat das Gleiche, lehnte sich jedoch an Quinns Schreibtisch und richtete sich zu ihren vollen Einsfünfundsechzig auf. »Aber nur der Vollständigkeit halber, diese Notizen befanden sich in meinem Besitz und wurden mir abgenommen, während ich bewusstlos war. Eigentlich wurden sie aus meiner Handtasche entfernt, während ich auf die Bestätigung der Fakten gewartet habe«, stellte sie heraus. »Es handelt sich also um einen Diebstahl, während ich aktiv mit der Ermittlung befasst war, einen Diebstahl wichtiger Informationen, die der Untersuchung dienten.« Costello zog ihre Jacke zusammen. »Darüber sollten Sie vielleicht nachdenken, ehe ich mich deswegen öffentlich beschwere.«
»Wollen Sie mir drohen, DS Costello?«, fragte Quinn.
»Ja, DCI Quinn. Auf Wiedersehen«, sagte sie leicht dahin und ging hinaus. Anderson folgte ihr und fügte einen fröhlichen Abschiedsgruß hinzu.
Costello warf die Tür der Umkleide zu. Ein Beamter in Uniform, der hinter ihr hereinkam, spürte die dicke Luft und machte auf der Stelle kehrt.
»Habe ich was verpasst?«, fragte Mulholland, der seine Augenbrauen im Spiegel begutachtete.
»Sehe ich aus, als würde ich mir gern den Arsch von Quinn aufreißen lassen? Sie hätten mit den Informationen von Garrett zu mir kommen sollen, anstatt mich wie einen verdammten Idioten dastehen zu lassen.«
»Wenn diese Papiere wichtig waren, hätten Sie sie sicher aufbewahren sollen.«
»Sie waren in meiner Handtasche.«
»Sie waren auf dem Boden in der Toilette.« Mulholland hörte nicht auf zu zupfen. »Sagen Sie, was Ihnen auf der Seele brennt, Costello, oder lassen Sie mich in Ruhe. Es war Ihr Fehler, die Informationen nicht herauszugeben, und Sie sind eben dabei erwischt worden.«
»Ich bin in der Toilette ohnmächtig geworden.«
»Dann erledigen Sie das demnächst im Büro.«
»Ich war mitten in der Ermittlung.«
»Schön für Sie.« Mulholland fuhr ein paar Mal mit den Fingern über seinen Pony. »Vielleicht sind Sie mit solchem Kram durchgekommen, als Sie noch McAlpines blauäugiges Mädchen waren, aber das ist jetzt wohl vorbei.«
Es war halb sechs und bereits stockfinster, als PC Smythe vor dem Gitterzaun von Crown Avenue Nr. 3 anhielt. Sein Dienst in der Partick Central begann erst viel später, aber er hatte nicht mehr schlafen können. Die Berichte, die hereingekommen waren, hatte er alle gelesen, und er kannte die Gerüchte, denen zufolge sich die Besatzung von Partickhill auch in einer weiteren Ermittlung festgefahren hatte, bei der es um Manipulation von Medikamenten ging. Es war natürlich in Ordnung zu sagen, dass Flughäfen und Fähren überwacht wurden, doch letztlich brauchte man ein Kind gar nicht aus Schottland herauszuschmuggeln, denn der größte Teil des Landes war menschenleer. Trotzdem rechtfertigte dies nicht das mangelnde Engagement einiger Leute in den Suchmannschaften, dachte Smythe. Die Suche war eine langweilige, harte und undankbare Arbeit, bei der man zusätzlich jämmerlich frieren durfte. Dennoch musste sie erledigt werden. Man hatte ihm oft genug gesagt, dass er jung und idealistisch war. Aber wenn man angesichts zweier vermisster Kinder keinen Idealismus entwickelte, wozu sollte man den verfluchten Job dann machen? Eine einzige dusselige Abkürzung konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Er stieg aus dem Wagen und ging vor der Häuserreihe entlang und bog dann unter einem wunderschönen hellen Sandsteintorbogen in den Weg ein. Er sah nach oben und entdeckte im Strahl seiner Taschenlampe Wasserspeier und Engel. Die Gasse wurde selten von Autos befahren. Sie war mit Gras bewachsen gewesen, und die Reifen hatten zwei Spuren hinterlassen, die irgendwann jemand mit Kies bestreut hatte. Jetzt bestanden sie aus einem Flickenteppich aus Schnee, Eis, Stein und Moos. Smythes Schritte hallten
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