Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
saß sie im Bett, wollte frühstücken und gab Widerworte, es war also alles beim Alten.«
»Nun, hier drin habe ich ein Geschenk für sie, aber Sie müssen es ihr gleich geben, denn ich habe es außerdem geschafft, ein Drachenkostüm für Peter zu finden. Zwei Minuten im Internet suchen, und schon habe ich einen Laden kaum eine halbe Meile entfernt gefunden. Ich habe es schnell besorgt, als ich aus dem Krankenhaus kam. Dann musste ich es rasch verstecken, als ich ihn in der Byres Road getroffen habe.«
»In der Byres Road?«, fragte Anderson langsam. »Sie waren da? Ich habe mir gerade Vorwürfe von Brenda anhören müssen. Was zum Teufel war denn los?«
Helena blickte ihn leicht verwundert an. »Also, er ist einfach so herumgelaufen. Haben Sie eine Rekonstruktion gemacht? Ich habe nach Ihnen Ausschau gehalten, aber Sie waren nicht da.«
»Nein, ich war nicht da«, sagte Anderson und traute sich kaum zu sprechen.
Helena fiel es nicht auf. »Und für Sie ist auch etwas in der Tasche, nur eine Flasche Wein, weil Sie mir gestern Abend so nett geholfen haben. Colin, ich habe mich gefragt, wegen morgen Abend und dem …«
Sie wurde von Costello unterbrochen, die ihren Kopf durch die Tür steckte. »Col, könnte ich kurz … Ach, hallo, Mrs. McAlpine.«
Costellos Blick ging kurz zwischen den beiden hin und her. Anderson wirkte wütend und zwar nicht nur wegen der Störung.
»Ich bin schon wieder unterwegs«, sagte Helena und nickte Anderson zum Abschied zu.
»Wiedersehen«, sagte Costello munter.
Anderson schaute Helena hinterher, dann bemerkte er, dass sich DCI Quinn aus der Tür ihres Büros lehnte und die ganze Situation beobachtete. Sie sagte nichts, sondern knöpfte nur ihr Jackett zu, kehrte in ihr Büro zurück und schloss die Tür mit einem ihrer hohen Absätze.
»Sie haben es gewusst, nicht?«, sagte er vorwurfsvoll zu Costello. »Die haben Peter aus den Augen verloren.«
»Irvine hat von Lewis die Anweisung erhalten, nichts zu verraten, aber mir hat sie es auf dem Klo gestanden. Sie wollte es Ihnen selbst sagen.«
»Sie hätte sofort zu mir kommen sollen«, erwiderte er kühl.
»Sie ist noch jung. Und sie weiß, wie sehr Quinn und Lewis zusammenglucken. Deshalb hatte sie Angst«, erklärte Costello. »Ich würde auch zweimal darüber nachdenken, ehe ich es mir mit einer der beiden verderbe.«
»Nein, würden Sie nicht, Sie Lügnerin.«
»Würde ich bestimmt, wenn ich an Irvines Stelle gewesen wäre. Sie möchte so gern vorankommen.«
»Aber das hat dem Kleinen nicht geholfen, oder?« Anderson spürte, wie ihm die Farbe ins Gesicht stieg. »Ich denke, ich werde die beiden herbestellen und sie mit einem Tacker an die Wand heften.«
»Seien Sie nicht so hart zu Irvine.« Anderson wollte sich von ihr abwenden, aber Costello beugte sich zu ihm vor und sagte ihm ins Ohr: »Darf ich Ihnen einen Rat geben?«
»Nein«, fauchte er.
»Diese Art von Schwierigkeiten können Sie so gut gebrauchen wie ein Loch im Kopf. Sie ist die Witwe Ihres besten Freundes.«
»Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
»Na ja, Sie mögen sie. Sie beide haben Alan verloren, und es wäre nicht so schwierig, die Gefühle misszuverstehen, die aufgewühlt werden, und mit etwas anderem zu verwechseln. Und …« Costello sah ihn ernst an. »Sie hat keine Familie. Es ist Weihnachten, und sie hat niemanden. Ich weiß aus Erfahrung, wie das ist. Ich bin daran gewöhnt. Sie nicht. Also …«
»Ich soll die Situation nicht ausnutzen? Für was für einen Kerl halten Sie mich eigentlich?«
»Das wollte ich damit nicht sagen …«
»Danke, aber Helena und ich sind schon immer gut miteinander ausgekommen. Sie ist die Frau – Witwe – eines guten Freundes. Schluss, aus, basta.«
»Solange es dabei bleibt.« Sie reichte ihm eine Akte.
»Costello!« Auf diesen gar nicht so diskreten Ruf hin drehten sich beide um, und DCI Rebecca Quinn winkte Anderson mit einer Geste zu sich, bei der es Costello kalt den Rücken hinunterlief. »In mein Büro, und zwar bitte sofort, alle beide.« Sie ging los und erwartete offensichtlich, dass sie ihr folgen würden.
»Na, wir sollten es schnell hinter uns bringen«, murmelte Anderson.
»Das haben sie über den Ersten Weltkrieg auch gesagt«, gab Costello leise zurück.
Quinn setzte sich auf ihren Stuhl, stellte einen Fuß an das Tischbein und schob sich nach hinten. Costello und Anderson folgten ihr ins Büro, wo sie O’Hare stehen sahen, der am Aktenschrank lehnte. Er schien das
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