Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Schachtel hat eine Riesenszene gemacht und gesagt, sie würde das Kind nur der Mutter übergeben. Also hat der Onkel die Mutter angerufen, die am falschen Ende der Byres Road gesucht hat. Die erschien kurz darauf völlig aufgelöst. Diese Cotter war ein richtiger Drache und wollte das Kind nicht gehen lassen. Aber nachdem die Angelegenheit geklärt war, verwandelte sie sich wieder in die nette alte Dame mit der schlimmen Lunge. Ist das die Gleiche? Der Name ist nicht so häufig.«
»Bestimmt nicht«, sagte Anderson unverbindlich und schaute hinüber zu den großen Häusern an der Crown Avenue. Der Weg dazwischen lag in dunklen Schatten. Diese Häuser gaben ihre Geheimnisse nicht preis.
»Sie hat nicht unterschrieben.« Lynne ergriff Douglas’ Hand. »Sie ist einfach weggerollt, ohne den Vertrag zu unterschreiben.«
Douglas löste sanft ihre Hand von seiner. »Na ja, sie spielt das kleine bisschen Macht aus, das sie hat.« Er steckte sich ein Stück Papadam in den Mund. »An einem gibt es jedoch keinen Zweifel: Sie wird am Ende unterschreiben, sobald sie in der richtigen Stimmung ist. Evelynne Calloway muss eine juristische Person werden, und Eve muss akzeptieren, dass du in der Öffentlichkeit deren Gesicht darstellst. Eine einzige Zeitungsgeschichte über ihre Drogenaffären und ihre Abtreibungen, und ihre Karriere als Kinderbuchautorin ist vorbei – und das weiß sie ganz genau. Gestern zum Beispiel warst du richtig gut im Radio; sie würde es niemals ohne ›verfickt‹ und ›scheiße‹ hinbekommen. Bei Eve ist es doch so: Wenn man hü sagt, wird sie schon rein aus Prinzip hott sagen. Die Ärzte meinen, sie solle eine Diät machen, also isst sie noch mehr. Sie darf keinen Alkohol trinken, wenn sie Tabletten nimmt, also trinkt sie eine ganze Flasche Rotwein jeden Abend. Auf diese Weise behält sie die Kontrolle und verarbeitet es, im Rollstuhl zu sitzen, glaube ich.«
»Und dir gibt sie die Schuld daran, im Rollstuhl zu sitzen, Douglas. Sie ist richtig besessen von dieser Idee. Und von dir.«
»Ich will ihr gar nicht das Recht absprechen, verbittert zu sein. Beinahe hätte es sie das Leben gekostet, Lynne.« Er nippte an seinem Kingfisher. »Das darfst du nicht vergessen. Letztendlich wird sie begreifen, dass ich nur meinen Job getan habe.«
»Aber macht es dir nicht Angst, dass sie Bescheid weiß? Wie sie über dich redet; sie nennt dich einen …« Lynnes Handy klingelte. Sie sah auf das Display: Eve. Typisch – keine dreißig Minuten, und schon rief sie an. Ich muss auf die Toilette. Ich brauche etwas zu trinken. Aber dieses Treffen mit Douglas war zu wichtig.
Er griff über den Tisch, nahm das Telefon und wies den Anrufer ab. »Nein, Lynne, sie muss lernen, ohne dich zurechtzukommen.« Ihre Blicke trafen sich. Lynne nickte und schob das Handy in ihre Handtasche zurück. »Weißt du, ich habe über deine Situation nachgedacht. Du würdest dich vielleicht besser fühlen, wenn du finanziell unabhängiger wärest. Ihr könntet ein Heidengeld mit Squidgy verdienen, aber wenn du das Gefühl hast, du kannst dich nicht auf Eve verlassen, solltest du deine Vermögenswerte für dich arbeiten lassen. Mach es wie Stella: Verkauf mir dein Haus, damit ich es in zwei Wohnungen aufteile, und du kaufst eine zu einem guten Preis zurück. Dann hast du eine hübsche Wohnung und Geld auf der Bank. Ich verkaufe die andere Hälfte und verdiene ebenfalls unverschämt gut daran.« Er grinste.
Lynne nickte. »Ja, das ist eine Überlegung wert. Vielleicht könnten wir das gemeinsam machen. Unser erstes gemeinsames Geschäft?«
»Na klar.«
»Unser kleines Geheimnis.« Nachdenklich strich Lynne über den Rand ihres Glases. »Eve hat ihre kleinen Geheimnisse, weißt du. Sie bekommt Besuch, wenn ich nicht zu Hause bin. Auch wenn sie es abstreitet, weiß ich es. Sie heckt etwas aus.«
Douglas erwiderte leise: »Ein Grund mehr, warum du daran denken solltest, das Haus zu verkaufen. Du musst die Kontrolle übernehmen, Lynne.« Douglas legte sein mit Zwiebeln beladenes Papadam wieder auf den Teller. »Du hast ihr in jeder Phase ihres Lebens geholfen. Ich weiß, du hast deine Berufspläne über den Haufen geworfen, um deine Mutter zu pflegen, während man Eve kaum zutrauen konnte, nüchtern zu bleiben. Und dann, als dein Leben gerade wieder in geordneten Bahnen verlief, musstest du wieder alles aufgeben, weil Eve ihren Unfall hatte. Du hast genauso viel verloren wie sie. Du kannst nicht einmal aus dem Haus gehen, ohne dass sie
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