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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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dies und jenes verlangt. Aber wenn du ständig alles für sie tust, wird sie niemals selbstständig. Sie ist kein Kind mehr, Lynne. Ihr beide müsst euch weiterentwickeln.«
    Lynne hörte wieder ihr Handy klingeln. »Schwierig, sich weiterzuentwickeln mit einem Bremsklotz am Bein.« Sie ignorierte das beharrliche blecherne Klingeln. Douglas hatte keine Ahnung, dass das Haus Eve gehörte. Eve hielt alle Trümpfe in der Hand. »Sie braucht mich nicht. Sie weiß, sie kann jederzeit fortgehen.« Ihr fiel auf, dass sie laut gesprochen hatte, und Douglas legte ihr den Finger auf die Lippen.
    »Meine liebe Lynne, eines wird deine Schwester bestimmt niemals können: und zwar fort gehen .«

15
     
    Vik Mulholland zog seinen Arm unter Frans Hals hervor, langsam und vorsichtig, um sie nicht zu wecken. Sie zitterte leicht im Schlaf und murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte, dann drehte sie sich um, und ihr langes dunkles Haar breitete sich über ihrer nackten Schulter aus. Er zog die Bettdecke über sie und fragte sich, wie sie sich in diesem eiskalten Haus warm hielt. Während er sich aus dem Bett hochdrückte, lehnte er den Kopf an die Wand hinter sich und vermisste das große lederbezogene Kopfteil seines Betts daheim. Er holte das Kissen unter sich hervor und schob es sich hinter den Kopf – er hatte so den Verdacht, die Wand hinter ihm könne feucht sein – und gewöhnte seine Augen an das changierende Licht, das durch die fadenscheinigen Gardinen hereinfiel und vermutlich von der Außenbeleuchtung im Hinterhof stammte, deren Bewegungsschalter immer wieder durch die Bewegungen von Füchsen, Ratten und Gott weiß, was da noch so alles lebte ausgelöst wurde.
    Vik gähnte zufrieden. Er war müde. Der Schlaf schien dieser Tage ein unzuverlässiger Freund zu sein. Und zu schlafen bedeutete, ein wenig vom Zauber der Geisterstunde zu verlieren.
    Schmerzen hinderten Fran am Einschlafen. Er hatte die kleine, in Fächer unterteilte Box mit Kapseln und Tabletten bemerkt, die neben ihrem Bett stand – eine zum Schlafen und vier, um die Schmerzen in Schach zu halten. Manchmal brachen diese Schmerzen mit solcher Wucht über ihr Gesicht herein, dass sie ohne Vorwarnung zu weinen begann und zusammenzuckte, als habe man ihr eine Ohrfeige verpasst. Heute Abend hatte er sie im Arm gehalten, als sich ihr Gesicht verzerrte und stille Tränen über ihre Wangen rannten. Später hatte sie auf seine Frage geantwortet, es fühle sich an wie ein rotglühender Schürhaken, den ihr jemand ins Auge stieß. Und der dann umgedreht wurde. Er bildete sich ein, er habe es verstanden. Jetzt jedenfalls schlief sie friedlich. Und er war ebenfalls mit sich und der Welt zufrieden, auch wenn er nicht schlief. Morgen war ein großer Tag für ihn; er wusste, er hatte den Giftmischer-Fall geknackt, und er würde den Triumph genießen. DCI Quinn wäre beeindruckt, und anschließend würde sie ihm sicherlich unter vier Augen seine Aussichten für eine Beförderung verkünden. Er lächelte vor sich hin und meinte, ein Baby schreien zu hören, ein leises Wimmern. Die Tür öffnete sich ein Stück, und Yoko, die Katze, kam herein, betrachtete ihn hochmütig und miaute, ehe sie ungnädig wieder hinausspazierte. Mulholland zeigte ihr die beiden gespreizten Finger. Ja, er hatte das Bett erobert, den warmen Platz neben Fran, und die Katze sollte sich trollen.
    Er reckte sich. Sein Blick schweifte durch den Raum, und ihn beschlich ein Gefühl der Vergänglichkeit, als wäre Frances hier lediglich auf der Durchreise. Ihr Schlafzimmer wirkte wie eines der Zimmer in den billigen West-End-Hotels, die man stundenweise mieten konnte, nur ein Bett, ein Teppich, eine Kommode und ein kleiner Schrank. Er dachte an seine früheren Freundinnen und an die typischen Frauenutensilien, die ihre Wohnungen ausgefüllt hatten. Nicht so bei Fran. Er machte sich im Kopf eine Liste, was er ihr alles zu Weihnachten schenken würde. Ihr erstes Weihnachten würden sie zusammen verbringen, das stand für ihn definitiv fest.
    Eve lauschte dem Gesang der Vögel. Es war ein klarer, sonniger Abend, nicht warm, aber das Licht jetzt zu Beginn des Frühjahrs war spektakulär. Im Baum über ihr schrie eine Türkentaube und suchte nach ihrem Partner – der würde nicht weit entfernt sein. Eve öffnete die Wagentür, stellte die Kamera aufs Dach, begutachtete das Licht und die Schatten, betrachtete die Silhouette der Äste vor dem bleichen Himmel und fragte sich, ob sie diese Szene auf ein Foto

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