Sein erster Fall
selbstsüchtig bin?«
»Ich weiß nicht mehr genau, wie er es ausgedrückt hat.«
»Hat er gesagt, ich sei mannstoll?«
»Nein.«
»Na, er scheint sich zu bessern«, sagte sie bitter. »Im allgemeinen ist das seine Ansicht über mich. Mein Gott, es wäre ihm sogar zuzutrauen, daß er Dr. Holoman für meinen Liebhaber hält.«
Als ich schwieg, drang sie weiter in mich: »Nun, tut er das?« Ihre Augen flimmerten unter den gesenkten Lidern.
»War’s das, was Sie so gern wissen wollten?« fragte ich sie.
»Klar, will ich das wissen!«
»Was wollen Sie denn nun eigentlich wissen?«
»Was Bleatie denkt... Behauptet er, ich hätte was mit Dr. Holoman?«
»Ich erinnere mich nicht.«
»So besonders gut scheint Ihr Gedächtnis nicht zu sein, wie?«
»Nein.«
»Vielleicht sind Sie gar kein so tüchtiger Detektiv?«
»Vielleicht.«
»Sie arbeiten für mich, wie Sie wohl wissen!«
»Ich arbeite für eine Dame namens Bertha Cool«, erwiderte ich. »Ihr berichte ich direkt. Wenn ich recht verstanden habe, soll ich Morgan Birks Papiere zustellen; außerdem wollten Sie mir ja wohl Fotos von Ihrem Mann zeigen.«
»Seien Sie nicht so frech!«
»Entschuldigung!«
»Natürlich hat er mich ’runtergemacht. Wir waren nie besonders geschwisterlich miteinander. Aber nicht mal ihm hätte ich zugetraut, daß er Dr. Holoman mit ’reinzerren würde.«
»Am liebsten wären mir Fotos, auf denen sein Gesicht möglichst lebendig wirkt, lachend oder wenigstens lächelnd.«
Sie pfefferte mir das Album auf den Schoß. Ich schlug es auf und blätterte darin. Das erste Bild stellte Sandra Birks auf einer roh gezimmerten Bank vor einem Wasserfall dar, Fichten und ein Gebirgsbach links im Vordergrund. Ein Mann hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, und sie sah ihm in die Augen.
»Ist das Morgan?« erkundigte ich mich.
»Nein«, erwiderte sie und blätterte weiter.
Sie blätterte hastig um. »Ich weiß nicht genau, wo es ist«, entschuldigte sie sich. »Ich habe die Fotos alle wild durcheinander geheftet. Wir haben eine Urlaubsreise zusammen gemacht und...« Sie blätterte zwei Seiten weiter. »Aha, da ist er«, sagte sie und beugte sich zu mir herüber, um ihn mir zu zeigen.
Es war ein gutes, deutliches Foto. Es stellte einen großen hageren Mann mit scharfen Zügen und glänzendem schwarzen Haar dar, das von der Stirn glatt zurückgekämmt war.
»Das ist genau das, was ich brauche«, sagte ich, »ein deutliches, scharfes Bild. Haben Sie noch mehr?«
Sie schob die Spitzen ihrer scharlachroten Fingernägel unter das Bild und hob es aus den Ecken heraus, mit denen es im Album befestigt war. »Möglich«, sagte sie. Sie blätterte weiter, die nächsten Seiten waren mit uninteressanten Fotografien bedeckt, Leute in Autos, Leute auf Terrassen, Leute, die blöde in den Apparat hineingrinsten. Plötzlich sagte sie: »Hier sind drei oder vier Seiten von unserem Urlaub. Ein paar von uns Mädchen sind zusammen schwimmen gegangen... Gucken Sie nicht hin.«
Sie steckte kichernd die Nase in die Seiten, blätterte dann vier oder fünf auf einmal um und entdeckte dann noch ein Bild von ihrem Mann. »Dies hier ist nicht ganz so gut wie das andere«, meinte sie, »aber Sie haben ihn hier im Profil.«
Ich nahm es, hielt es gegen das andere und sagte: »Prima!«
»Kommen Sie damit hin?«
»Ja.«
Sie blieb auf dem Bett sitzen, die Lippen hatte sie leicht geöffnet, ihre Augen blickten ins Weite, als denke sie über etwas nach. Dann sagte sie: »Entschuldigen Sie mich mal einen Moment, ich muß Alma eben mal was fragen.«
Sie sprang auf und ging ins Nebenzimmer, mich ließ sie mit dem Album in der Hand zurück; ich schleuderte es aufs Kopfkissen.
Nach ein paar Minuten kam sie mit Alma wieder.
»Ich dachte, vielleicht wollen Sie auch eins von den Zeitungsfotos«, sagte Sandra Birks. »Hier!«
Sie schnitt ein Bild aus einer Zeitung aus. Die Beschriftung lautete: »Morgan Birks, angeblich Vertrauensmann des Glücksautomatenringes, nach dem gefahndet wird.« Ich verglich das Bild mit den beiden Fotos. Es war undeutlich, stellte aber zweifellos denselben Mann dar, dessen Fotografien ich in der Hand hielt. Sandra Birks stieß einen leisen Schrei aus und riß das Album an sich. »Oh, das hatte ich ja total vergessen.«
Alma Hunter sah sie fragend an.
»Da sind die Badefotos drin«, sagte sie lachend. »Ich habe Mr. Lam ganz allein damit gelassen.«
»Ich hab’ sie mir nicht angesehen«, sagte ich. »Diese Fotos hier nehme ich mit,
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