Sein erster Fall
hineingezogen habe. Vor allem, daß du mit in meinem Zimmer wohnst.«
Alma lachte. »Die gute Sandra«, sagte sie. »Immer so ängstlich auf meinen Ruf bedacht, während sie selbst...«
»Während sie selbst was?« warf ich ein, als sie auf einmal
zögerte.
»Nichts«, murmelte sie.
»Also bitte, heraus mit der Sprache!«
»Es ist nichts. Wirklich nichts. Ich wollte wirklich nichts sagen-«
»Ich möchte gern wissen«, erwiderte ich, »was ist mit Sandra?«
»Es ist völlig unwichtig.«
»Auf jeden Fall möchte ich mir, ehe sie kommen, deinen Hals noch mal ansehen.«
»Meinen Hals?«
»Ja, diese Druckstellen. Ich möchte etwas feststellen.«
Ich ging auf sie zu, legte meinen Arm um ihre Schulter und griff nach den Seidenschlaufen am Kragen ihrer Bluse.
»Nicht, nicht, bitte nicht...«, bat sie. Sie versuchte, mich wegzustoßen, ich ließ aber die Schlaufen über die Knöpfe gleiten und streifte die Bluse etwas zurück. Sie legte den Kopf nach hinten, ihre Lippen näherten sich den meinen. Ich schloß sie in meine Arme. Nach einer Weile machte sie sich frei.
»Oh, Donald«, flüsterte sie, »was mußt du jetzt bloß von mir denken!«
»Daß du ein wunderbares Mädchen bist«, entgegnete ich.
»Donald, ich tue so was sonst nie. Ich war nur so schrecklich einsam, so ganz allein... Und vom ersten Augenblick an...«
Ich küßte sie wieder. Danach streifte ich behutsam die Bluse von ihrem Hals zurück und sah mir die dunklen Stellen an. Sie hielt ganz brav still, und ich hörte ihre ruhigen, regelmäßigen Atemzüge, nur ihre Halsschlagader klopfte heftig.
»Wie groß war der Mann, der dich erwürgen wollte?«
»Ich weiß nicht, ich hab’ doch gesagt, es war dunkel.«
»War er groß und dick oder klein und mager?«
»Dick war er nicht.«
»Er muß ziemlich kleine Hände gehabt haben.«
»Ich weiß einfach nicht.«
»Hör mal, da sind lauter kleine Kratzer auf der Haut, wie v°n Fingernägeln; bist du ganz sicher, daß es nicht vielleicht eine Frau war?«
Sie hielt erschrocken den Atem an. »Kratzer?« fragte sie.
»Jawohl! Kratzer von Fingernägeln. Die Person, die dich ge-
würgt hat, muß lange, spitze Fingernägel gehabt haben. Also, warum soll es nicht eine Frau gewesen sein?«
»Weil ich... Nein, ich glaube bestimmt, es war ein Mann.«
»Aber du konntest doch gar nichts sehen.«
»Nein.«
»Es war stockfinster?«
»Ja.«
»Und, wer immer es war, er hat keinen Laut von sich gegeben?«
»Nein.«
»Einfach nur so drauflosgewürgt, und du hast ihn dann abgeschüttelt?«
»Ja. Ich habe ihn zurückgestoßen.«
»Und du hast absolut keine Ahnung, wer es war?«
»Nein.«
»Keinerlei Spuren oder so?«
»Nein.«
Ich streichelte ihre Schulter. »Gut, mein Kind, das wollte ich nur gern wissen.«
»Ich... Ich möchte mich hinsetzen; wenn ich davon spreche, werde ich ganz nervös.«
Damit ließ sie sich in den Sessel fallen.
»Jetzt erzähl mir mal von deinem Freund«, sagte ich zu ihr.
»Er ist in Kansas City.«
»Du glaubst aber nicht, daß er dort bleiben wird?«
»Wenn er herauskriegt, wo ich bin, kommt er vielleicht her.«
»Meinst du nicht, er weiß das längst?«
»Nein, das kann er gar nicht.«
»Und doch glaubst du, daß vielleicht er...«
»Donald, bitte«, unterbrach sie mich. »Ich halt’s nicht mehr aus!«
»Gut, gut«, sagte ich. »Ich laß dich auch in Ruhe. Knöpf dir mal fix die Bluse zu. Sandra und Bleatie können jeden Augenblick erscheinen.«
Sie tat, was ich ihr sagte, ihre Finger zitterten dabei.
Die Nachmittagssonne flutete ins Zimmer und verbreitete eine heiße, schwüle Atmosphäre. Kein Lüftchen regte sich, und die offenen Fenster schienen die Hitze noch anzusaugen, die die Wände der Häuser ausstrahlten.
Der Portier klopfte an und übergab mir ein braun eingewickeltes Paket. »Hier, mein Freund. Jetzt machen Sie nur keine
Sachen mit dem Ding! Es ist eine gute Pistole. Ich mußte das Blaue vom Himmel lügen, damit der alte Moses sie herausrückte.«
Ich bedankte mich und schloß die Tür. Dann riß ich das Papier auf, und eine stahlblaue Browningpistole kam zutage. Ihre Farbe war stellenweise abgegriffen, aber der Lauf war noch in guter Verfassung. Ich öffnete die Schachtel mit den Patronen, füllte das Magazin und fragte Alma Hunter: »Weißt du, wie man damit umgeht?«
»Nein.«
»Dies hier ist die Sicherung, die man mit dem Daumen bedient«, erklärte ich ihr. »Du brauchst die Pistole also nur in die Hand zu nehmen, diesen kleinen Hebel
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