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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Maßnahmen der Polizei, ihre Fragen und ob es bereits Verdächtige gäbe. Dann kam das Motiv zur Sprache. Frank Gatow verlor kein Wort über die zuvor erwähnte Strafaktion, sehr zu Henrys Erstaunen. Der Fotograf vertrat in diesem Kreis die Ansicht, dass ein Winzer, dem Amber finanziell geschadet haben mochte, den Mord in Auftrag gegeben haben könnte. In dieser Richtung solle sich die Polizei bewegen, aber diesen Winzer würde niemand finden. Die Wirtin verkündete felsenfest die Ansicht, dass ein Ehemann den Seitensprung seiner ruchlosen Ehefrau mit Amber gerächt habe, Ambers Eskapaden seien bekannt, und dem Menschen sei bekanntlich kein Verbrechen fremd. »Liebeshändel   – dabei bleibe ich. Außerdem sind deutsche Polizisten Stümper!«
    »Die italienische Polizei ermittelt besser?«, fuhr Henry dazwischen. »Was haben Sie bei Mord für eine Aufklärungsquote? Bei Bankenkriminalität, bei Verbrechen der Mafia oder Camorra   – von käuflichen Abgeordneten ganz zu schweigen?« Frank trat ihn unter dem Tisch als Zeichen, die wenig hilfreichen Einwürfe zu unterlassen.
    »Ich habe sie ständig im Haus, diese Deutschen.« Die plötzliche Verachtung in Donna Rebeccas Stimme erschreckte Henry, aber so sprach sie wohl nur unter Ihresgleichen, wenn kein Widerspruch zu erwarten war, auch Frank nahm sie als Landsmann. Henry zählte anscheinend nicht, oder er diente ihr lediglich als Opfer. Er fragte sich, was wohl der Deutsche in ihrer Küche dazu sagte, dessen schrille Stimme bis hierher zu hören war. Der arme Koch brauchte dringend Urlaub. Küchendienst war Totalstress bei Dauerhitze, aber statt sich zu ihnen in den Garten zu setzen,reagierte er sich am Personal ab   – oder säbelte sich wieder in die Finger?
    »Wenn sie nicht von hier sind oder auf Firmenkosten essen, dann sind sie geizig, nicht nur beim Trinkgeld.« Donna Rebecca hatte sich in Rage geredet. »Den Wein würden sie am liebsten vorher bei Aldi kaufen und mitbringen, eine spanische Gran Reserva für 6,99!« Das war ein Seitenhieb auf Henry. »Beim Frühstück reden sie so leise wie bei uns nicht mal während der Beichte, sie flüstern, als würden sie abgehört.«
    Henry bildete sich ein, dass ihre Augen ihn in diesem Moment kurz gestreift hätten. Der Blick erinnerte ihn an den Vorsatz, mit seinem Mobiltelefon nur noch im Wald zu telefonieren. Im Auto konnte eine Wanze sein, oben in seinem Zimmer   … oder packte ihn jetzt der Verfolgungswahn?
    »Angst haben sie oder werden frech. Dazwischen gibt’s nichts. Das mit der Zuverlässigkeit ist längst vorbei, die Tische werden bestellt, und dann kommt niemand. Ordnungsliebend? Seht euch mal nach einem Sonntag die Toiletten an, nicht anders als bei uns. Ganz lächerlich wird es, wenn sie mit ihren paar Brocken Toskana-Italienisch hier aufschlagen. Und nicht einmal nach der dritten Flasche Wein fangen sie an zu singen.«
    »Dann verkaufen Sie ihnen eben die vierte, dann verdienen Sie wenigstens was, Signora Rebecca«, sagte Henry lapidar, griff den Stock und stand auf.
    Im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit schloss Henry in dieser Nacht seine Zimmertür sehr sorgfältig ab.
     
    Schätzle rief gegen acht Uhr früh an und bat Henry, ihr Treffen auf den Nachmittag zu verschieben, eine Maschine sei am Wochenende kaputtgegangen, sie hätten seit sieben Uhr den Monteur da, es sei eine komplizierte Angelegenheit. Die Intervallschaltung sei defekt, mit der man die Gescheine ausblies.
    Diese Maschine wurde nicht überall verwendet; es war ein Traktor mit einem aufgesetzten Gebläse, das beim Durchfahren der Rebzeilen in Höhe der sich bildenden Trauben ruckartig einen harten Luftstrahl ausstieß. Dabei wurde ein Teil der Blüten weggepustet. So bildeten sich weniger Beeren an der Traube, die übrigen hatten Platz zum Wachsen, standen nicht zu dicht, Wind und Sonne trockneten die Trauben besser, und sie boten Fäule und Pilzen keine Angriffsfläche. Man konnte sich den einen oder anderen Spritzendurchgang sparen.
    Statt Schätzle hatte der Freiherr von Gleichenstein an diesem Vormittag Zeit, um Henry zu empfangen. Gatow, der für die Tage nach der Challenge keinen Arbeitsplan aufgestellt hatte, wollte mitkommen, »wenn ich nicht störe«. Außerdem interessierten ihn die deutschen Freiherren. »Bei uns repräsentieren sie lieber, aber es gibt auch Ausnahmen, wie unsere Nachbarn, die Grafen von Brolio und Ricasoli, es sind sehr angenehme Zeitgenossen.«
    »Wenn du keine dummen Fragen stellst und

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