Sein letzter Fall - Fallet G
mit Geraldine… sie muss ja auf jeden Fall ein bisschen mehr über ihn wissen.«
»Natürlich. Wir werden Kontakt zu ihr aufnehmen… und höchstwahrscheinlich auch zu Ihrem Mann. Wie steht es um den Zeitpunkt? Können Sie dieses Wochenende im April etwas genauer eingrenzen… vielleicht, indem Sie in Ihrem Kalender nachschauen?«
Katrine Zilpen zuckte mit den Schultern und drückte die Zigarette aus.
»Schon möglich. Ja, das kann ich wohl… wenn es denn nötig ist.«
Polizeichef deKlerk räusperte sich.
»Das ist unbedingt nötig, Frau Zilpen. Und wir sind Ihnen äußerst dankbar dafür, dass Sie mit diesen Informationen zu uns gekommen sind. Haben Sie am Empfang Ihre Adresse und Telefonnummer hinterlassen, damit wir wissen, wo wir Sie erreichen können?«
»Ja, natürlich«, sagte sie und warf einen vielsagenden Blick auf ihre Armbanduhr.
»Noch einen Augenblick. Sind Sie und ihr Mann heute Abend zu Hause?«
Sie überlegte.
»Ich bin zu Hause. Mein Mann hat Nachtschicht, er geht gegen sechs aus dem Haus.«
»Gut. Wäre es denn möglich, dass wir zu Ihnen kommen und Ihrem Mann ein paar Fragen stellen, bevor er geht?«
Sie nickte und stand auf.
»Ich denke schon. Sie können ja vorher kurz anrufen.«
»Aber selbstverständlich.«
DeKlerk stand ebenfalls auf und streckte ihr die Hand quer über den Schreibtisch entgegen. Soweit er es einschätzen konnte, zögerte sie eine halbe Sekunde lang, bevor sie sie ergriff.
Nun ja, dachte er, nachdem sie ihn verlassen hatte. Ich habe mich auch nicht gerade in sie verliebt.
Van Veeteren und Inspektorin Ewa Moreno trafen Belle Vargas am Montagnachmittag in Darms Café am Alexander Plejn. Belle selbst hatte vorgeschlagen, dass sie sich in der Stadt treffen sollten, und nachdem sie sich an einem einigermaßen separaten Tisch niedergelassen hatten, erklärte sie auch, warum.
»Ich musste mal von zu Hause raus. Ich habe mir für ein paar Tage Urlaub genommen… Ich glaube, die Leute finden es unanständig, wenn sie herauskriegen, dass ich einfach weiterarbeite, nachdem mein Vater ermordet aufgefunden wurde. Aber ich habe einfach nichts zu tun. Diejenigen, die wissen, was passiert ist, trauen sich nicht, anzurufen und zu stören, mein Mann arbeitet, die Kinder sind im Kindergarten und in der Schule… was zum Teufel soll ich machen? Dasitzen und trauern? Mit dem Beerdigungsinstitut das Begräbnis planen? Obwohl ich das jetzt sowieso noch nicht machen kann, oder?«
»Am besten warten Sie damit noch ein paar Tage«, sagte Ewa Moreno. »Sie können sich denken, dass es in so einem Fall immer zu ein paar Verzögerungen kommen kann… aber ich kann mir denken, dass es schwer ist.«
»Im Auge des Sturms«, sagte Van Veeteren und betrachtete sie mit einer Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen. »Sie sitzen im Auge des Sturms, und das ist nie ein besonders angenehmes Gefühl. Wie fühlen Sie sich eigentlich?«
Belle Vargas holte tief Luft und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht so recht«, sagte sie. »Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass er tot ist. Und Gewissheit ist besser als Ungewissheit, wie schon gesagt… aber ich hätte mir gewünscht, dass er ein anderes Ende gefunden hätte. Das hier ist… das hier ist einfach nur schrecklich.«
Sie klapperte mit der Kaffeetasse auf der Untertasse und blinzelte ein paar Tränen fort.
»Ermordet?«, fuhr sie fort. »Mein Gott, mein armer einsamer Papa ist ermordet worden! Haben Sie jemanden in Verdacht?«
Van Veeteren wechselte einen Blick mit Moreno.
»Nein«, sagte er. »Aber wenn wir ehrlich sind, dann sind wir nicht ganz überrascht davon. Sie wissen ebenso gut wie wir, dass er seine Gründe dafür hatte, nach Kaalbringen zu fahren. Diese alte Geschichte, über die wir im Frühling gesprochen haben. Ich denke schon…«
Er brach ab, plötzlich unsicher, was er sagen sollte. Belle Vargas schnäuzte sich die Nase in ein Papiertaschentuch und schaffte es, einen Schluck Kaffee zu trinken.
»Entschuldigen Sie. Ich dachte, ich hätte mich im Griff, aber offensichtlich war das ein Irrtum. Ja, natürlich ist mir klar, dass er vielleicht irgendeiner Art Gefahr ausgesetzt war… aber trotzdem ist es schwer, das zu akzeptieren. Dann hat er also seit April da tot im Wald gelegen?«
»Offensichtlich«, gab Van Veeteren zu. »Aber glücklicherweise leidet man nicht mehr, wenn man einmal tot ist. Wir, die Trauernden, sind diejenigen, die leiden.«
Sie betrachtete ihn einen Augenblick lang mit
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