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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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deKlerk.
    Sie war eine ziemlich kräftige Frau in den Vierzigern, er meinte, sich irgendwie vage an sie zu erinnern – so wie er so langsam mehr oder weniger fast jeden Bewohner des Ortes wiedererkannte. In acht Jahren kann man zwar nicht achtundzwanzigtausend Gesichter registrieren und im Gedächtnis speichern, aber dennoch ziemlich viele.
    Katrine Zilpens Gesicht gehörte nicht zu den alltäglichen. Ganz und gar nicht. Sie hatte dichtes kupferrotes Haar, das mit Hilfe eines dünnen gelben Schals zu einer Art Ananasfrisur hochgebunden war. Markante Züge und grüne Augen in einem Ton, der ihn an das Salzwasseraquarium in Oudenberg denken ließ, wo er in seiner Jugend ein paar Sommermonate lang als Fremdenführer gearbeitet hatte.
    Wenn sie etwas weniger vulgär wäre, könnte sie schön sein, dachte er.
    Sie machte eine Art rollende Bewegung mit den Lippen (er nahm an, dass sie neue Farbe draufgeschmiert hatte, kurz bevor sie durch die Glastüren des Polizeigebäudes gegangen war, und dass das zu ihren Routinen gehörte), und fragte, ob sie rauchten dürfte. Er holte einen Aschenbecher aus einer Schublade und schob ihn auf ihre Schreibtischseite. Dann rückte er seinen Stuhl etwas zum offenen Fenster hin und bat sie zu berichten, warum sie gekommen war.
    »Diese Leiche da«, begann sie, nachdem sie die Zigarette angezündet hatte. »Ich glaube, die habe ich schon mal gesehen. In lebendigem Zustand, meine ich.«
    »Ausgezeichnet«, sagte deKlerk. »Wo und wann?«
    »Bei Geraldine’s. Irgendwann im April, ich weiß nicht genau, wann, aber auf jeden Fall war es ein Wochenende.«
    »Bei Geraldine’s«, wiederholte deKlerk und runzelte die Stirn. »Sie meinen diesen Campingplatz?«
    »Nun ja, es ist nicht gerade ein Campingplatz. Geraldines Caravan Club heißt er. Nur feste Wohnwagen, ich weiß nicht, wie Sie das nennen wollen.«
    »Draußen beim Wilgersee?«
    »Nicht ganz so weit. Nur einen Kilometer vom Fisherman’s Friend entfernt. Es ist ein Gelände mit zehn, zwölf Wagen, wir fahren ab und zu für ein Wochenende hin, mein Mann und ich. Um mal rauszukommen, das machen wir schon seit ein paar Jahren so.«
    »Im April?«, wunderte deKlerk sich.
    »Es gibt Heizung in den Wohnwagen. Zumindest in den meisten. Sie selbst wohnt das ganze Jahr dort.«
    »Wer?«
    »Geraldine Szczok. Ihr gehört das alles.«
    DeKlerk bat sie, den Namen zu buchstabieren, und schrieb ihn sich auf.
    »Und dort haben Sie also den Mann getroffen, über den wir Informationen suchen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie glauben?«
    »Ich bin mir natürlich nicht hundertprozentig sicher. Ich bin doch nicht bescheuert.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich? Das ist gut. Ja, ich habe heute Morgen dieses Foto in der Zeitung gesehen, und da ist mir sofort dieser Kerl eingefallen. Aber wenn Sie keine Hilfe haben wollen, dann soll es mir auch egal sein.«
    »Immer mit der Ruhe. Seien Sie doch nicht so empfindlich, Frau Zilpen. Übrigens, möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Nein, danke. Meine Mittagspause dauert nur noch eine Viertelstunde. Aber wie auch immer, ich gehe davon aus, dass er es war. Wir haben in einem der anderen Wagen gewohnt, die meisten standen leer, weil es ja noch so früh im Jahr war.«
    »Dann haben Sie mit ihm gesprochen? Ausgezeichnet. Und worüber?«
    »Über nichts Besonderes. Nur so Höflichkeitsphrasen…über das Wetter… und wie man in einem Wohnwagen lebt und so. Wir sind ja nur zwei Nächte geblieben, mein Mann und ich. Er war schon ein paar Tage dort, als wir ankamen.«
    »Und er hat noch dort gewohnt, als Sie wieder abfuhren?«
    »Ja. Wir haben am Sonntagnachmittag zusammengepackt und sind nach Hause gefahren. Er saß draußen vor seinem Wohnwagen… wir haben uns verabschiedet und ihm alles Gute gewünscht, wie man das so tut.«
    »Hat er seinen Namen genannt?«
    »Vielleicht den Vornamen, aber er fällt mir nicht mehr ein.«
    »Wie war er gekleidet?«
    Katrine Zilpen tat einen kräftigen Zug an der Zigarette und überlegte.
    »Jedenfalls nicht irgendwie ungewöhnlich. Jeans und Pullover und Turnschuhe wahrscheinlich… nein, ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht.«
    »Hat er Ihnen erzählt, warum er auf dem Campingplatz wohnte?«
    »Ich glaube, er hat Horst gegenüber erwähnt, dass er so eine Art Job in der Stadt hat.«
    »Horst?«
    »Mein Mann.«
    »Ach so. Eine Art Job?«
    »Ich habe noch im Kopf, dass Horst so etwas gesagt hat… aber wenn Sie das interessiert, ist es wohl das Beste, wenn Sie direkt mit ihm sprechen. Oder

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