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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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was du damit sagen willst«, erklärte sie dann. »Aber so ist es nun einmal. Verlangen ist ermordet worden, und nichts wäre schlimmer daran, als wenn es zu nichts führen würde… wir können doch irgendwie nicht zurückfallen in diese moralischen Kategorien.«
    »Das stimmt«, nickte Van Veeteren. »Du bist klug wie eine Eule, Frau. Ist dir eigentlich aufgefallen, dass ich mich da drinnen im Café fast so aufgeführt habe, als ob ich noch bei der Polizei angestellt wäre? Ich habe sogar den Schlüssel entgegengenommen.«
    »Doch, ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen«, musste Moreno zugeben.
    »Das ist aber eine verdammt hübsche Inspektorin«, sagte Inspektor Rooth. »Weißt du, ob sie verheiratet ist?«
    »Keine Ahnung«, sagte Münster.
    »Keine Ahnung? War sie nicht auch schon hier, als du das letzte Mal hier oben warst?«
    »Das ist neun Jahre her«, betonte Münster leicht verärgert. »Und soweit ich weiß, war sie zu der Zeit noch nicht verheiratet.«
    »Schön«, sagte Rooth. »Dann ist sie inzwischen sicher reif, zur Ruhe zu kommen.«
    Münster betrachtete ihn ungläubig. »Du bist unmöglich, Rooth. Absolut unmöglich. Könnten wir uns jetzt ein wenig auf das konzentrieren, was unsere Aufgabe hier sein wird, statt dein vermeintliches Liebesleben wiederzukäuen?«
    »Meinetwegen gern«, sagte Rooth. »Jedenfalls dieses Mal. Und weshalb sind wir eigentlich hier?«
    Münster musste zugeben, dass diese Frage in gewisser Weise berechtigt war.
    »Die alten Geschichten, wie ich annehme«, sagte er und hielt seinem Kollegen die Fahrstuhltür offen. »Wir sollen eine Mordsache klären… ungebeten über so viele Schwellen treten wie nur möglich, im Privatleben möglichst vieler Menschen wühlen, einen Täter finden und ihn mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dazu bringen, ein Geständnis abzulegen. Warum fragst du?«
    Rooth ging durch das Hotelfoyer ins Freie hinaus und bekam die Nachmittagssonne in die Augen.
    »Jedenfalls ist es schönes Wetter«, sagte er. »Obwohl ich glaube, dass es dieses Mal um mehr geht. Mehr als um Klinkenputzen und Herumwühlen. Würdest du Hennan wiedererkennen, wenn du auf ihn stößt?«
    Münster zögerte.
    »Ich glaube schon«, sagte er. »Zumindest, wenn ich eine Weile mit ihm verbringen könnte. Aber das ist schwer zu sagen.«
    »Na, ich denke, dass du deshalb ausgesucht worden bist«, sagte Rooth. »Weil du vor fünfzehn Jahren auch schon mit dabei gewesen bist.«
    »Wahrscheinlich ja«, stimmte Münster ihm zu. »Verdammt, wo haben wir den Wagen abgestellt?«
    »Da«, sagte Rooth und zeigte in die Richtung. »Ich möchte nur wissen, warum sie mich abbeordert haben… ich war damals nur ganz kurz dabei, eher gar nicht.«
    »Du kommst als mein Sklave mit, hast du das noch nicht begriffen?«, erklärte Münster. »Ich entwickle die Strategie, und du erledigst die groben Arbeiten.«
    Rooth schob sich eine halbe Tafel Schokolade in den Mund und zerkaute sie langsam, während sie den Markt überquerten.
    »Das glaube ich ja nicht so ganz«, sagte er, nachdem er genügend Schokolade hinuntergeschluckt hatte, um wieder reden zu können. »Es ist doch wohl eher so, dass dieser Fall einen begabten Theoretiker mit ein bisschen Durchblick braucht. Sag Bescheid, wenn du dich verrannt hast, du brauchst dich nicht zu schämen.«
    »Mein Gott«, sagte Münster und schloss das Auto auf. »Hast du wenigstens die Adresse dabei?«
    »Sure«, sagte Rooth und zog einen Zettel aus der Brusttasche. »Horst Zilpen, Donners Allee 15. Wenn du fährst, lese ich die Karte.«

35
    Auf dem Weg hinaus zu Geraldines Caravan Club berichtete Beate Moerk dem Polizeianwärter Stiller, was sie über dessen Besitzerin wusste.
    Besser, wenn er schon vorgewarnt ist, dachte sie. Schließlich ist er noch neu in der Stadt, und wenn man vermeiden kann, ins Fettnäpfchen zu treten, ist dies gewiss nicht von Nachteil.
    Geraldine Szczok oder Van der Hahn, wie sie als Mädchen hieß, gehörte zu der so genannten Beat-Generation. Verfiel früh Kerouac und floh bereits Ende der fünfziger Jahre aus ihrem gut situierten Elternhaus (Schuhe und Lederwaren) nach Kalifornien. War ein paar Jahre verschwunden und kam 1962 nach Kaalbringen mit einem kleinen Sohn zurück, von dem sie behauptete, dass er von keinem Geringeren als Eddie Cochran in einer heißen Liebesnacht in Salinas gezeugt worden war. Aber sie hatte keinen Erfolg mit ihren Prozessen hinsichtlich des Erbes des toten Rocksängers dort drüben gehabt, und

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