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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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noch mal«, sagte er. »Mir scheint, ihr wollt die fröhlichen Amateure die Arbeit machen lassen. Aber meinetwegen, eigentlich ist es nur recht und billig, dass Van Veeteren den ersten Zug hat… du würdest ihn doch wiedererkennen, oder? Das hast du jedenfalls vor einer Stunde noch behauptet.«
    Van Veeteren schob seinen Zigarettendrehapparat zurück in die Jackentasche und faltete die Hände vor sich auf dem Tisch.
    »Vermutlich«, sagte er. »Zumindest bilde ich mir das ein. Aber ich bilde mir auch ein, dass Hennan mich mit großer Wahrscheinlichkeit wiedererkennt. Wir müssen also entscheiden, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil sein kann.«
    »Du setzt also voraus, dass ihr euch Auge in Auge gegenübersteht?«, wunderte Beate Moerk sich.
    Van Veeteren runzelte die Stirn.
    »Ist vielleicht auch nicht nötig«, gab er zu. » Aber ich bin zumindest darauf eingestellt, früher oder später in so eine Situation zu kommen. Wenn er es ist.«
    Beate Moerk lächelte kurz.
    »Das war mir eigentlich schon klar«, sagte sie. »A man’s gotta do what a man’s gotta do?«
    »Hm, ja«, knurrte der
Hauptkommissar
. »Vielleicht so etwas in der Richtung. Aber wie habt ihr euch das zunächst einmal gedacht? Ich habe… ich habe keine große Lust, dem Kerl an den Hacken zu kleben, und darauf zu warten, dass er mal den Kopf dreht.«
    Bausen hatte schon eine Weile nur dagegessen und sich den Nacken gekratzt.
    »So melodramatisch muss es ja nicht sein«, stellte er fest. »Wir können es so machen: Du kriegst ein paar alte Bilder von mir, und mit denen gehst du ins Winderhuus, wenn Mister Nolan an Ort und Stelle ist, und versuchst, sie zu verkloppen. Mit oder ohne falschen Bart.«
    »Einfach so?«, fragte Van Veeteren.
    »Ja, einfach so«, sagte Bausen.
    Vielleicht lag es an der späten Stunde, vielleicht auch an etwas anderem, aber fünfundvierzig Minuten später hatte immer noch niemand einen besseren Vorschlag.
    Irgendwann gegen halb zwei, kurz bevor es ihm gelang einzuschlafen, tauchte ein neuer Gedanke in Van Veeterens Kopf auf. Der ihm ganz und gar nicht gefiel.
    Wenn, sah er widerstrebend ein,
wenn
Christopher Nolan tatsächlich mit Jaan G. Hennan identisch war, dann musste das bedeuten – laut den Informationen, die der Polizeianwärter Stiller eingeholt und in einer vorbildlichen Art und Weise präsentiert hatte –, dass er bereits zur Zeit des Axtmörders vor neun Jahren in Kaalbringen gewesen war.
    Das war eine äußerst unangenehme Einsicht.
    Möchte wissen, wie ich reagiert hätte, wenn ich das damals schon gewusst hätte, dachte Van Veeteren. Hätte das vielleicht sogar die Ermittlungen beeinflusst?
    Und als er dann endlich einschlief, begann er sofort zu träumen, dass er in einem großen Kunstmuseum herumschlich – verkleidet mit einem riesigen weißen Weihnachtsmannbart und damit beschäftigt, die Leinwände einiger der teuersten und berühmtesten Kunstwerke der Welt aus den Rahmen zu schneiden. Er erkannte Guernica und die Nachtwache und van Goghs Sonnenblumen wieder.
    Das war schon ziemlich unangenehm, aber bald wurde es noch schlimmer. Die Gemälde und der Weihnachtsmannbart waren wie weggeblasen, stattdessen wanderte er einen langen, einsamen Strand entlang. Offensichtlich auf dem Weg zu seinem eigenen Tod. Das ging aus einer Reihe gelbschwarzer, angerosteter Schilder hervor, die in regelmäßigen Abständen in den Sand gerammt worden waren, die Entfernungsangaben schrumpften schnell, und wie emsig er auch Ausschau hielt und sich anstrengte, so gelang es ihm doch nicht, auch nur einen einzigen Menschen zu erspähen, der ihm dabei hätte helfen können umzukehren… nicht einen einzigen.
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, konnte er absolut nicht begreifen, dass er sieben Stunden geschlafen haben sollte.
    Es kam ihm eher vor wie sieben Minuten.

40
    Im Laufe der Morgenstunden wurde der Plan ein wenig modifiziert.
    Inspektorin Moerk hatte durch ihren Ehemann (der in der Branche tätig war und meinte, das Winderhuus sei eine ziemlich armselige Schmuckstätte) erfahren, dass im Augenblick dort eine relativ gut besuchte Ausstellung stattfand (mit Werken zweier lokaler Künstler, auch die ziemlich armselig laut der gleichen Quelle).
    Nach ein paar Telefongesprächen kam man darin überein, dass es eigentlich genauso gut wäre, wenn Bausen selbst den Bilderhandel übernähme – während Van Veeteren die etwas diskretere Rolle eines Ausstellungsbesuchers übernehmen könnte. Wenn es mit der Identifizierung so

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