Sein letzter Fall - Fallet G
Kopfbewegung. Zupfte sich ein paar Fusseln vom Jackenärmel. Es vergingen drei Sekunden.
»Ja«, sagte er dann. »Er ist es.«
Das eisige Schweigen blieb noch eine Weile im Raum hängen, dann ließ deKlerk einen langen, pfeifenden Atemstoß hören.
»Gut«, sagte er. »Jetzt aber!«
»Du zitierst«, sagte Van Veeteren.
»Was?«
»Jetzt aber… das hat Verlangen aufgeschrieben, bevor er im April hierher gefahren ist.«
»Ach so«, sagte der Polizeichef nur und sah dabei etwas verwirrt aus. »Vielleicht kein so gutes Omen?«
»Scheiß auf Omen«, sagte Rooth. »Wir haben es hier also mit Jaan G. Hennan zu tun.«
»Es sieht ganz so aus«, sagte Van Veeteren.
Er zündete sich eine Zigarette an. Blies das Streichholz aus und stellte fest, dass die anderen abwartend dasaßen.
»Es sieht so aus«, wiederholte er langsam. »Aber ich denke, das weitere Vorgehen in dieser Sache erfordert so einige Vorplanungen. Gibt es… gibt es Einwände dagegen, dass Bausen und ich weiter in einer Ecke mit dabeisitzen?«
DeKlerk suchte in aller Eile die Zustimmung der Kollegen und bekam sie.
»Natürlich möchten wir, dass ihr weiter mitmacht«, erklärte er. »Selbstverständlich. Wir sind ja noch weit davon entfernt, den Fall an Land gerudert zu haben. Äh… wir wissen also jetzt, dass es tatsächlich Hennan war, für den Verlangen sich hier in der Stadt interessiert hat, und wir haben ihn gefunden. Aber was sonst noch gewesen ist…«
»… das ist nicht so einfach zu klären«, ergänzte Beate Moerk. »Er hat dich doch wohl nicht wiedererkannt?«
Van Veeteren schwieg einen Moment lang. Dann schüttelte er den Kopf.
»Das kann ich mir kaum denken. Ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf erkennen können. Brille und Schnurrbart reichen ziemlich weit, zumindest, wenn man die Vorstellung nicht in die Länge zieht. Nein, wir können wohl davon ausgehen, dass er mich nicht erkannt hat.«
»Mich wird er dagegen nicht so schnell vergessen«, stellte Bausen fest.
»Das tut niemand«, warf Beate Moerk ein und verzog dabei kurz den Mund. »Auf jeden Fall können wir also davon ausgehen, dass Hennan bisher noch nichts ahnend ist. Oder?«
Van Veeteren nickte.
»Hoffen wir es«, sagte deKlerk. »Aber wenn er nun hinter dem Mord an Verlangen steckt, und davon gehen wir ja aus, dann ist er doch sicher wachsamer geworden, seit wir die Leiche gefunden haben… zumindest seit es in der Zeitung gestanden hat. Und wir sind… ja, wir sind ja bis jetzt noch nicht viel weiter mit den Beweisen gekommen. Oder was meint ihr? Auch wenn wir wissen, dass er es war, haben wir bisher ja wohl kaum eine Verbindung zwischen dem Verbrechen und ihm ziehen können.«
»Nein, wohl kaum«, stimmte Rooth zu. »Mit anderen Worten: Was machen wir jetzt? Ich persönlich möchte sagen, dass ich so langsam Knoten im Kopf davon kriege, immer so verdammt diskret zu sein. Es wäre doch zu schön mit einer sauberen Hausdurchsuchung und einer Hundertwattbirne ins Gesicht von diesem Satan… Ich weiß, dass wir ihn letztes Mal damit nicht haben einschüchtern können, aber vielleicht ist er im Laufe der Jahre ja weicher geworden.«
»Glaubst du das?«, fragte Münster.
»Nein«, erwiderte Rooth. »Das sind nur Wunschträume, gerade du solltest das eigentlich wissen.«
»Also gut«, ergriff deKlerk erneut das Wort und wandte sich an Bausen und Van Veeteren an der Stirnseite des Tisches.
»Vielleicht haben unsere etwas erfahreneren Kollegen irgendwelche Ideen?«
»Oh ja«, brachte Bausen an. »Es ist natürlich so, wie Rooth sagt, und früher oder später müssen wir uns auch zu erkennen geben… ihm sagen, dass wir wissen, wer er ist, meine ich, und dass wir ihn unter Verdacht haben. Aber bis wir soweit sind, sollten wir vielleicht lieber tiefer stapeln und im Verborgenen gewisse Ermittlungen führen. Oder was meint ihr?«
»Das ist eine vollkommen richtige Einschätzung«, sagte Beate Moerk.
»Und was für Ermittlungen?«, wollte Stiller wissen.
»Genau das ist die Frage«, sagte Bausen und kratzte sich im Nacken. »Vielleicht kommen wir über die Frau weiter, aber das ist nur so ein Gedanke, der mir gerade gekommen ist, und… ja, ich weiß nicht…«
Er brach ab, aber Münster nahm den Faden wieder auf.
»Ich habe auch schon über sie nachgedacht«, sagte er. »Sollten wir uns nicht ein paar Informationen aus England besorgen? Wenn sie seit zehn Jahren hier wohnen, dann muss Hennan sie doch ziemlich kurz nach seinem Verschwinden aus Maardam
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