Sein letzter Fall - Fallet G
den Kollegen hin und her wandern.
»Da bleibt wohl nur eins«, sagte Beate Moerk. »Das Haus identifizieren. Das muss doch wohl das Erste sein.«
»Und wie?«, fragte deKlerk. »Wollen wir uns jeder in sein Auto setzen und herumfahren, bis wir es gefunden haben?«
Ein paar Sekunden lang blieb es still, jeder schien diese Möglichkeit abzuwägen.
»Nun ja«, erklärte Beate Moerk dann. »Das würde wahrscheinlich irgendwann zum Erfolg führen, aber ich glaube doch, dass wir mit einer anderen Methode schneller sind.«
»Und mit welcher?«, wollte Stiller wissen.
»Es muss doch Leute geben, die sich mit Häusern hier in der Stadt besser auskennen als wir, oder?«
»Vermutlich, ja«, brummte der Polizeichef. »Aber ich denke, dass wir unter allen Umständen den Kommissar Allgemeinheit aus dem Spiel lassen. Schließlich haben wir uns für diese Linie entschieden. Denkst du da an eine bestimmte Person, die uns behilflich sein könnte?«
»Entschuldige«, sagte Beate Moerk. »Ja, da ist mir ein Name in den Kopf gekommen. Er ist über siebzig und hat sein ganzes Leben lang hier in Kaalbringen verbracht. Er kennt jeden einzelnen Briefkasten.«
»Und wer ist das?«, fragte Polizeianwärter Stiller neugierig.
»Bausen«, antwortete Beate Moerk und öffnete das Fenster. »Der ehemalige Polizeichef. Ich glaube, es ist an der Zeit, ein wenig frische Luft hereinzulassen und eine Schachpartie zu unterbrechen.«
39
Es war halb sieben Uhr abends, als Bausen und Van Veeteren in Bausens alten Citroën kletterten und sich auf den Weg machten, um das Haus zu suchen. Es war gerade ein Regenschauer vorbeigezogen, aber der Himmel hatte sich wieder aufgeklart, und wenn keine neuen hinterhältigen Wolkenbänke von Südwesten dahergezogen kämen, sollten sie noch ein paar Stunden Tageslicht zu ihrer Verfügung haben.
Oder zumindest Dämmerlicht. Bausen hatte keinen großen Sinn darin gesehen, in der Dunkelheit zu arbeiten.
»Was habe ich gesagt?«, konnte er nicht umhin, triumphierend zu vermelden, nachdem er den Hörer nach dem Telefongespräch mit deKlerk aufgelegt hatte. »Wir haben es nicht einmal bis zum dreizehnten Zug geschafft!«
Van Veeteren hatte sich jeden Kommentar verkniffen. Dagegen hatte er sich ein wenig über Bausens Motiv gewundert. Denn während des Telefonats hatte der frühere Polizeichef erklärt, dass er ziemlich sicher sei, das Haus auf den Fotos wiederzuerkennen – und dann, als sie allein waren, hatte er zugeben, dass er diesen Schuppen, ehrlich gesagt, nie im Leben gesehen hatte.
»Warum hast du gelogen?«, hatte Van Veeteren gefragt.
»Nun ja, gelogen«, hatte Bausen geantwortet. »Ich war der Meinung, ein wenig Bewegung könnte uns nicht schaden, dir und mir. Und verdammt noch mal, diese Hütte werden wir doch wohl früher oder später aufspüren können.«
»Wenn sie sich hier in der Gegend befindet, ja«, sagte Van Veeteren.
»Nun sei nicht so kleinlich«, erwiderte Bausen.
Er hatte die beiden vergrößerten Fotos mit Hilfe einer Klemme am Armaturenbrett befestigt und ließ jetzt den Wagen an. Van Veeteren saß mit einer weiteren Vergrößerung in den Händen da: eines der vielen Motive von der Rückseite des Hauses und ein Bild, auf dem das Gesicht des Mannes am deutlichsten zu sehen war. Er hatte die körnigen Gesichtszüge studiert, seit er das Foto vor einer Stunde in die Hand bekommen hatte, hatte aber immer noch nicht sagen können, ob es sich nun um Jaan G. Hennan handelte oder nicht.
Konnte sein, konnte auch nicht sein.
Aber wenn ich ihn von Angesicht zu Angesicht vor mir habe, dachte er, dann werde ich das innerhalb von einer halben Sekunde sagen können.
»Ich denke, wir haben zwei Gebiete, zwischen denen wir wählen können«, erklärte Bausen. »Rikken und Wassingen. Die befinden sich in der richtigen Preisklasse, schließlich handelt es sich hier nicht gerade um eine Arbeiterbaracke.«
»Offensichtlich nicht«, nickte Van Veeteren. »Hast du über die Position des Fotografen nachgedacht? Ich denke, das kann uns einiges sagen.«
Bausen nickte.
»Ja, sicher. Es sieht so aus, als hätte er ziemlich ungestört von hinten knipsen können. Was darauf hindeutet, dass dort ein kleiner Wald oder eine Art Naturgebiet liegt. Auf den Frontfotos sieht es ja auch so aus. Na ja, wir werden sehen. Halte die Augen offen, wir fangen mit Wassingen an.«
Das Villengebiet Wassigen war an Kaalbringens südöstlichem Rand gelegen. Eine großzügig angelegte Bebauung mit gediegenen Einzelhäusern,
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