Sein letzter Fall - Fallet G
Henry’s nach einer halben Stunde. Es gelang ihm, den Toyota auf dem Hotelparkplatz zu lokalisieren, er warf seine Tasche auf den Rücksitz und fuhr langsam über den Aldemarckt bis zur Landemaarstraat und zu Hennans Büro. Das Wetter war an diesem Tag etwas kühler, Gott sei Dank, Wolken kamen von Südwest her angesegelt, und wenn er die Zeichen nicht ganz falsch deutete, dann würde es noch vor dem Abend regnen.
Er parkte an seiner üblichen Position und betrachtete die stummen Fenstervierecke über der Ladenreihe. Schaute auf die Uhr. Es war Viertel vor zwei. Man konnte nicht gerade behaupten, dass er seinen Beschattungsauftrag an diesem Tag mit besonders großem Pflichtgefühl oder viel Effektivität erfüllte.
Er erinnerte sich, dass er Barbara Hennan eine Art von Bericht versprochen hatte, und überlegte eine Weile, wie er den gestalten sollte.
Was zum Teufel sollte er sagen?
Dass er mit seinem Bewachungsobjekt zusammengesessen und sich verbrüdert hatte? Einen Whisky nach dem anderen mit ihm in dieser verfluchten Kneipe gekippt hatte, wie immer sie auch noch hieß? Dann besoffen wie eine Haubitze ins Bett gefallen war, weiß Gott, wann. Wenn Gott überhaupt noch wach gewesen war.
Es war kaum so gelaufen, wie man es von einem seriös arbeitenden Privatdetektiv erwartete, das begriff sogar Maarten Verlangen.
Zumindest hatte er sich nicht verplappert, so viel wusste er noch. Trotz allem hatte er Geistesgegenwart genug besessen, Hennan nicht zu erzählen, dass ihn dessen reizende Ehefrau als Privatschnüffler engagiert hatte, um herauszufinden, was Hennan in den Stunden so trieb, in denen sie selbst ihn nicht im Auge behalten konnte. Das zumindest. Nun gut.
Also in dieser Beziehung alles in Ordnung. Aber was sonst noch ließ sich über die Lage jetzt sagen?
Dass er einen halben Tag verpennt hatte und mit einem Kater dritten Grades ausgestattet war, der ihn leider etwas arbeitsunfähig machte? Dass er keine Ahnung hatte, wo sein Objekt sich im Augenblick befand?
Ob Barbara Hennan wirklich daran interessiert war, seine Dienste weiterhin in Anspruch zu nehmen – nach solchen offensichtlichen Versäumnissen? Und dafür auch noch zu bezahlen? Wohl kaum.
Also, was tun?
Das Auto!, fiel ihm ein. Hennans blauer Saab.
Natürlich. Verlangen zündete sich eine Zigarette an und begann optimistisch, in der näheren Gegend herumzulaufen. Wenn Hennan sich im Büro befand, dann müsste sein Wagen irgendwo in der Nachbarschaft stehen. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche und die Huren in Zwille.
Nach einer ganzen Weile schwerster Fußarbeit kreuz und quer durch Lindens zentralere Stadtteile konnte Verlangen feststellen, dass Hennans Auto sich nirgends befand. Nirgendwo stand ein blank polierter blauer Saab geparkt, sowieso nur zwei andere Saabs, keiner von beiden war blau, keiner von beiden besonders glänzend.
Mit anderen Worten: Es schien, als würde Hennan heute gar nicht ins Büro kommen. Eine Schlussfolgerung, die nur zu gut zum Whiskykonsum des Vortages passte, wenn Verlangen es genauer bedachte, und nachdem er zwei weitere Flaschen Selters am Kiosk auf dem Marktplatz gekauft hatte, ließ er sich auf einer Bank nieder und überlegte. Er hatte keine Telefonnummer von Hennans Firma, wusste nicht einmal, wie sie hieß, die Möglichkeit, ihn über diesen Weg zu erreichen, war also begrenzt.
Er trank die Selters in zwei Zügen aus und rülpste. Blieb noch eine Weile sitzen, und als er meinte, einen leichten Regentropfen auf seinem Handrücken zu verspüren, beschloss er, das als Zeichen zu nehmen und seine Auftraggeberin zu kontaktieren. Am besten, den Stier gleich bei den Hörnern packen, dachte er. Falls er nun weiterhin dieses leicht verdiente Geld einsacken wollte, und das wollte er.
Auch dieses Mal rief er vom Automaten vor der Schlachterei an. Ließ es zehn Mal läuten und zog dann den Schluss, dass niemand in der Villa Zephir daheim war. Oder dass zumindest niemand Lust hatte, ans Telefon zu gehen. Er trat aus der Telefonzelle und schob die Hände in die Hosentaschen. Es war inzwischen nach drei Uhr, und wie es aussah, erschien es ziemlich sinnlos, an diesem Tag noch mehr Energie auf das Objekt Hennan zu verschwenden, als er es bisher getan hatte. Und das erst recht, da er im Augenblick über höchst begrenzte Ressourcen an Energie und Geduld verfügte.
Was an den Umständen lag.
Und daran, dass der Regen jetzt so richtig einsetzte. Eigentlich kein starker Regen, aber ein dichter,
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