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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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durchdringender. Er beschloss, etwas zu essen und dann nach Hause zu fahren. Die Absprache mit Barbara Hennan besagte, dass er Jaan G. nur unter der Woche beschatten sollte. Und jetzt fehlten nur noch wenige Stunden bis zum Freitagabend. Wenn er also von Maardam aus noch einmal versuchte, sie zu erreichen, konnte er hinterher Wochenende machen, um dann am Montagmorgen seinen Dienst wieder anzutreten. Mit neuem Schwung.
    Gesagt, getan. Er aß eine Pizza Medium im Ristorante Goldoni, trank ein großes Bier und spürte, wie seine Lebensgeister so langsam wieder zurückkehrten. Viertel vor fünf kroch er in seinen guten alten Toyota, startete und fuhr nach Maardam.
    Eine Stunde später machte er einen erneuten Versuch bei der Villa Zephir, ohne eine Antwort zu bekommen, und da an diesem gottverdammten Freitag offenbar überhaupt nichts klappen wollte, ging er kurz nach neun Uhr ins Bett.
    Eine Arbeitswoche im Leben des Privatdetektivs Maarten Verlangen war zu Ende gegangen.
    »Ein Unfall«, konstatierte Kommissar Sachs und fummelte vorsichtig an seinem dünnen Schnurrbart. »Das ist natürlich die nahe liegendste Erklärung. Aber man weiß ja nie.«
    »Ganz recht«, stimmte ihm Van Veeteren zu. »Könnten wir eine grobe Zusammenfassung bekommen? Wir werden uns natürlich nachher noch mit Hennan unterhalten, aber es ist immer gut zu wissen, wo der Hund begraben liegt, bevor man den Spaten nimmt. Sozusagen.«
    Sachs räusperte sich.
    »Ja, gut. Ja, solche Fälle, in denen jemand fällt und dabei stirbt, die sind ja immer sehr verzwickt.«
    »Verzwickt?«
    »Ja, verzwickt. Wenn wir davon ausgehen, dass A und B auf dem Balkon eines Hochhauses stehen – oder an einem Felsabgrund oder wo auch immer. Und ein paar Sekunden später liegt B tot fünfzig Meter tiefer. Wie zum Teufel kann man dann beweisen, dass A ihn geschubst hat?«
    Van Veeteren nickte.
    »Oder dass er es nicht getan hat?«
    »Das Motiv«, sagte Van Veeteren. »Man versucht herauszufinden, ob es ein Motiv gibt. Wenn dem so ist, dann verhört man den Betreffenden, bis der aufgibt. Es gibt keine andere Methode, zumindest keine bessere.«
    »Aber in diesem Fall«, warf Münster ein, »da war sie doch wohl allein zu Hause, oder?«
    »Soweit wir wissen, ja«, bestätigte Sachs. »Oder es gibt zumindest bis jetzt nichts, was auf etwas anderes hindeutet. Sie scheint hier allein gesessen und sich einen angetüddelt zu haben, diese Frau Hennan, und dann ist sie wohl auf die Idee gekommen, eine Runde zu schwimmen… oder alternativ, sich das Leben zu nehmen, indem sie in das leere Becken springt.«
    Van Veeteren trank seinen Kaffeebecher aus und holte einen Zahnstocher hervor.
    »Nicht sehr wahrscheinlich«, sagte er.
    »Was?«, wollte Sachs wissen.
    »Dass sie sich das Leben genommen hat. Wie war sie angezogen?«
    »Badeanzug… ein roter Badeanzug. Du meinst, sie…?«
    »Ja. Zum einen ist es eine verdammt unangenehme Art und Weise zu sterben. Und unsicher.«
    »Ich weiß nicht, ob…«
    »Es besteht das Risiko, dass man überlebt«, verdeutlichte Van Veeteren. »Und dann bedeutet es mit größter Wahrscheinlichkeit einen Schaden fürs ganze Leben. Rollstuhl ist das Mindeste, was man zu erwarten hat.«
    »Ich verstehe. Das ist natürlich ein Argument.«
    »Aber wenn wir dennoch annehmen, dass sie diesen Weg gehen wollte, warum zum Teufel hat sie sich dann einen Badeanzug angezogen?«
    Einige Sekunden lang blieb es still.
    »Weil sie wollte, dass es wie ein Unfall aussieht«, schlug Münster vor.
    »Nicht unmöglich«, sagte Van Veeteren. »Wir werden wohl sehen müssen, ob es Dinge gibt, die diese These unterstützen. Aber im Augenblick wäre es eher hilfreich, eine kurze Zusammenfassung zu kriegen, wie gesagt. Die Situation des Ehepaars Hennan und solche Dinge… wenn ihr schon etwas habt zusammentragen können, heißt das?«
    Sachs nickte und setzte sich eine schmale Lesebrille auf. Er blätterte ein paar Mal in seinem Notizblock herum, der vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Da gibt es nicht viel«, erklärte er dann entschuldigend. »Die Hennans wohnen hier im Ort ja erst seit April. Knapp zwei Monate. Sie sind Mitte März aus den USA gekommen, haben ein paar Wochen in einem Hotel in Maardam gewohnt, während sie ein Haus zur Miete suchten… ja, das sind natürlich alles Informationen, die ich von Hennan selbst bekommen habe, aber es gibt keinen Grund, sie anzuzweifeln.«
    »Bis auf weiteres erst einmal nicht«, stimmte Van Veeteren zu.
    »Er ist in Maardam geboren, hat

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