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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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erlangt hatte.
    War Barbara Hennan am Donnerstagabend gestorben, oder handelte die Zeitungsnotiz von einer ganz anderen Frau? Während der Fahrt von Maardam nach Linden hatte er darüber nachgedacht, wie er am einfachsten Antwort auf diese Frage bekommen könnte, aber ihm war keine wirklich einfache Methode in den Sinn gekommen.
    Er konnte natürlich irgend so einen Redakteur der Zeitung anrufen, aber die würden höchstwahrscheinlich keinen Namen herausrücken.
    Er konnte bei Jaan G. Hennan vorbeischauen und ihn geradewegs danach fragen, aber etwas erschreckte ihn an dieser schroffen, direkten Alternative. Rein intuitiv. Wenn er über die Sache genauer nachdachte, dann wurde ihm klar, dass ein gewisses Gefühl der Furcht durchaus angebracht war. Ganz objektiv gesehen. Wenn Barbara Hennan tatsächlich tot war, dann lag der Hund offensichtlich woanders begraben. Sie hatte einen Privatdetektiv engagiert, um ihren Mann zu beschatten, und auch wenn die Zeitungen schrieben, dass die Polizei nicht glaubte, dass es sich um ein Verbrechen handelte… ja, verdammt noch mal, Maarten Verlangen war auch nicht erst gestern geboren. Ganz und gar nicht. Hennan war ein hinterhältiger Kerl, das war er schon vor zwölf Jahren gewesen, und sein Auftreten im Colombine hatte kaum darauf hingedeutet, dass sein Charakter sich zum Besseren gewandelt hatte.
    Deshalb erschien es naiver als erlaubt, wenn er einfach wie ein unschuldiger Zeuge Jehovas an der Tür der Villa Zephir klingeln würde. Idiotisch wäre das, sonst nichts.
    Aber welche anderen Möglichkeiten gab es?
    Er konnte die Polizei anrufen und einen vom Pferd erzählen. Vielleicht eine mögliche Alternative, wenn es ihm nur gelang, eine einigermaßen glaubwürdige Geschichte hinzukriegen. Aber es gab zumindest noch einen Weg, der deutlich einfacher zu sein schien, und er beschloss, den zuerst zu versuchen.
    Die Nachbarn.
    Die Nachbarn wussten immer Bescheid, das war ein altes, zuverlässiges Gesetz. Verlangen stieg aus dem Wagen und ging langsam auf die Villa Vigali zu, wie das Haus der Familie Trotta offenbar hieß. Es war das einzige Grundstück, das an das der Hennans grenzte, und nachdem Barbara Hennan erzählt hatte, dass sie einen lockeren Kontakt zu den Trottas hatten, wäre es doch merkwürdig, wenn sie sich bezüglich der Ereignisse am Donnerstagabend als vollkommen unwissend herausstellen sollten.
    Die
möglichen
Ereignisse des Donnerstagabends.
    Er überquerte die Straße und kam erneut an der Villa Zephir vorbei, diesmal zu Fuß. Im gleichen Augenblick fuhr ein schwarzer Peugeot in entgegengesetzter Richtung heran und hielt direkt vor dem Eingang des Nachbarhauses. Ein dunkel gekleideter Mann stieg aus – und auch wenn Verlangen nicht die Erfahrung gehabt hätte, die er trotz allem hatte, so hätte er ihn vermutlich auf jeden Fall als Polizisten identifiziert. Ohne einen Blick in irgendeine Richtung zu werfen, begab sich der Mann durch das Ziegelsteinportal, das die Einfahrt zur Villa Vigali markierte, und wurde sofort vom dumpfen Grün dort drinnen geschluckt. Verlangen blieb abrupt stehen.
    Oho, dachte er. Vielleicht ist ein zweiter Besucher im Augenblick nicht gerade angesagt.
    Aber andererseits: Wenn ein Kriminalbeamter sich veranlasst sah, die Nachbarn von Barbara Hennan aufzusuchen, dann war es eigentlich nicht mehr nötig, dass er selbst sich die gleiche Mühe machte, um Klarheit zu bekommen. Deutlicher konnte es ja kaum werden.
    Er kehrte zu seinem Wagen zurück. Wendete und fuhr zurück in Richtung Zentrum. Eine Viertelstunde später rief er von einer Telefonzelle am Bahnhof beim Polizeirevier an; eine Sekretärin war am Apparat, und er bat, mit dem Revierchef verbunden zu werden.
    Er musste eine Minute warten, dann hatte er Kommissar Sachs am Apparat.
    »Guten Tag, mein Name ist Edward Stroop«, erklärte Verlangen freundlich. »Ich habe einige Informationen zum Fall Barbara Hennan.«
    Drei Sekunden lang blieb es still.
    »Ich verstehe«, sagte der Kommissar dann. »Befinden Sie sich in Linden?«
    »Ja.«
    »Darf ich Sie dann bitten, so schnell wie möglich aufs Polizeirevier zu kommen?«
    »Selbstverständlich«, sagte Verlangen und legte auf.
    Die Sache war klar. Glasklar. Seine Auftraggeberin, Barbara Clarissa Hennan, hatte ihre Tage auf dem Boden eines leeren Schwimmbeckens beendet. Verlangen verließ das Bahnhofsgebäude und blieb eine Weile draußen auf der Treppe stehen, während er sich eine Zigarette anzündete und überlegte, was er nun tun

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