Sein letzter Fall - Fallet G
zwischen einen Bus und einen Fischwagen eingeklemmt wurde, dass auch in diesem Fall etwas dran war.
Wenn Van Veeteren glaubte, dass es dieser merkwürdige G. war, der hinter dem Tod seiner Frau steckte, ja, dann war es wahrscheinlich auch so. In irgendeiner Art und Weise.
Aber
wie?
Wie hatte er es angestellt? Gute Frage. War er aus diesem Lokal so lange entwischt, wie nötig gewesen war? War das zeitmäßig überhaupt möglich? Oder hatte er einen Handlanger gehabt?
Letzteres erschien glaubwürdiger. Einen Auftragsmörder? Das war ungewöhnlich, äußerst ungewöhnlich – wenn man nicht zu der so genannten Verbrecherszene gehörte, und dazu gehörte das Paar Hennan doch wohl nicht? Oder?
Und wie sollten sie es anstellen, ihn festzunageln?
Der Fragezeichen gab es viele, wie Inspektor Münster sich eingestand, als er auf der Straße vor seinem Reihenhaus parkte. Viele und wahrscheinlich keine, die reif genug waren, um jetzt schon wirklich geklärt zu werden, beschloss er. Nicht bevor man nicht etwas mehr darüber wusste, was der Privatdetektiv und Exbulle Verlangen noch zu bieten hatte. Und möglicherweise auch, was die Informationen über Hennan bringen könnten, die der Kommissar in den USA angefordert hatte.
Es war nicht klug, zu früh zu spekulieren, das war eine gute, alte Regel. Da war es schon besser, sich stattdessen Frau und Kind zu widmen.
Das war eine noch bessere Regel; vor allem, wenn man eine Frau hatte, die Synn hieß und die attraktivste Frau auf der Welt war. Und einen Sohn, der Bart hieß und in gut einer halben Minute lachend angelaufen kommen und sich einem in die Arme werfen würde, um in die Luft geschleudert zu werden, bis er aus vollem Herzen juchzte.
Mein Gott, dachte Inspektor Münster. Ich bin der glücklichste verdammte Bulle in der Stadt, wie kommt es eigentlich, dass ich das ab und zu fast vergesse?
Kurz nach Mitternacht, nachdem sie damit fertig waren, sich zu lieben, erzählte er Synn die Geschichte und fragte sie nach ihrer Meinung. Sie blieb eine Weile mit dem Kopf auf seinem Arm liegen und atmete direkt in sein Ohr, bevor sie antwortete.
»Ich würde mich nie im Leben in der Dunkelheit von einem Sprungturm fallen lassen«, flüsterte sie schließlich. »Nie im Leben.«
»Das ist genau das, was ich mir auch gedacht habe«, sagte Münster. »Und jetzt lass uns schlafen.«
12
Am Mittwochmorgen hatte Kommissar Van Veeteren einen Streit mit seiner Ehefrau. Es war nicht ganz klar, worum es eigentlich ging, vermutlich sprachen sie von verschiedenen Dingen. Auf jeden Fall war es Renate, die das letzte Wort hatte, indem sie mit der flachen Hand auf den Tisch schlug und erklärte, dass es kein Wunder sei, dass Erich nun einmal so war, bei dem Vater.
Van Veeteren hatte entgegnen wollen, dass ja all die guten Gene und Eigenschaften der Mutter vielleicht die Mängel kompensieren könnten, zumindest zu einem gewissen Teil, aber da hatte sie die Küche bereits verlassen. Während er die Schachaufgabe in der Allgemejne löste, überlegte er wieder einmal, warum er nicht reinen Tisch machte und ein für alle Mal auszog – und welchen Einfluss eine derartige Entwicklung wohl auf den missratenen Sohn haben könnte.
Jedenfalls konnte es nicht schlimmer werden. Soviel stand fest. Man wusste, was man hatte, aber nie, was man bekam. Wie bekannt.
Die kleine Frühstückskontroverse hatte auch eine gute Seite gehabt, wie er erkannte, als er in den Sonnenschein der Wimmerstraat trat. Sie hatte für eine Weile G. aus seinen Gedanken verscheucht, und das konnte er gut gebrauchen. Er war es nicht gewohnt, dass die Ermittlungen ununterbrochen in ihm rumorten, und was Hennan betraf, so konnte man ja noch nicht einmal von Ermittlungen sprechen. Der Fall, wenn es sich denn überhaupt um einen Fall handelte, befand sich immer noch auf Kommissar Sachs’ Schreibtisch in Linden. Die Kripo von Maardam hatte eine Art beratender Funktion inne, aber die Arbeit noch nicht offiziell übernommen.
Noch nicht?, dachte er, während er auf der Fußgängerbrücke über die Wimmergraacht stehen blieb und sich eine Zigarette anzündete. Was meine ich denn damit? Wenn es nur eine Zeitfrage ist, dann gibt es doch wohl keinen Grund, es hinauszuzögern?
Und schon gar nicht, wenn ich nachts wach liege und darüber nachgrübele. Verdammter Mist!
Am gestrigen Abend hatte er den Privatdetektiv Verlangen endlich zu fassen gekriegt. Hatte sich damit zufrieden gegeben, die Informationen von Kommissar Sachs bestätigt zu
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