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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Maarten Verlangen fuhr der Kommissar hinunter in den Keller des Polizeigebäudes und ging dort für eine Stunde in die Sauna. Wahrscheinlich handelte es sich bei dieser Aktion auch wieder um eine Variante einer Borkmann-Regel.
    Wenn du das Gefühl hast, dass dir der Kopf vor Gedanken und Tatenkraft platzt, dann klinke dich für eine Weile aus und beruhige dich erst einmal, so hatte Borkmann es ihm vor zwanzig Jahren eingeschärft. Eile mit Weile, sonst bleiben Vernunft und Scharfsinn auf der Strecke. Während er grübelnd auf der Pritsche saß, wurde ihm aber trotz allem nicht besonders viel klar, höchstens, dass diese Regel wahrscheinlich in außergewöhnlich hohem Grad gerade in diesem Fall anzuwenden war.
    Eile war das Letzte, was er jetzt brauchte, das sah er ein, als der Prozess des Schwitzens so richtig in Gang kam. Wenn G. – auf welche Art und Weise auch immer – seine Ehefrau des Lebens beraubt hatte, dann hatte er es getan, um an das Versicherungsgeld zu kommen – eins Komma zwei Millionen Gulden! Der Kommissar hatte nicht wenig Lust, einmal zu untersuchen, wie es eigentlich um die Urteilskraft und Gehirnwindungen der Herrschaften von F/B Trustor bestellt war.
    Aber sie würden unter keinen Umständen auch nur einen einzigen Gulden herausrücken, solange polizeiliche Ermittlungen liefen, so viel stand fest. Jaan G. Hennan würde es nichts nützen, zu fliehen oder sich versteckt zu halten. Versicherungsgesellschaften waren nicht gerade bekannt dafür, Leute eigenhändig aufzuspüren, um ihnen das Geld zu überreichen.
    Van Veeteren goss Wasser auf die heißen Steine, so dass der Dampf bis zum Unerträglichen aufstieg.
    Also konnte G. nur warten, sonst nichts. Darauf warten, dass die Mühlen der Justizmaschinerie in ihrem üblichen langsamen Trott mahlten. Mit anderen Worten mussten die Polizei und die Staatsanwaltschaft eigentlich nur dafür sorgen, dass ein Voruntersuchungsverfahren eröffnet wurde und die Zeit verging. Und somit dafür sorgen, dass G. schwitzte und grübelte. Zwei Monate war die normalerweise festgesetzte Zeit dafür, aber der Staatsanwalt war sicher zu ein oder ein paar Monaten mehr zu überreden, falls die Lage es erforderlich machte.
    Für den Fall, dass man nichts herausfinden würde, aber, verdammt noch mal, man würde alles daran setzen, etwas herauszufinden. Gegen einen so außergewöhnlich unsympathischen Menschen müssten sich doch wohl genügend Beweise finden lassen! Den Mörder Jaan G. Hennan!
    Und jetzt sollten alle Kräfte dafür freigesetzt werden.
    Er kippte noch einmal eine Kelle Wasser über die Steine, und plötzlich tauchte vor seinem inneren Auge das Bild eines Tiers auf. Eine Art mentaler – oder vielleicht psychophysischer – Bastard aus Drachen und Sphinx, soweit er das beurteilen konnte. Aber das Böse sprühte geradezu wie glühende Lava aus den Augen und dem Maul, und er selbst, der unerschütterliche, unbestechliche Kommissar Van Veeteren, gab wie ein… wie eine edle Rittergestalt des Lichts und der Güte seinem weißen Springer die Sporen, den langen Arm des Gesetzes wie eine Lanze oder ein aufblitzendes Schwert vorgestreckt…
    Es flimmerte ihm vor den Augen, und er wankte aus der Sauna. Mein Gott!, dachte er. Was für einen Sinn hat es, jetzt auch noch das Gehirn zu überhitzen?
    Bevor er mit Polizeipräsident Hiller zusammentreffen sollte, hatte er gemeinsam mit Münster die Richtlinien abgesteckt. Das war nicht besonders kompliziert; Münster machte sich Notizen und kam schließlich zu dem Schluss, dass die Arbeit in sechs verschiedene Richtungen weitergehen konnte. Zumindest ansatzweise.
    Zum Ersten musste eine sorgfältige Durchsuchung der Villa Zephir stattfinden. Mit Leuten von der Spurensicherung, mit Staubsaugern und dem ganzen Drum und Dran, zwar hatte G. Äonen von Zeit gehabt, alle Spuren zu beseitigen, aber man durfte trotzdem nichts dem Zufall überlassen.
    Zum Zweiten musste man Barbara Hennans Unternehmungen an jenem schicksalsschweren Donnerstag so genau wie möglich aufdecken. War sie wirklich nach Aarlach gefahren? Was hatte sie dort gemacht? Wann war sie nach Linden zurückgekommen? Warum hatte sie so große Mengen Alkohol getrunken? Et cetera. Hier gab es jede Menge Fragen, und wenn man einige klären konnte, durfte man wahrscheinlich schon dankbar dafür sein.
    Zum Dritten waren Informationen über den Hintergrund des Paares in den USA notwendig. Zunächst musste man sich wohl damit begnügen, auf die Information, die man bereits

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