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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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paar Biere gekippt, dann kam das Gespräch auf das wahre Wesen der Frau. Grouwer hatte im letzten Halbjahr ein paar Mal eine langbeinige, leckere Schönheit getroffen, aber sie war von komplizierter Natur, wie sich herausgestellt hatte. Schön wie die Sünde, wunderbar im Bett, aber mit so schlechten Nerven, dass es schon wehtat. Außerdem gefiel es ihr nicht, dass er zweimal die Woche zum Fußball ging oder dass er zum Morgenkaffee schon eine Zigarre rauchte.
    Verlangen fühlte sich ziemlich betrunken, als sie das Adenaar’s verließen, und wäre am liebsten nach Hause gegangen, aber Grouwer bestand darauf, dass sie den Abend im Jazzclub Vox in der Ruyders Allee ausklingen ließen. Nach kurzem innerem Kampf gab Verlangen nach, und beide lenkten ihre Schritte dorthin. Vor dem Club stand eine kleine Schlange, also mussten sie zwanzig Minuten in einem feinen Nieselregen verbringen, bevor sie eingelassen wurden. Zumindest Verlangen nüchterte dadurch beträchtlich aus. Und als sie also endlich drinnen eine freie Ecke gefunden hatten, genehmigten sie sich schnell jeweils einen anständigen Whisky. Der war auch nötig, um die Feuchtigkeit aus dem Körper zu vertreiben. Vier farbige Musiker spielten auf der Bühne, es war eng und verqualmt im Lokal, aber trotzdem dauerte es nur wenige Minuten, bis Verlangen Jaan G. Hennan an einem Tisch ein paar Meter entfernt entdeckte. Er saß dort zusammen mit einigen anderen Männern und Frauen, aber sie schienen keine gemeinsame Gruppe zu bilden. Um Tischplätze war es schlecht bestellt, man setzte sich irgendwohin, sobald ein Stuhl frei war.
    »Na, so was«, sagte Verlangen und zündete sich eine Zigarette an.
    »Was?«, fragte Grouwer.
    »Na, so was«, wiederholte Verlangen. »Da hinten sitzt ein Mörder.«
    »Was zum Teufel redest du da?«, fragte Grouwer und schaute sich suchend um.
    Verlangen sah sofort ein, wie idiotisch seine Bemerkung gewesen war, aber manchmal schien es so, als könnte man gewisse Äußerungen einfach nicht zurückhalten. »Da hinten sitzt ein Mörder«, das war zweifellos so eine Äußerung.
    »Ich habe nur Spaß gemacht«, sagte er. »Prost!«
    Grouwer rührte sein Glas nicht an.
    »Ich fress einen Besen, wenn du Spaß gemacht hast«, widersprach er. »Wen meinst du?«
    Verlangen trank einen Schluck Whisky. Ich bin ein Idiot, dachte er. Er wird erst Ruhe geben, wenn ich ihn ihm gezeigt habe. Ich kenne doch Grouwer.
    »Ich muss mal pinkeln«, sagte er. »Entschuldige mich einen Augenblick.«
    Grouwer nickte.
    »In der Zeit versuche ich rauszukriegen, wen du gemeint hast«, sagte er. »Wenn ich richtig geraten habe, dann gibst du ein Bier aus. Wenn ich falsch rate, gebe ich eins aus.«
    Verlangen stand auf und spürte, wie der Rausch zurückkam. Er warf schnell einen Blick auf Hennan, der dasaß und rauchte und ganz in
Take the A-train
versunken zu sein schien, den Song, der gerade auf der Bühne gespielt wurde.
    »Fahr zur Vorhölle«, sagte Verlangen und bahnte sich seinen Weg zu den Toiletten.
    Als er zurückkam, saß Grouwer da wie eine Katze, die sich einen Kanarienvogel geschnappt hatte.
    »Es ist der Typ in dem karierten Hemd«, sagte er, konspirativ zwinkernd.
    »Wer?«, fragte Verlangen und schaute sich erneut um.
    Grouwer machte eine Drehung mit dem Kopf.
    »Schräg hinter mir. Direkt an der Bühne. Neben dieser heißen Biene in Rot.«
    Verlangen spähte in die angegebene Richtung und entdeckte das Objekt. Ein kleiner, magerer Mann in den Fünfzigern mit schwarzem, sorgfältig gekämmtem Haar und einem kleinen, hässlichen Schnurrbart.
    »Verflucht«, sagte er. »Du schuldest mir ein Bier.«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Grouwer und hielt den Arm einer Kellnerin fest, die gerade vorbei ging. Er bestellte zwei Pils und eine Schale Erdnüsse.
    »Dann musst du mir aber wenigstens sagen, wen du gemeint hast«, forderte er anschließend. »Wenn ich auch aufs Klo muss, will ich doch verdammt noch mal wissen, ob ich neben einem Mörder stehe und pisse oder nicht. Das ist ja wohl das Mindeste.«
    Verlangen seufzte. Dachte eine Weile über das Für und Wider nach, während Grouwer ihn erwartungsvoll betrachtete. Leerte sein Whiskyglas bis auf den Grund.
    Ach, was soll’s, dachte er. Was spielt es noch für eine Rolle?
    Es war kurz nach halb zwei, als Maarten Verlangen nach seiner Geburtstagsfeier in sein Bett daheim in der Heerbanerstraat fiel. Was die Zehn-Bier-Regel betraf, so hatte er sie reichlich überschritten, das war deutlich zu spüren, aber er

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