Sein letzter Fall - Fallet G
März des nächsten Jahres in Denver wohnen.
Van Veeteren las den Bericht zweimal durch.
Anschließend stellte er sich vor das offene Fenster und zündete sich eine Zigarette an.
Unglaublich, dachte er. Absolut unglaublich.
Und jetzt versucht der Satan es noch einmal.
Nach dem Essen hatten auch Reinhart und Münster Hornimans Bericht gelesen, und anschließend versammelte man sich zur Beratung im Arbeitszimmer des Kommissars.
»Eine Sache ist jedenfalls schon mal klar«, sagte Reinhart und stopfte Tabak in seine Pfeife. »Ich habe in meinem ganzen Berufsleben nie etwas Verdächtigeres erlebt. Wenn Hennan nicht schuldig ist, dann werde ich den Boden küssen, auf dem der Kommissar steht und geht. Und den vom Inspektor übrigens auch.«
Münster erinnerte sich noch an das Versprechen mit dem Nägelschneiden von Van Veeteren, wagte aber keine weiteren Wetteinsätze.
»Das ist ja so offensichtlich, dass einem die Spucke wegbleibt«, sagte er stattdessen. »Wie kann er es nur wagen?«
Der Kommissar ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken.
»Das ist ja gerade das Problem«, seufzte er. »Er wagt offenbar alles Mögliche, und er weiß verdammt gut, dass es an uns ist, ihm die Schuld nachzuweisen.«
Reinhart nickte.
»Im Prinzip kann man ja einer ziemlich großen Anzahl von Frauen das Leben nehmen, wenn man es nur richtig anstellt. Wie hieß noch dieser englische König? Heinrich, der…?«
»Achte«, sagte Van Veeteren.
»Ja, der Achte, genau. Aber er war nicht hinter irgendwelchem Versicherungsgeld her, wenn ich mich recht erinnere. Er wollte nur einen männlichen Erben, hatte die Erblehre nicht richtig studiert.«
»Und er brauchte sich auch nicht so schrecklich um Gesetze, Verordnungen und die Kriminalpolizei zu kümmern«, warf Münster ein. »Das war damals ein bisschen anders.«
»Dann meint der Inspektor also, dass unser Freund G. sich um die Gesetze kümmert?«, wunderte Van Veeteren sich spöttisch. »Das wäre eine Neuigkeit.«
»Er kümmert sich nicht drum«, korrigierte Münster. »Er kennt sie.«
Reinhart zündete seine Pfeife an.
»Auf jeden Fall brauchen wir keine Liste möglicher Verdächtiger aufzustellen«, konstatierte er. »Immerhin etwas. Nun ja, und wie geht es jetzt weiter? Können wir den Teufel festnehmen? Das wäre doch wohl das Mindeste, was zu wünschen wäre.«
Der Kommissar suchte in seiner Brusttasche nach einem Zahnstocher und schaute düster drein.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte er. »G. weiß natürlich, dass er früher oder später festgenommen werden wird. Er ist auf den ganzen Zirkus vorbereitet, er hat das ja alles schon einmal im Land, wo Milch und Honig fließen, durchgemacht. Eine Art verdammte Wiederholung. Wir müssen noch einmal Kontakt mit Horniman aufnehmen, vielleicht gibt es da etwas, woran man anknüpfen könnte…«
»Ein frommer Wunsch«, sagte Reinhart. »Aber sicher. Ich kann ihn anrufen, wenn du willst.«
»Tu das«, sagte Van Veeteren. »Das Paradoxe ist dabei ja, dass dieser Bericht unsere Position nicht sonderlich verändert. Uns ist nur noch klarer geworden, was für ein Typ G. ist, und neunundneunzig von hundert Geschworenen müssten von seiner Schuld überzeugt sein. Doch das nützt ja alles nichts. Im Gerichtssaal geht es um Beweise und nicht um Glauben, wie die Herren vielleicht wissen, und wir sind gefragt, genau diese beizubringen. Beweise.«
»Beyond a reasonable doubt«, murmelte Reinhart und stieß eine Rauchwolke aus. »Irgendwie klingt das fast klassisch. Oder meine ich vielleicht eher klinisch?«
»Ist mir scheißegal, was du meinst«, entgegnete der Kommissar. »Was wir unter allen Umständen machen müssen: Wir müssen zeigen, wie er es geschafft hat, seine Frau ins Schwimmbecken zu schubsen. Und soweit ich sehen kann, gibt es da eine Alternative, die eher in Frage kommt als alle anderen. Oder?«
»Ein Mittäter«, sagte Münster.
»Genau. Wir müssen den Mistkerl finden, der die Tat für ihn ausgeführt hat… oder aber wir müssen sein Restaurantalibi platzen lassen. Dieser Verlangen spielt, gelinde gesagt, eine dubiose Rolle dabei…«
»Vielleicht können wir ihn dazu bringen, den Mund zu halten?«, schlug Reinhart vor.
»Vermutlich kein Ding der Unmöglichkeit«, nickte Van Veeteren. »Wenn auch nicht gerade ethisch korrekt. Schließlich ist er ja wichtig für das Alibi… obwohl es schon sonderbar ist, dass ein Opfer dem Täter auf diese Art und Weise zu einem Alibi verhilft…«
»… und dass
Weitere Kostenlose Bücher