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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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dem altmodischen Schild, das über der Eingangstür hing. Der Laden war einer von mehreren in einem langen ebenerdigen Gebäude im Pseudokolonialstil in einem heruntergekommenen Vorort von Pittsburgh, das nicht lange nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut und längst von den moderneren Einkaufszentren verdrängt worden war. Einige der Läden standen leer und waren zu vermieten, von den übrigen setzten mehrere das Kolonialthema fort: an der Ecke eine nach Paul Revere benannte Videothek, neben der Druckerei eine Pizzeria mit dem Namen Valley Forge.
    Das Schaufenster der Druckerei wimmelte von bunten Plakaten mit den angebotenen Dienstleistungen: »Hochzeitseinladungen – Visitenkarten – Jahrbücher – Briefpapier – Informationsdienste – Ankündigungen«. Nicht erwähnt war die eine Dienstleistung, deretwegen Parker gekommen war.
    Vor den Läden gab es Schrägparkplätze. Parker ließ den Subaru vor der Valley Forge Pizzeria stehen und ging in die Druckerei, wo eine Glocke klingelte, als er die Tür öffnete, und noch einmal klingelte, als er sie wieder schloss.
    Das Innere des Ladens war gestutzt worden, auf einen Stummel von Raum verkürzt durch eine provisorisch eingezogene billige Wand mit einer ungestrichenen Wabentür darin. Der verbliebene Raum wurde durch eine brusthohe, zur Tür ausgerichtete Theke unterteilt, die ebenfalls auf dieSchnelle aus billigen Materialien zusammengezimmert worden war. Die Vorderseite der Theke und die Trennwand waren mit weiteren Werbeplakaten und Mustern vollgepflastert. Der allgemeine Eindruck war der eines kompetenten Handwerkers mit zu wenig Kunden.
    Auf das Klingeln hin ging die Tür in der Trennwand auf, und ein Asiate in Arbeitshemd, Jeans und schwarzer Schürze kam heraus. Er war um die Vierzig, klein und schmalschultrig und hatte einen schweren, nach vorn gereckten Kopf sowie Augen, die zutiefst misstrauisch und skeptisch durch runde Brillengläser blinzelten. Parker wusste, dass der Drucker Kim Toe Kwai hieß und Koreaner war.
    Er und Parker trafen sich an der Theke, und Kim sagte: »Ja? Kann ich Ihnen helfen?« Doch unter dieser professionellen Höflichkeit lauerte eine unübersehbare Skepsis, die Überzeugung, dass dieser neue Kunde ihm auf keinen Fall helfen konnte, weil das niemand konnte.
    »Ein Mann namens Pete Rudd hat gemeint, ich sollte mich mit Ihnen in Verbindung setzen«, sagte Parker.
    Die misstrauischen Augen verengten sich, der Mund wurde zum Schlitz. »Ich kenne niemanden dieses Namens«, sagte er.
    »Schon in Ordnung«, sagte Parker. »Ich sage Ihnen, was ich brauche, und wenn ich wieder weg bin, können Sie ja in Ihrem Adressbuch oder wo immer nachsehen, ob Sie einen Pete Rudd kennen, ihn anrufen und ihn fragen, ob Sie mit einem Mr. Lynch Geschäfte machen sollten. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Kim holte ein Auftragsformular unter der Theke hervor und nahm einen Stift, der mit Schnur und Reißzwecke an der Theke befestigt war. Er schrieb »Lynch« auf das Formular. Dann fragte er: »Sie wollen Prospekte gedruckt haben?«
    »Stimmt«, sagte Parker, und während Kim »Prospekte« eintrug, nahm er eine laminierte Karte aus seiner Tasche und dazu zwei Passfotos, eines von sich selbst und eines von Wycza. Die Karte war ein echter Dienstausweis eines Troopers des Staates New York. Er legte sie auf die Theke, damit Kim sie sehen konnte, behielt aber einen Finger darauf. »Das Original muss ich zurückbekommen, unbeschädigt.«
    Kim musterte den Ausweis mit zusammengekniffenen Augen und sah dann stirnrunzelnd zu Parker auf. »Der ist echt«, sagte er.
    »Genau. Deshalb muss ich ihn zurückbekommen.«
    Cathman hatte ihn in den Unterlagen einer Behörde aufgestöbert: einen absolut echten Ausweis eines Troopers, der zur Zeit wegen der Anschuldigung, Beweismittel gegen einen Angeklagten gefälscht zu haben, vom Dienst suspendiert war. Ob der Trooper nun entlastet wurde oder nicht, Cathman musste den Ausweis auf jeden Fall möglichst bald zurückbringen.
    Kim zeigte auf das Foto von Parker und dann auf den Ausweis. »Sie wollen das«, sagte er und zeigte auf das Foto von Wycza und erneut auf den Ausweis, »und das.«
    »Stimmt.«
    Kim kritzelte etwas auf das Auftragsformular und schrieb dann in die Preisspalte am rechten Rand »Je 500 $«.
    Parker legte die flache Hand auf das Formular. Als Kim ihn fragend ansah, nahm Parker ihm den Stift aus der Hand und strich, ohne das Formular umzudrehen, das »Je« aus. Er legte den Stift hin, griff nach seinem Portemonnaie

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