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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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Straßenrand, während Wycza das Tor abschloss und dann auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Er schloss die Tür und fragte: »Was Größeres hast du nicht gefunden?«
    »Die sind alle gleich«, antwortete Parker und fuhr Richtung Innenstadt los.
    Wycza nahm die kleine Bombe aus seiner Jackentasche, stellte sie auf Viertel vor zwei Uhr nachts ein und legte sie ins Handschuhfach. Es würde unmöglich sein, sämtliche Fingerabdrücke von dem Auto zu entfernen, also war es das beste, das Auto aus der Welt zu schaffen.
    Auf der State Street fuhren sie rechts ran und hielten vor einer Bar mit Schindelverkleidung. Fast sofort kam Lou Sternberg in dunkelblauem Nadelstreifenanzug, hellblauem Hemd und rotgemusterter Krawatte aus dem Lokal, überquerte raschen Schritts den Gehsteig und setzte sich hinten ins Auto. »Ich hatte eigentlich auf eine Limousine gehofft«, sagte er.
    »Sie sind doch nur ein Abgeordneter«, sagte Wycza.
    Parker fädelte sich wieder in den Verkehr ein und fuhr bergab, Richtung Innenstadt und Fluss.
    Die Spirit of the Hudson hatte einen eigenen Parkplatz auf der Landseite eines umgebauten alten Lagerhauses, das bis zur Ankunft des Casinoschiffs mehrere Jahre leergestanden hatte. Jetzt war das Erdgeschoss teilweise mit leuchtender Farbe, Plastiktrennwänden, Transparenten und hübschen Mädchen mit Strohhüten herausgeputzt worden, und das war der Bereich, in dem die Kunden bedient wurden, ihre Tickets bezahlten, die Erklärungen unterschrieben, mit denen sie die Betreiber des Schiffs von jeglicher Haftung für alle erdenklichen Schäden entlasteten, und die kleine Tüte in Empfang nahmen, in der sich ihre Geschenke befanden: ein Faltblatt mit den Regeln für die Glücksspiele, die an Bord angeboten wurden, eine Karte des Flussabschnitts, den sie befahren würden, Anstecknadeln und Baseballmützen mit dem Schiffslogo und ein Zettel, auf dem stand, dass Chips für die Spiele nur mit Bargeld in amerikanischer Währung bezahlt werden konnten; keine Kreditkarten.
    Parker, Wycza und Sternberg ignorierten diesen normalen Zugang. Am hinteren Ende des Lagerhauses führte eine asphaltierte Straße zum Kai, wo die Vorräte an Bord geschafft werden würden. Parker fuhr dort hinab, und als er an das Wärterhäuschen kam, ließ er sein Fenster herunter und sagte: »Abgeordneter Kotkind.«
    »Oh, ja, Sir!« Offenbar war die Parole ausgegeben worden: Behandelt den Politfuzzi gut, kann sein, dass wir einen Konvertiten bekommen. Der Wärter beugte sich tief hinab, lächelte Sternberg auf dem Rücksitz zu und sagte: »Guten Abend, Herr Abgeordneter.« Und dann zu Parker: »Fahren Sie einfach weiter da runter und dann rechts. Sie können gleich dort unten parken, wo die Fahrgäste an Bord gehen.«
    »Danke«, sagte Parker und fuhr weiter.
    Ein hübsches Mädchen mit einem Strohhut auf dem Kopfund einem Klemmbrett in der Hand sah sie kommen, kam angetrabt und begrüßte sie mit einem rekordverdächtigen Lächeln. Sie schaute Parker an und fragte: »Sind Sie der Abgeordnete?«
    »Auf dem Rücksitz«, sagte Parker. »Kann ich den Wagen hier stehenlassen?«
    »Ja, natürlich, kein Problem. Hier wird ihm nichts passieren.«
    Das allerdings stimmte nicht ganz. Parker und Wycza stiegen aus, doch das Mädchen öffnete die Hintertür für Sternberg, der finster blickend ausstieg und fragte: »Sind Sie meine Begleiterin?«
    »Nein, Sir«, sagte sie. »Jemand an Bord wird sich um Sie kümmern. Wenn Sie nur bitte –«
    »Mir wär’s lieber«, sagte Sternberg, der es für das Beste hielt, gleich von Anfang an schwierig zu sein, »wenn mich diese Person hier abholen und an Bord begleiten würde.«
    »Aber gern.« Sie lächelte tapfer weiter, zog ein Funksprechgerät aus einem Hüfthalfter und sagte: »Lassen Sie mich nur kurz auf dem Schiff anrufen.«
    Während sie leise in das Gerät sprach, sahen Parker, Wycza und Sternberg zum Strom der Fahrgäste hinüber, die aus dem Lagerhaus kamen und auf dem durch rot-weiß-blaue Schragen begrenzten Weg zu der kurzen Gangway gingen, über die sie an Bord gelangten; die Gangway hatte Wände und ein Dach aus rot-weiß-blauem Segeltuch. Die Menschen wirkten glücklich und voll freudiger Erwartung. Es war zwanzig vor acht, und auf dem Schiff liefen schon eine Menge Fahrgäste herum. Freitag abend – auf der Spirit of the Hudson würde es voll werden.
    »Schauen Sie sich das arme Mädchen in dem Rollstuhl an«, sagte Sternberg. »Aber spielen kann sie.«
    »O ja, Sir«, sagte das Mädchen betont

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