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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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der ihr den Piepser abgenommen hatte, schaute zu dem anderen falschen Trooper hinüber, der bei George stand. »Klebeband«, sagte er und steckte die Pistole ein.
    »Kommt.«
    Der andere griff in seine Jacke und zog eine kleine Rolle Klebeband heraus. Er warf sie dem ersten zu, schaute dann nach unten und sagte: »George, ich hab dir doch gesagt, du sollst dich aufsetzen.«
    »Ja. Ja. Sofort.« Er wollte nicht noch einmal geschlagen werden und erst recht nicht, dass noch was Schlimmeres passierte. Er rappelte sich auf und rutschte noch ein Stück weiter von dem Alarmknopf weg. Er konnte ihn sehen, dort unter seinem Tisch. Aber keine zehn Pferde hätten ihn dazu gebracht, sich diesem Knopf zu nähern, auch nicht, wenn er damit seinen Job hätte retten können.
    Der falsche Trooper bei Susan Cahill rollte etwas Band ab und sagte zu ihr: »Hände hinter den Rücken.«
    »Fällt mir ja gar nicht ein!« Sie verschränkte die Arme unter ihren Brüsten und sah den Mann hasserfüllt an. »Wenn Sie glauben, Sie kommen damit durch, dass –«
    Da schlug er sie, mit der flachen linken Hand, aber mit aller Kraft, es klang fast so, wie wenn ein Schläger auf einen Baseball trifft. Alle im Raum fuhren bei dem Geräusch zusammen, George, Pete, Helen, Ruth und Sam. Die drei Gangster fuhren nicht zusammen.
    Susan Cahill taumelte von der Ohrfeige und starrte den falschen Trooper an. Der kam näher und fragte, als wollte er die Antwort wirklich wissen: »Sind das deine Zähne?«
    Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Was?«
    »Ob das deine Zähne sind.«
    Sie begriff nicht, warum er das fragte, traute sich aber plötzlich nicht, ihm nicht zu antworten. »Ja.«
    »Willst du sie behalten?«
    Diesmal kam die Antwort leiser, kleinlauter. »Ja.«
    »Hände hinter den Rücken.«
    Sie nahm die Hände hinter den Rücken und zitterte jetzt vor Angst, aber George sah, dass Wut und Empörung immer noch in ihr tobten, dass sie nur klug genug war, sie zu unterdrücken. Der falsche Trooper fesselte ihr mit dem Klebeband die Handgelenke und wollte ihr dann auch den Mund zukleben, aber sie drehte den Kopf weg. Er hielt inne und sah sie an, und als er noch einmal mit dem Klebeband kam, wehrte sie sich nicht mehr. Während er es ihr über den Mund klebte, sagte er: »Wenn ich ein böser Mensch wäre oder wenn Sie mich reizen würden, würde ich Ihnen das auch über die Nase kleben. Und jetzt setzen Sie sich hin.« Er nahm ihren Arm, um ihr zu helfen, sie setzte sich auf den Boden, und er fesselte ihr auch die Füße.
    Unterdessen hatte der falsche Abgeordnete alle herumkommandiert, Helen, Ruth und Sam – namentlich – befohlen, mit ihrer Arbeit weiterzumachen, also mit dem Geld und den Chips zu hantieren und unbedingt alles genauso zu machen wie sonst. Zum Beispiel durften sie nicht mehr oder weniger in den Rohrpostbüchsen nach oben in den Käfig des Kassierers schicken als sonst.
    »Ich sag euch auch, warum«, sagte er. »Es ist nicht euer Geld, und es wäre blöd, dafür zu sterben. Die Gesellschaft istversichert, ihr bekommt euer Gehalt weiter. Wenn es Ärger gibt, gehen wir vielleicht in den Knast, aber ihr geht mit Sicherheit dabei drauf. Also seid kooperativ, und diese kleine Unannehmlichkeit ist bald vorbei. Pete?«
    Pete fuhr wieder zusammen, wie vorhin bei der Ohrfeige. »Ja? Was ist?«
    »Sachte, Pete, beruhige dich. Ja, so ist’s brav. Hier ist eine Plastiktüte. Ich möchte, dass du die mit dem Geld von Georges Arbeitsplatz füllst, der wird nämlich heute nicht mehr weiterarbeiten.«
    »In Ordnung.«
    Als Pete mit der Plastiktüte – groß genug für einen Mülleimer – herüberkam, war der eine falsche Trooper gerade mit Susan Cahill fertig und warf das Klebeband wieder dem anderen zu, und der sagte: »Okay, George, jetzt kommst du dran. Hände hinter den Rücken.« Er steckte seine Pistole ein, und der andere zog gleichzeitig seine wieder hervor.
    »Entschuldigen Sie«, sagte George, »tut mir leid, aber ich bin –«
    »Komm schon, George.«
    Keine langen Erklärungen, nicht bei diesen Typen; nur kurze Erklärungen. »Ich habe Asthma!« platzte George heraus.
    Der große Mann schaute ihn an. Er schien wirklich interessiert. »Ach ja? Schon lange?«
    Auf diese Frage war George nicht gefasst. »Seit fünfzehn Jahren«, sagte er. »Und – ich kann nicht ständig durch die Nase atmen, leider, also wenn Sie mir mit dem Klebeband –«
    »Hab schon verstanden, George«, sagte der große Mann. »Wenn du wirklich so schlimmes Asthma hast,

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