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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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vielen verschiedenen Gruppen von Leuten und er mittendrin wie ein Getreidekorn in einer Scheißmühle. Jeder dieser Menschen konnte ihn im Handumdrehen vernichten, und die meisten hatten Grund dazu. Wie in Drei Teufels Namen sollte er durch diese Stromschnellen manövrieren und wohlbehalten auf der anderen Seite ankommen?
    »Ich sollte einfach abhauen«, sagte er laut vor sich hin, während er in das kalte Wasser hineinwatete. Düster, verzweifelt, ohne sich auch nur vorzumachen, dass es doch eine Hoffnung gab, watete er zu seinem Boot hinüber, warf seine Sachen auf den Boden und kletterte hinein.
    Es ging nicht anders. Man entkommt seinem Scheißschicksal nicht, basta.
     
    Er ließ sich weiß Gott Zeit, dieser Abgeordnete. George hatte Schwierigkeiten, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, die eingehenden Zahlen, die hinausgehenden Zahlen, solange diese drei schweigenden Männer sich in dem Raum bewegten, auf und ab gingen, hin und wieder stehenblieben, um einen bestimmten Vorgang genau zu beobachten. Wenigstens stellten sie keinerlei Fragen. Aber ihre Anwesenheit störte und erzeugte eine unbehagliche Atmosphäre im Raum.
    Jetzt stand der Abgeordnete dicht bei George, gleich rechts neben ihm, und sah zu, wie er eine Büchse aufdrehte, etwas in seinen Computer eingab, die Scheine in die Fächer in der Schublade und den Beleg in sein Fach legte, Chips im entsprechenden Gegenwert abzählte –
    Er lag auf dem Boden. Er hatte keine Ahnung, was passiert war, er war nur einen Moment lang desorientiert und in Panik. Warum liege ich auf dem Boden? Herzinfarkt?
    Er lag auf der rechten Seite auf dem Boden und spürte einen stechenden Schmerz an der linken Kopfseite. Er blinzelte, dachte, er sei gestürzt und ohnmächtig geworden, und der Schmerz strahlte von einem Punkt dicht über dem linken Ohr aus. Als er aufschaute, sah er den größeren der beiden Trooper, der neben ihm stand, ihn aber nicht ansah, sondern über ihn hinweg zu den anderen Leuten im Raum schaute, auf sie zeigte, etwas sagte –
    Eine Waffe. Er zielte mit einer Waffe. Einer Pistole. Er zielte mit einer Pistole auf die Leute im Raum und sagte: »Hände auf die Schreibtische. Helen, Ruth. Mach schon, Sam, du willst doch nicht sterben.«
    Dann eine andere Stimme – das musste der andere Trooper sein: »Pete, Hände auf den Kopf. Susan, wenn Sie nach Ihrem Piepser greifen, sind Sie tot.«
    Der hat mich geschlagen , dachte George, und das fand ernoch unglaublicher als die Pistole und die Äußerungen der beiden. Wir sind doch keine Kinder auf dem Schulhof, wir prügeln uns nicht, wir machen –
    Das ist ein Raubüberfall.
    Der Schock, dass man ihn geschlagen hatte, dass er plötzlich auf dem Boden lag, dass ihm der Kopf so furchtbar weh tat, dass ein Fremder mit einer Waffe hier war, hatte George so benebelt, dass er erst jetzt – nach dreißig Sekunden? vierzig? – begriff, was das zu bedeuten hatte. Die Strolche waren dabei, das Schiff auszurauben!
    Der Große, der ihn geschlagen hatte – wahrscheinlich mit der Pistole – schaute jetzt auf George hinab. Er richtete die Pistole nicht auf ihn, aber das brauchte er auch nicht, dieser kalte Blick reichte. »George«, sagte er, »du kannst dich aufsetzen, die Beine kreuzen und die Hände auf die Knie legen. Aber komm ja nicht mit dem Fuß in die Nähe von dem Knopf, George.«
    Er weiß es! Die wissen alles. Die kennen meinen Namen !
    Plötzlich ging eine Welle von Schuldgefühlen durch George, und er verdrehte sich, um nach Pete und Susan Cahill zu sehen. Die werden denken, ich war’s! Sie werden denken, ich bin derjenige, der diesen Typen alles erzählt hat, und ich verliere meinen Job und komme ins Gefängnis!
    Der Abgeordnete – nein, das ist kein Abgeordneter, es ist alles ein Schwindel – durchsuchte gerade Pete, während der andere falsche Trooper, der ebenfalls eine Waffe in der Hand hielt, den Piepser von Susan Cahills Gürtel abnahm. Pete wirkte verängstigt, aber Susan Cahill sah stinksauer aus. Beide waren ganz auf die Vorgänge konzentriert und merkten nicht, dass George zu ihnen herübersah, deshalb schaute George rasch woandershin. Kein schlechtes Gewissen zeigen,sagte er sich. Tu nichts, was den Verdacht auf dich lenken könnte.
    Susan Cahill sagte plötzlich mit vor Wut zitternder Stimme: »Das ist ungeheuerlich! Wie können Sie es wagen, sich so aufzuführen! Die Polizei schnappt Sie, und Avenue Resorts wird keine Gnade kennen, darauf können Sie sich verlassen!«
    Der falsche Trooper,

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