Sein letzter Trumpf
lange Zeit konnte er nicht einschlafen.
Nur Ruth war noch an ihrem Platz an der Theke und hantierte mit Rohrpostbüchsen, so wie sie aus dem Käfig des Kassierers herunterkamen. George sah die anderen, Pete, Helen, Sam und Susan Cahill, die alle genau wie er am Boden saßen, mit dem Rücken an der Wand, mittels Klebeband zu Schweigen und Unbeweglichkeit verurteilt. Eine Art unterschwelliger Panik löste ein leichtes Rasseln in seinen Atemwegen aus, das ihm angst machte, doch er wusste, dass er es unter Kontrollehatte, dass er, wenn nicht noch etwas passierte, atmen konnte, bis das hier zu Ende war.
Was jetzt kurz vor eins aus dem Käfig des Kassierers herunterkam, waren überwiegend eingelöste Chips und nur noch selten Geld von einem hartnäckigen Verlierer, der dafür noch einmal Chips haben wollte. Zu dieser Zeit war überhaupt nicht mehr viel los, und es wäre vernünftig von den Gangstern, sich jetzt aus dem Staub zu machen, bevor sie einen Teil ihrer Beute an Gäste verloren, die jetzt oben abkassierten, und das schien ihnen auch bewusst zu sein. George sah, wie sie einander Blicke zuwarfen, sich zunickten oder Handzeichen gaben, und dann ging der eine, der Susan Cahill geohrfeigt hatte, hinüber und machte die Tür auf, die Tür, durch die sie hereingekommen waren und die nie geöffnet wurde – wäre sie doch nie geöffnet worden! –, und stieg die Treppe hinauf.
George wusste, dass dort oben ein Wachmann Dienst tat, obwohl er ihn nie gesehen hatte; der Mann saß an einem Schreibtisch auf dem Absatz am oberen Ende der Treppe. Er musste den Gangster mit Susan Cahill gesehen haben, als sie herunterkamen, und würde keinen Verdacht schöpfen, wenn er jetzt die Treppe heraufkam; seine Aufgabe war es nur, zu verhindern, dass jemand die Treppe hinunterging .
Ja. Da kam er, ein vierschrötiger junger Mann in hellbrauner Uniform. Er wirkte verstört, wütend und verängstigt und hatte die Hände auf seiner Uniformmütze verschränkt, und das Holster an seiner Seite hing leer herab, dafür hatte der Räuber jetzt zwei Waffen, in jeder Hand eine, und warf mit der Hacke die Tür zu, nachdem sie beide hereingekommen waren.
Der große Typ, der George gefesselt hatte, ging lächelnd zu dem Wachmann hinüber und sagte: »Willkommen an Bord, Jack. Du bist doch Jack?«
Der Wachmann schaute ungläubig auf die vielen gefesselten Menschen. Er schaute auf den großen Mann. Dann brach es aus ihm hervor: »Um Himmels willen, das können Sie doch nicht machen!«
Der große Mann lachte. »Weiß ich schon«, sagte er. »Aber wir sind nun mal böse Buben. Nimm die Hände auf den Rücken, Jack.« Dann lachte er wieder und sagte zu dem mit den zwei Pistolen: »Böse Buben, wie gefällt dir das?« Zu dem Wachmann sagte er: »Ich bin froh, dass du nicht Tim heißt, deswegen verpass ich dir keinen Magenschwinger, obwohl du die Hände noch nicht auf dem Rücken hast. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.«
Der Wachmann riss seine Arme nach hinten, wie ein Ertrinkender die Arme hochreißt, und als er die Hände auf dem Rücken hatte, fesselte der große Mann sie mit Klebeband, klebte ihm dann den Mund zu, half ihm, sich hinzusetzen, und fesselte ihn auch an den Füßen.
Währenddessen beobachtete George, wie der Mann, der sich als Abgeordneter ausgab, als bewaffneter Räuber aber viel glaubwürdiger wirkte, einen kleinen Schraubenzieher hervorholte und damit den Schaltkasten an der Außentür öffnete, der Tür in der Bordwand, durch die George und die anderen am Ende jeder Schicht nach draußen gelangten und durch die das Geld in den Geldtransporter geschafft wurde, und George sah, dass der Mann die dort eingebaute Alarmanlage außer Gefecht setzte. Wenn diese Tür geöffnet wurde, solange das Schiff in Bewegung war, sollte auf der Brücke ein Alarm losgehen; das würde jetzt nicht mehr passieren.
Überrascht dachte George, du meine Güte, die haben das alles bis ins kleinste geplant.
Carlow schob Noelles Rollstuhl in den Aufzug. Die vier anderen Leute darin lächelten ihr zu, sie lächelte schwach zurück, und ihre Müdigkeit war vermutlich echt. Carlow ging es genauso; es war die längste Nacht, die er hier erlebt hatte.
Als die Aufzugtüren sich eine Ebene tiefer öffneten, verschwanden die anderen vier Richtung Toiletten, das Paar, das hier gewartet hatte, stieg mit einem Lächeln für die müde Noelle in den Aufzug, und Carlow schob den Rollstuhl zu der Tür hinüber, hinter der sich die in den Tresorraum
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