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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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glitt ganz vorsichtig von dem Stuhl und ließ sich auf alle viere nieder. Die Kerle hinter ihm redeten, machten es sich bequem, öffneten und schlossen die Kühlschranktür. Eine Bierdose wurde aufgemacht.
    Die Fliegendrahttür, die von der Veranda herunterführte, ging nach innen auf. Becker kroch hinüber, ertastete die Tür und zog sie ein Stück auf; wie durch ein Wunder quietschtesie nicht. Er hielt sie mit der linken Hand fest, drehte sich in eine sitzende Stellung und rutschte dann auf dem Hinterteil vorwärts durch die Tür, bis seine Füße die Holzstufe zwischen Veranda und Erde fanden.
    Vorsichtig glitt er hinaus und rutschte auf die Stufe, was verdammt schwierig war, ohne dass die Tür zufiel, aber er schaffte es und hielt zum Schluss die Hand zwischen Tür und Rahmen, bis er aufstehen konnte und den Knauf erreichte. Er stieß die Tür nur ein Stückchen auf, um seine Hand herauszuziehen, und schloss sie dann behutsam wieder.
    Draußen war es dunkel, nur aus den Fenstern fiel Licht. Becker schlich sich dicht an der Hauswand entlang, spähte ins Küchenfenster und sah drei Männer, alle mit einer Bierdose in der Hand.
    Biker. Zwei große alte Elefantenbullen, mit Bart, Pferdeschwanz und Bierbauch, und ein junges Frettchen, alle drei in dem schwarzen Leder, auf das diese Jungs so standen. Einer war der Anführer, er sagte den anderen gerade, wo sie sich für den Hinterhalt postieren sollten; der eine in dem Zimmer, der in dem anderen.
    Becker ging wieder auf die Verandaseite, weg vom Licht, und lief rasch um das Nachbarhäuschen herum zu seinem Pickup. Von dort aus sah er im Licht aus dem Wohnzimmerfenster drei große Motorräder. Davon war er also wach geworden, vom Krach der Harleys. Ein Glück.
    Als er den Pickup mietete, hatte er das Birnchen der Innenbeleuchtung herausgeschraubt, deshalb blieb es dunkel im Wagen, als er die Beifahrertür öffnete. Hinter der durchgehenden Sitzbank befand sich ein schmaler Stauraum, an den man herankam, wenn man die Lehne vorklappte. Nicht viel Platz dahinten, aber ausreichend für die Schrotflinte, die er aus dem Kofferraum seines Streifenwagens genommen hatte,bevor er ihn in den Graben gefahren hatte; außerdem passten noch die beiden Handfeuerwaffen hinein, die er immer dabeihatte, seine Dienstwaffe, ein Smith & Wesson Model 39, eine 9-mm-Automatik mit einem Magazin für acht Patronen, und seine Zweitwaffe, ein kleiner Smith & Wesson .38 Chiefs Special, ein leicht zu verbergender Revolver mit einem fünf Zentimeter langen Lauf.
    Für den Augenblick ließ er die Automatik im Wagen, steckte den Revolver ein für den Fall, dass er jemanden aus der Nähe erledigen musste, und ging wieder zu dem beleuchteten Haus zurück, die Flinte schussbereit in der Hand.
    Und jetzt endlich sah er auf die Uhr: fünf vor zwei! Mann Gottes, die mussten jeden Augenblick zurückkommen! Er musste diese Männer loswerden und die Lichter ausmachen.
    Jetzt wird’s doch wieder kompliziert, verdammter Mist, es läuft wieder schief. Sieh zu, dass du’s auf die Reihe kriegst. Lass nicht zu, dass wieder alles unaufhaltsam auf eine Katastrophe zusteuert wie bis jetzt noch jedes Mal, das ist die letzte Chance, die letzte Chance. Die letzte Chance.
    Den Anführer zuerst. Becker bewegte sich vorsichtig weiter, duckte sich unter den Lichtbündeln durch und fand ihn im Schlafzimmer neben der Küche, im Halbdunkel, wo er geduldig wartend durch die Tür zur Küche schaute. Er hielt eine Bierdose in der linken Hand und in der rechten eine große Automatik ähnlich der, die Becker im Pickup zurückgelassen hatte.
    Pass jetzt bloß auf. Du musst jetzt alles erledigen. Damit es wieder einfach wird.
    Becker legte die Spitze des Flintenlaufs auf den Holzrahmen am unteren Rand des Fliegenfensters. Das Fenster selbst war offen, also war nur der Fliegendraht im Weg. Er fokussierte auf einen weiter vorn liegenden Punkt und sah denFliegendraht gar nicht, zielte mit der Flinte sorgfältig auf die Mitte des Kopfes, genau auf den Knoten des Pferdeschwanzes. Langsam krümmte sich sein Finger am Abzug.

TEIL VIER

 
    EINS
     
    »Wir haben das Licht nicht angelassen«, sagte Parker, und im selben Moment fiel ein Schuss, oben, am Ufer.
    Er hielt beide Pistolen in den Händen, die eine, die er in einem Schulterhalfter aufs Schiff mitgenommen hatte, und die andere, die er dem Wachmann auf der Treppe abgenommen hatte. Eigentlich hatte er sie beide in den Fluss werfen wollen, als sie von Bord gingen, aber jetzt drehte er

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