Sein letzter Trumpf
sich um und legte den Lauf des Colt Python an Hanzens Schläfe. »Kehren Sie um«, sagte er, ganz leise, weil Schall über Wasser weit trägt. »Bringen Sie uns hier weg.«
Hanzen gehorchte ohne Widerrede, überhaupt ohne jede Reaktion, als hätte er mit so etwas gerechnet.
»Weißt du was?« sagte Wycza genauso leise wie vorher Parker. »Ich hab mir doch gedacht, dass das alles zu glatt läuft.«
»Fahren Sie zu Ihrem Anlegeplatz«, sagte Parker.
»Ach du Scheiße«, sagte Hanzen nur. Hinter ihnen knallte ein zweiter Schuss und unmittelbar danach noch einer.
Parker hatte Hanzen nicht hundertprozentig vertraut, doch er hatte gemeint, dass er schon mit ihm klarkommen würde, falls ein Problem auftauchte. Aber warum fielen da oben Schüsse? Hatten die Leute auf das Boot geschossen? Wozu hätte das gut sein sollen?
Gute drei Minuten lang sagte keiner etwas, während Hanzen das Boot flussabwärts schräg zur Flussmitte hin steuerte. Sie waren von oben gekommen, und Hanzens Anlegestellewar noch weiter unten. In diesen drei Schweigeminuten hielt Parker den Lauf des Python Hanzen an die Schläfe, und Hanzen klammerte sich grimmig an sein Steuer und schaute stur geradeaus, fragte nichts und erklärte nichts.
Schließlich tippte Parker Hanzen mit dem Revolverlauf leicht an den Kopf. »Ich kann Sie nicht hören«, sagte er.
»Sie kennen die Story«, sagte Hanzen. Es klang verbittert.
»Nicht die ganze.«
»Scheiße, Mann, ich weiß doch auch nicht alles. Wer schießt denn dahinten? Kann ich mir ums Verrecken nicht denken. Vielleicht haben die sich vollgedröhnt und schießen auf kleine grüne Männchen. Zuzutrauen wär’s ihnen.«
Das war möglich. Oder es gab noch mehr Mitspieler. »Wie vielen Leuten haben Sie eigentlich erzählt, was ich vorhabe?« fragte Parker.
»Nur denen, die mich unter Druck gesetzt haben«, sagte Hanzen, »und die kennen Sie.«
»Die haben Ihnen unsere Geschichte mit dem Restaurant nicht abgenommen, stimmt’s?«
»Ein Geschäftsmann droht nicht damit, eins von ihren Motorrädern plattzumachen. Sie haben zu sehr den starken Mann markiert, deshalb wollten die mehr über Sie wissen. Aber das ist wohl Ihre Art, wahrscheinlich können Sie nicht anders.«
»Worum geht’s hier eigentlich?« wollte Wycza wissen.
»Drei Biker«, sagte Parker. »Freunde von Hanzen.«
»Keine Freunde«, sagte Hanzen.
»Die dealen miteinander«, sagte Parker. »Die haben mich einmal gesehen, zusammen mit Hanzen, und wir haben ihnen erzählt, dass ich einen Standort für ein Restaurant am Fluss suche. Anscheinend haben sie das nicht geglaubt und sind neugierig geworden.«
»Wie gesagt, die haben mich unter Druck gesetzt«, wiederholte Hanzen.
»Wenn ich Sie mir so ansehe, mein Freund«, sagte Wycza, »würde ich sagen, dass man Sie nicht erst groß unter Druck setzen muss.« Er wandte sich Parker zu: »Hanzen hat also seinen Bikerkumpels gesagt, wo sie uns mit ein bisschen Kleingeld in der Tasche finden würden.«
»Und ist als erster hingegangen«, sagte Parker.
Lou Sternberg hatte die ganze Zeit geschwiegen; er saß auf dem Boden des Bootes, weil sein Gleichgewichtssinn nicht so gut war, dass er in dem fahrenden Boot hätte stehen können. Doch jetzt sagte er: »Parker, warum gibst du dich überhaupt noch mit diesem Clown ab? Der Fluss ist doch tief genug, oder nicht?«
»Ohne ihn finden wir seinen Landeplatz nicht«, sagte Parker.
»Genau«, sagte Hanzen, »und das wissen wir alle. Ich bringe Sie zu mir – Sie wollen doch bestimmt meinen Wagen.«
»Natürlich.«
»Na bitte«, sagte Hanzen. »Ich bring Sie da hin, Sie gehen an Land, Sie legen mich um, Sie schnappen sich mein Auto, ich bin alle Sorgen los, aber Ihre hören noch lange nicht auf.«
»Vielleicht kommt’s ja doch nicht so«, sagte Parker. »Immerhin kooperieren Sie, und Sie haben denen erst was gesagt, als die Sie gezwungen haben.«
»Machen Sie mir keine Hoffnungen«, sagte Hanzen, »das ist pure Zeitverschwendung.«
Was wahrscheinlich stimmte. Deshalb log Parker ihn nicht weiter an.
»Ihn unter Druck gesetzt«, sagte Wycza verächtlich. »Siehaben ihn unter Druck gesetzt, den Ärmsten. Grimassen geschnitten und ›Buh‹ gemacht.«
»Stimmt«, sagte Hanzen, »das haben sie auch gemacht. Aber sie haben mir auch ein paarmal in die Eier getreten, haben mich so gegens Schienbein getreten, dass ich rote Narben davon hab, ich kann sie Ihnen zeigen, haben mir die Arme verdreht, bis ich dachte, sie sind gebrochen, und mir die Kehle
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