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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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zugedrückt, bis ich ohnmächtig geworden bin.« Er wandte sich vom Lenkrad ab, ohne es aus den Händen zu lassen, und musterte Wycza von Kopf bis Fuß. »Sie sind ein Riesenkerl«, sagte er, »deshalb denken Sie, so was kann Ihnen nicht passieren. Wenn es dann doch mal passiert, wenn sich sieben oder acht Mann auf Sie stürzen, nicht um Sie umzubringen, sondern nur, um Ihnen weh zu tun, denken Sie an Greg Hanzen.«
    »Mach ich«, versprach Wycza.
    »Und denken Sie dran, dass ich Ihnen auch das gesagt hab: Die haben ein sagenhaftes Konzentrationsvermögen, diese Jungs vergessen nie was. Sie hören nicht auf. Sie hören einfach nicht auf, egal, wie lange es dauert, bis Sie ihnen sagen, was sie von Ihnen hören wollen.«
    »Ich werd auch daran denken«, sagte Wycza.
    »Gut.« Hanzen drehte sich wieder um. »Wir sind gleich da«, sagte er und nahm Kurs aufs Ufer.
    Es war immer noch möglich, dass Hanzen etwas anderes vorhatte, deshalb behielt Parker beide Waffen in den Händen und spähte zum undurchdringlich schwarzen Ufer hinüber, während das Boot langsamer und der Fluss hinter ihnen breiter wurde. Unvorstellbar, dass diese Flussratten sich in so einer Finsternis zurechtfanden. Und trotzdem schafften sie es.
    »Ich setz das Boot aufs Ufer«, sagte Hanzen. »Dann können Sie besser aussteigen.«
    »Gut«, sagte Parker.
    »Ich hoffe, Sie erledigen die, und nicht umgekehrt«, sagte Hanzen. »Auf die hab ich nämlich einen Hass.«
    »Wir tun, was wir können«, sagte Parker.
    Jetzt war das Ufer ganz nahe. Der Mond schien schwach, nur so, dass er sich in einer Glasscheibe spiegelte, wahrscheinlich der Windschutzscheibe von Hanzens Auto. »Wo sind die Autoschlüssel?« fragte Parker.
    »In meiner Tasche. Warten Sie, bis wir stehen.«
    »Gut.«
    »Festhalten.«
    Hanzen stellte den Motor ab. Plötzlich herrschte prickelnde, schwebende Stille, und dann schrammte der Kiel des Bootes über Steine im Schlamm, hob sich, rutschte ein Stück das Ufer hoch und kam mit einem Ruck zum Stehen. Hanzen griff in seine Tasche, brachte einen Schlüsselbund zum Vorschein und gab ihn Parker. »Er zieht nach links«, sagte Hanzen.
    Wycza stieg als erster über die Bordwand ans Ufer und half dann Lou Sternberg. Parker sprang hinaus, und Hanzen sprang nach ihm. Dann stand Hanzen einfach da und wartete.
    Wycza fasste Hanzen am Ellbogen und ging mit ihm ein Stück das Ufer hinauf, zu der ovalen Lichtung, die jetzt sehr dunkel war. Sie blieben stehen, und Wycza trat zur Seite. »Greg«, sagte er.
    Hanzen drehte den Kopf, und Wycza verpasste ihm mit der Rechten einen Kinnhaken. Hanzen fiel in sich zusammen wie eine Marionette, wenn man die Schnüre durchschneidet.
    Wycza wandte sich den anderen zu. »Okay, fahren wir«, sage er. »Das ist ja schon wieder so ein winziges Auto. Lou, du sitzt hinten.«
    »Dan, er ist nicht tot«, sagte Sternberg.
    »Ach, was soll’s«, sagte Wycza. »Wenn er aufwacht, ist alles aus und vorbei, egal, was wir machen. Das ist doch bloß so ein armer dummer Clown. Er hat uns einerseits geholfen und andererseits geschadet. Wie ich ihm zugehört hab, draußen auf dem Wasser, hat er mir fast ein bisschen leid getan. Okay?«
    Parker und Sternberg sahen sich an. Verraten werden, gelinkt werden, in einen Hinterhalt gelockt, und dann sollte man nichts gegen den Typ unternehmen, der das gemacht hatte? Andererseits stimmte es natürlich, dass Hanzen keine Bedrohung mehr für sie war, und das mit dem Hinterhalt hatte ja aus irgendwelchen Gründen nicht geklappt. Außerdem war Töten nie eine gute Idee, es sei denn, es fiel einem sonst nichts ein.
    »Und jetzt«, sagte Wycza, »hat er einen gebrochenen Kiefer, singen und tanzen wird er also nicht mehr so bald.«
    Parker zuckte die Achseln, Sternberg ebenso. »Na ja, in einem Punkt hat Hanzen sich geirrt«, sagte Parker und ging, die Schlüssel in der Hand, auf den kleinen Hyundai zu. »Seine Sorgen ist er nicht los.«

 
    ZWEI
     
    Parker fuhr. Wahrscheinlich machte er einen weiten Umweg, weil er erst auf die Hauptstraße hinaus und dann nach Norden fuhr, aber er kannte die vielen Nebenstraßen hier nicht, schon gar nicht nachts. Trotzdem mussten sie unbedingt noch vor Mike und Noelle die Ferienhäuschen erreichen, weil die beiden ja nicht wussten, dass sie dort in einen Hinterhalt gerieten. Sie konnten aber vom Schiff aus nicht eher als kurz vor drei dort sein, und selbst wenn er den Umweg machte, konnte Parker es bis halb drei schaffen.
    Sie schwiegen fast während der ganzen

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