Sein letztes Tabu
Fälle ab, hörst du?”
“Ja, ja.” Sie strich sich das Haar aus der Stirn und drehte sich zu Nick um. “Vielen Dank für den schönen Abend.”
“Wollen wir weitermachen, mit dem Video, meine ich, wenn du wiederkommst?”
Cat lächelte. “Nein. Aber später gern, okay?”
“Von mir aus jederzeit.” Nick sah sie ernst an, seine Stimme klang enttäuscht. Er strich ihr kurz über die Wange, als sie an ihm vorbei zur Tür ging.
“Ich komme mit dir nach oben.” Luke trat schnell neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
“Lass mich erst mit ihr sprechen, ja?”
“Natürlich.” Er legte ihr die Hand unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Cat erbebte unter seiner Berührung. “Du brauchst nur abzulehnen, das weißt du doch. Wenn du eisern dabei bleibst, wird Faith es schon begreifen.”
Sie stand draußen auf dem Balkon, als er eine Viertelstunde später nach oben kam.
“Wie war’s?”, fragte er und trat neben sie ans Geländer. Das Telefon lag hinter ihr auf dem kleinen Tischchen.
Früher standen lediglich zwei bequeme Liegen, ein kleiner Tisch und ein paar leere Bierkisten auf dem Balkon. Heute konnte er jedem Dschungel Konkurrenz machen. Überall wucherten Pflanzen in braunen Tontöpfen, rankte und blühte es. Im Grunde fehlte nur noch ein Papagei. Doch Cat schien dafür momentan keinen Sinn zu haben. Sie starrte vor sich hin, das Gesicht blass und die Lippen zusammengepresst.
“Sie will wieder heiraten”, stieß sie leise hervor.
“O Cat.” Luke legte ihr liebevoll den Arm um die Schultern, und sie lehnte sich an ihn. Sanft streichelte er ihr den Arm und küsste sie zärtlich auf den Kopf. “Ich habe mir schon so was gedacht, weil es kein R-Gespräch war.” Wenn Faith Geld brauchte oder nicht wusste, wo sie bleiben sollte, oder sich einsam fühlte, telefonierte sie immer per R-Gespräch. Diese Frau saugte ihre Mitmenschen wirklich aus bis aufs Blut.
“Wann soll denn die Hochzeit sein?”
“Nächste Woche. Diesmal in Arizona. Sie will, dass ich wieder Brautjungfer bin.”
“Wie zartfühlend von ihr. Und dann noch sozusagen fünf Minuten vor zwölf anzurufen und zu erwarten, dass du gleich alles stehen und liegen lässt und zu ihr eilst.”
Cat wandte den Kopf und lächelte ihn traurig an. “Es ist am Wochenende, keine große Sache. Allmählich kann Faith mich auch nicht mehr überraschen.”
“Und der Wievielte ist das nun? Der neunte?”
Cat zuckte mit den Schultern. “Es ist der Mann ihrer Träume. Sie hörte sich zumindest glücklich an.”
“Dann hat er sicher genug Geld.”
“Das behauptet sie auch. Er heißt Chandler Roberts und ist ihr Schönheitschirurg.”
“Wie praktisch. Da ist er ja schon gut mit ihr beschäftigt. Wirst du denn wieder Brautjungfer spielen?”
“Ja.” Sie lachte kurz und bitter. “Ich werde mir wohl allmählich auch mal ein paar geschmacklose Glitzerkleider zulegen müssen, um die Männer zu betören.”
“Aber das entspricht doch gar nicht deinem Typ.”
“Nein?” Sie sah ihn an. “Was für ein Typ bin ich denn?”
Zärtlich, liebenswert, verdammt sexy. “Praktisch, vernünftig, bodenständig.”
“Oh, vielen Dank. Mit anderen Worten, vollkommen anders als meine Mutter.”
Er runzelte die Stirn. “Und die ist?”
“Sexy, voller Leben, schön.”
“Ich würde eher sagen, unsensibel, laut, geliftet und gestrafft. Die Frau ist doch eine wandelnde Kunstfigur.”
Cat musste lachen. “Wie ist es, kommst du mit zur Hochzeit?”
“Ja, wie immer.”
“Gut. Ich hol mir eben was zu trinken. Möchtest du auch etwas?”
“Nichts zu trinken, aber bring die Kekse mit, wenn du wiederkommst.” Luke sah auf die Bucht hinaus. Glücklicherweise hatte sich Cat allmählich mit den ständigen Hochzeiten ihrer Mutter abgefunden. Allerdings war Luke sich nicht sicher, ob ihre Gelassenheit nicht nur gespielt war. Es machte ihr sicher etwas aus, zu sehen, wie ihre Mutter einen Mann nach dem anderen heiratete, ohne daran zu denken, was wohl in ihrer Tochter vorging. Nach wie vor verwunderte es ihn, dass Cat unter diesen Bedingungen überhaupt an eine Ehe für sich selbst dachte.
Luke hatte schon als Kind gewusst, dass für ihn eine Ehe nicht infrage kam. Einer von beiden Ehepartnern würde immer bitter enttäuscht werden. Und selbst wenn die Erwachsenen sich im Guten trennten, waren doch immer die Kinder die Leidtragenden.
Nach der Scheidung seiner Eltern hatte seine Mutter sich so an ihn geklammert, dass er manchmal
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