Sein letztes Tabu
musst auch stark genug sein, ihn herauszuziehen.”
“Aber ich kann nicht. Ich möchte ihn nicht zwingen. Ich möchte nur, dass …”
“… dass er dich so sehr liebt wie du ihn.” Er sah sie nachdenklich an. “Luke ist eine harte Nuss, wie du weißt. Der Beschützerinstinkt ist bei ihm besonders intensiv ausgebildet.”
“Aber er soll sich um Himmels willen nicht verpflichtet fühlen.”
“Er wird sich immer für dich verantwortlich fühlen. Du hast doch sonst keine richtige Familie. Luke wird dich niemals im Stich lassen.”
“Willst du damit sagen, dass Luke tut, was ich will, weil er sich für mich verantwortlich fühlt?”
“Nein. Ich will damit sagen, dass Luke glaubt, dass er dir deinen Willen lässt, weil er sich verantwortlich für dich fühlt.”
“Na und? Ist das nicht das Gleiche?”
“Nein.” Nick nahm sich ein Stück kalte Pizza vom Teller. “Luke will dich, Cat, er sehnt sich nach dir. Glaub mir, ich kenne ihn. Aber er wehrt sich gegen dieses Gefühl mit ganzer Kraft. Und wir beide kennen seinen starken Willen. Erinnerst du dich noch daran, als er das Rauchen aufgeben wollte? Kein Problem für ihn. Oder als wir uns vornahmen, einen Monat kein Bier anzurühren. Ich wurde schon nach vierzehn Tagen schwach, aber er hielt die vollen dreißig Tage durch.”
“Aber wenn er mich will”, sagte Cat frustriert, “warum nimmt er mich nicht einfach? Warum wehrt er sich dagegen? Ich verstehe das nicht. Ich bin hier. Ich liebe ihn. Verdammt, Nick, was soll das alles?”
“Ist dir aufgefallen, mit welchem Typ Frau er sich normalerweise abgibt?”
“Ja.” Cat ließ verzagt den Kopf hängen. “Mit den kleinen Zierlichen, blond oder brünett, mit großem Busen und sehr attraktiv und sexy.” Sie hob den Kopf. “Wieso fahren Männer eigentlich immer auf einen bestimmten Typ ab?”
“Attraktiv und sexy bist du auch, aber, davon abgesehen, hast du bemerkt, dass dieser Typ dir nicht im Geringsten ähnelt?”
“Das ist nicht sehr ermutigend.”
“Die wesentliche Bedingung scheint zu sein, dass die Frau dir nicht ähnlich sieht. Das finde ich sehr aufschlussreich.”
“Ich weiß nicht, mich bringt das überhaupt nicht weiter.”
“Ich möchte dich nur noch mal an Lukes erstaunliche Willenskraft erinnern. Außerdem ist er stur wie ein Maulesel. Er braucht länger, als ich dachte, um einzusehen, dass du kein Kind mehr bist, sondern eine eigenständige Frau. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass er sich dauernd mit neuen Frauen umgibt, um sich von der einen fernzuhalten.” Bevor er noch erklären konnte, was er damit meinte, hämmerte jemand kräftig an die Tür.
Nick grinste vielsagend. “Wenn man vom Teufel spricht …”
9. KAPITEL
E s hörte sich so an, als wollte jemand die Tür einschlagen. Wenn es Luke war, würde es auch nicht mehr lange dauern. Cat setzte sich auf und lächelte Nick triumphierend an.
“Hallo, Nick? Bist du zu Hause?”
Nick knipste schnell die Lampe aus, zündete drei Kerzen an und bedeutete Cat, ihr Haar in Unordnung zu bringen und sich kräftig die Lippen zu reiben. “Ich komme gleich!”
“Wo kommst du denn her? Aus Peru?” Luke fiel fast in den Raum. “Ist Cat … ach, da bist du ja.” Er sah sich misstrauisch um. “Wieso ist es hier so kalt und dunkel?”
“Nick hat sich eine Klimaanlage angeschafft. Toll, was?”
“Was soll das denn? Die verbraucht doch nur eine Unmenge an Energie.” Er musterte den Raum, sah die Kerzen, die Weingläser, die Kissen auf einer Seite des Sofas. Er runzelte die Stirn, als er Cat in ihrem kurzen Top und den Shorts auf dem Sofa sitzen sah. Die Lippen sahen rot und geschwollen aus, das Haar war zerzaust, die Brustspitzen hart und gut sichtbar.
“Wie war denn dein ‘Geschäftsessen’?”, fragte Cat und streckte die nackten Beine lang auf dem Sofa aus.
“Die Kundin war begeistert.”
“Das kann ich mir vorstellen”, sagte Cat leise. “Möchtest du ein Glas Wein?” Sie griff nach der Flasche in dem Weinkühler.
“Nein. Deine Mutter ist am Telefon.”
Sie sah ihn überrascht an. “Meine Mutter?”
“Ja. Oben in meinem Apartment.”
“Und du lässt sie da am Telefon hängen?” Nick setzte sich auf die Sofalehne und legte Cat den Arm um die Schultern. “Woher ruft sie denn an?”
“Keine Ahnung.”
Cat stand auf und suchte nach ihren Sandalen. “Als ich zuletzt von ihr hörte, war sie in Portugal.”
“Du wirst ja gleich erfahren, wo sie ist und was sie will. Aber lehn auf alle
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