Sein letztes Tabu
leise auf. Nur mit eiserner Willenskraft widerstand er dem Verlangen, sie sofort hier auf dem Bootsdeck zu nehmen. Aber er wollte sie nicht erschrecken.
Luke liebkoste ihre Unterlippe mit der Zungenspitze, und sofort spürte auch er ihre Zunge auf den Lippen, frustriert, hungrig. Dann öffnete sie leicht den Mund, und Luke bedeckte ihn mit den Lippen – und dann küsste er sie. Sie erwiderte den Kuss mit einer Leidenschaft, tief und wild, dass er meinte, den Verstand verlieren zu müssen. Er zitterte vor Verlangen, ihm schwindelte, und er hatte den Eindruck, sich nicht auf den Füßen halten zu können. Es war lächerlich, eine vollkommen übertriebene Reaktion auf einen kleinen harmlosen Kuss.
Aber der Kuss war nicht harmlos. Er war heiß und wild und der Ausdruck wachsender Leidenschaft.
Stopp!
Luke hob schwer atmend den Kopf. “Das sollte erst mal reichen.”
Sie sah ihn an, fast blicklos, mit feuchten Lippen, die Wangen gerötet.
“Hm, nicht schlecht.” Sie schüttelte leicht den Kopf, wie um in die Wirklichkeit zurückzufinden. “Wie Nick wohl küsst?”
Am Abend des nächsten Tages hatte Cat sich tief in die Kissen auf Nicks Sofa gekuschelt. Der Fernseher lief, aber Cat hatte die Augen geschlossen und stellte sich zum hundertsten Mal Lukes Gesicht nach dem Kuss vor. War er ärgerlich gewesen, schockiert von ihrer Schamlosigkeit? Sie wusste es nicht.
Auch jetzt noch fühlte sie diese merkwürdige Mischung aus Ruhe und Erregung, die sie während des Kusses empfunden hatte. So, als wenn sie aus dem Dunkel der Nacht zu einem erleuchteten Haus gekommen wäre, in die Fenster gesehen und drinnen alles erblickt hätte, was sie sich jemals in ihrem Leben gewünscht hatte. Sie hätte die Tür nur zu öffnen brauchen.
Da hatte Luke sich leider daran erinnert, dass er noch eine Verabredung hatte. Sie waren im Eiltempo zum Hafen zurückgefahren und hatten den Motor benutzt, was Nick gar nicht passte, der lieber gesegelt wäre. Zu Hause hatte Luke dann in Windeseile geduscht, sich umgezogen und war aus der Tür gestürzt, als sei der Leibhaftige hinter ihm her.
Cat hatte gelogen und ihm gesagt, sie hätte auch noch was vor. Sie war dann ins Kino gegangen, in irgendeinen langweiligen deutschen Film. Obwohl sie den Eindruck hatte, die ganze Nacht nicht geschlafen zu haben, hatte sie Luke nicht nach Hause kommen hören. Aber als sie am Morgen die Schlafzimmertür öffnete, um im Park zu joggen, hatte er in tiefem Schlaf auf dem Sofa gelegen.
Cat berührte kurz ihre Lippen. Merkwürdig, dass sie sich noch genauso anfühlten wie gestern. Als Luke sie küsste, hatte sich in ihr etwas grundlegend verändert. Ihr war mit einem Mal klar geworden, dass sie erst jetzt wusste, was Liebe war. Bisher war sie von der sexy Erscheinung von Luke Van Buren, von seiner männlichen Ausstrahlung so überwältigt gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie sie ihm immer mehr verfiel. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihn liebte, von ganzem Herzen und für ihr ganzes Leben.
Einen Versuch wollte sie noch wagen, um herauszufinden, ob auch Luke sie auf diese Art und Weise lieben könnte. Aber sie war realistisch genug, sich nichts vorzumachen. Luke würde sich nie auf nur eine Frau festlegen. Würde sie mit ihm schlafen können, ihn lieben und dann einfach weggehen, wenn er an ihr nicht mehr interessiert war?
Ja. Denn sonst würde sie nie erfahren, wie es mit ihm war, und würde sich ihr ganzes Leben danach sehnen. Immerhin würde sie die Erinnerung an ihn in sich tragen, an seine Leidenschaft und seine Lust. Das würde genügen müssen.
Cat drückte das Kissen fest an sich. Aber wenn er nun nicht wollte? Er hatte es ja offenbar sehr eilig gehabt, von ihr wegzukommen, auch wenn er diesmal nicht so rücksichtslos gewesen war wie vor neun Jahren. Vielleicht sollte sie alles so lassen. Luke hing an ihr, das wusste sie. Vielleicht sollte sie sich damit zufriedengeben. Die Gefahr war zu groß, alles zu verlieren.
“Du, Nick?”
Nick stellte den Ton ab und sah Cat lächelnd an. “Möchtest du über den Kuss sprechen?”
“Nein.”
“Hast du Angst?”
“Allerdings.” Cat presste das Kissen fester an die Brust. “Er hatte es gestern so eilig, als hätte ihm jemand das Dach über dem Kopf angezündet. Wie war er denn heute im Büro?”
“Irgendwas hat tatsächlich gezündet.” Wieder grinste Nick, und seine Grübchen vertieften sich. “Du warst gestern fantastisch, Mädchen, glaub mir. Der Fisch hängt am Haken, aber du
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