Sein letztes Tabu
nur wenig geredet, und auch jetzt war sie eher wortkarg. “Nein, lass nur. Es ist ja nur für zwei Nächte. Ich bin nicht wegen der Aussicht gekommen.”
“Sondern nur wegen des Spektakels?”
Cat nahm die in Leder gebundene Speisekarte des Zimmerservice hoch und lächelte kurz. “Sie muss sich jedes Mal noch übertreffen.” Sie überflog die Seiten. “Wenn ich mal heirate, dann mache ich ein einziges Riesenfest.”
Wenn ich mal heirate, diese Worte schnitten ihm ins Herz. “Hast du vor, bald zu heiraten?”
Sie sah ihn mit einem rätselhaften Blick an. “Komm, wir wollen was essen gehen, Van Buren. Ich bin fast am Verhungern.”
Vermisste sie Nick bereits? Schon der Gedanke war qualvoll. Luke saß auf dem breiten Bett. Die Bettdecken waren zurückgeschlagen, und ein Stück Konfekt lag auf dem Kopfkissen. Er musste daran denken, wie es wäre, wenn Cat an seiner Seite …
Das wird nie passieren. Sie schien kaum zuzuhören, als er ihr von seinem Gespräch mit Nick erzählte. Aber so waren die Frauen. Sie taten uninteressiert, es sei denn, die Männer schlugen sich um sie.
“Wollen wir essen gehen oder uns was vom Zimmerservice kommen lassen?”, fragte sie.
“Wenn du nicht zu müde bist, würde ich lieber in ein Restaurant gehen.” Er war nicht fähig, noch länger hier mit ihr in dem Zimmer mit diesem großen Bett allein zu sein. Es war neun Uhr abends. Die Hochzeit würde morgen Abend um sechs stattfinden. Ob Faith es wohl fertigbrachte, ein paar Minuten für ihre Tochter zu erübrigen? Seit zwei Jahren hatte sie Cat nicht gesehen.
Cat griff gerade nach ihrer Handtasche, als es an der Tür klopfte. Sie sahen sich kurz an. “Ich mach schon auf”, sagte Luke schnell.
Faith stand draußen vor der Tür. In dem weißen seidenen Hosenanzug sah sie aus wie ein Model aus der Vogue. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Luke sie mit seines Vaters Augen. Makellos, strahlend. Die zierliche, aber wohlproportionierte Figur. Das glänzende Haar in der Farbe von dunklem Honig. Aber anders als sein Vater durchschaute er sie. Sie verlangte viel von anderen Menschen und gab wenig zurück.
Er trat einen Schritt zurück und öffnete die Tür weit. “Guten Abend, Stiefmama.”
“Oh, Lucas, was für eine wundervolle Überraschung!” Sie berührte einmal kurz seine Wange und drückte ihm dann einen schwarzen Kleidersack in den Arm. “Bitte, leg das irgendwo hin, sei so lieb. Und wo ist meine Süße?”
“Hallo, Mutter.”
Faith trat mit ausgestreckten Armen auf Cat zu. “Lass dich ansehen. Oh, mein Liebes, ich vergesse immer, dass du ja schon erwachsen bist.”
Ihre Hände berührten sich kurz, und wie immer in Faith’ Gegenwart fühlte Cat sich groß und unbeholfen. Ihre Hände waren feucht vor Verlegenheit, und sie hasste sich für diese kindische Reaktion.
Faith musterte die Tochter langsam von oben bis unten und schüttelte missbilligend den Kopf. “Sag mir, Kind, kaufst du denn immer noch in diesen grässlichen Billigläden? Und mit den hohen Absätzen überragst du jeden Mann. Außerdem sehen deine Füße riesig aus.”
“Sie ist nicht größer als ich”, kam Luke Cat zu Hilfe und legte ihr tröstend den Arm um die Taille. “Und ich bin überzeugt, sie hat die hübschesten Füße seit Cleopatra. Außerdem finden nur diejenigen sie zu groß, die zu klein sind, um ihre Größe zu schätzen. Was die Kleidung anbetrifft, Cat hat einen so guten Geschmack, dass sie auch in den Sachen vom Flohmarkt noch fantastisch aussehen würde.”
Seine Hand fühlte sich warm und tröstend an, und seine Verteidigung tat Cat wohl.
“Wie süß von dir”, sagte Faith mit einem halben Lächeln. “Immer Kavalier, nicht wahr, Lucas? Cat, ich bin nur vorbeigekommen, um dir dein Kleid für morgen zu bringen. Ich habe schon einen Termin beim Friseur für dich, morgen um neun. Dein Haar ist ja so wild wie eh und je. Ich werde Milo sagen, er soll es ein bisschen glätten, nachdem er es geschnitten hat.”
“Da wird kein einziger Zentimeter abgeschnitten”, sagte Luke nur. Er sah Cat an. “Oder?”
“Nein.” Ihre Mutter hatte dem Friseur sicher schon genaue Anweisungen gegeben, so wie sie es auch früher schon getan hatte. Cat dachte mit Schaudern an die asymmetrische Frisur, unter der sie damals entsetzlich gelitten hatte. Aber es hatte gar keinen Sinn, mit ihrer Mutter zu diskutieren. Sie würde den Termin morgen einfach absagen. “Wie geht es dir, Mutter? Und wie dem glücklichen Bräutigam?”
“Ich weiß es
Weitere Kostenlose Bücher