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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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Ed­ward stand nur da und starr­te auf sei­ne ver­stüm­mel­te Frau und es schoss kein ein­zi­ger Ge­dan­ke durch sei­nen Kopf.
    Fast eine gan­ze Mi­nu­te ver­strich, be­vor sich der ers­te Ge­dan­ke bil­de­te.
    Wo ist Ja­son?
    Ja­son wuss­te, dass er et­was Schreck­li­ches ge­tan hat­te. Sei­ne Mut­ter zu töten war weitaus schlim­mer als das, was er der Pros­ti­tu­ier­ten an­ge­tan hat­te. Er hat­te kei­ner von bei­den weh­tun wol­len. Er hat­te ein­fach nur das über­wäl­ti­gen­de Ge­fühl mit ih­nen tei­len wol­len, die Lust, die er emp­fun­den hat­te. Er hat­te sich ge­wünscht, dass sie ihn ver­stan­den und mit ihm fühl­ten, da­mit er sich nicht mehr so fremd und so al­lein vor­kam. Aber statt­des­sen hat­te er sie bei­de zer­stört.
    Er wan­der­te durch die Straßen, den Lei­chen­sack aus La­tex über sei­ne Schul­ter ge­wor­fen, den er mit sei­nen spär­li­chen Hab­se­lig­kei­ten ge­füllt hat­te. Er war sich nicht si­cher, wo­hin er ei­gent­lich ging. Er konn­te noch im­mer nicht le­sen und die Straßen­schil­der hat­ten kei­ne Be­deu­tung für ihn. Die vi­su­el­len Ein­drücke und Ge­räusche der Au­ßen­welt wa­ren atem­be­rau­bend. Es fiel ihm schwer, sich nicht von sei­nen Emp­fin­dun­gen über­wäl­ti­gen zu las­sen. Je­des Mal, wenn ein Last­wa­gen an ihm vor­bei­don­ner­te, hät­te er sich am liebs­ten auf dem Geh­weg zu­sam­men­ge­rollt und ge­schri­en.
    Als Ja­son be­wusst ge­wor­den war, dass er sei­ne ei­ge­ne Mut­ter um­ge­bracht hat­te und was sein Va­ter ihm des­we­gen ver­mut­lich an­tun wür­de, war sein ers­ter Ge­dan­ke ge­we­sen, da­von­zu­lau­fen. Weit weg­zu­lau­fen. Er hat­te wie in Tran­ce sei­ne Sa­chen ge­packt, noch ein­mal in der blut­über­ström­ten Ba­de­wan­ne ge­duscht und war dann auf die Ve­ran­da vor dem Haus und in die Welt hin­aus­ge­tre­ten. Als eine La­wi­ne der Emp­fin­dun­gen über ihm zu­sam­men­ge­bro­chen war, hat­te er sich wie er­starrt ge­fühlt. Er hat­te bei­na­he eine Stun­de lang still so da­ge­stan­den und vor Angst ge­zit­tert.
    Die Welt war so groß, so laut, und es gab dar­in so vie­les, das er nicht ver­stand. Au­tos rausch­ten die Straße ent­lang – töd­li­che, meh­re­re Ton­nen schwe­re Pro­jek­ti­le, die gif­ti­ge Ab­gase aus­rülps­ten. Ei­nes nach dem an­de­ren schleu­der­te Ja­son mit ei­ner sol­chen Wucht sei­nen don­nern­den Mo­to­ren­lärm ent­ge­gen, wenn es an ihm vor­bei­ras­te, dass er bei­na­he zu Bo­den ge­ris­sen wur­de. Aus ih­ren Ra­di­os plärr­te eine ge­wal­ti­ge Dis­so­nanz und er hät­te am liebs­ten laut los­ge­schri­en.
    Aber der Ge­ruch war weitaus schlim­mer. Ja­son hat­te das Ge­fühl, zu ers­ticken. Im Haus wur­de die Luft sorg­fäl­tig ge­fil­tert und rei­ner Sau­er­stoff di­rekt in sein Zim­mer ge­pumpt. Was er hier drau­ßen at­men muss­te, glich ei­ner dicken Sup­pe. Er hat­te das Ge­fühl, sie kau­en zu müs­sen, be­vor er sie hin­un­ter­schluck­te. Hun­de kläff­ten, Men­schen lach­ten und brüll­ten, Hu­pen dröhn­ten, Rei­fen quietsch­ten, der Wind blies ihm den Ge­ruch von Staub und Ver­schmut­zung, Gras, Bäu­men, Hun­de­kot, Au­to­ab­gas­en, mensch­li­chem Schweiß, Atem und Hy­gie­ne­ar­ti­keln zu. Es um­hüll­te ihn wie eine dich­te Staub­wol­ke, schi­en ihn zu ers­ticken und trieb ihm die Trä­nen in die Au­gen. Ihm dreh­te sich der Ma­gen um. Einen Mo­ment lang hät­te Ja­son am liebs­ten laut ge­brüllt und wäre wie­der hin­ein­ge­rannt. Dann er­in­ner­te er sich je­doch an sei­nen Un­ter­richt. Er war in der Lage ge­we­sen, die Frau und sei­ne Mut­ter zu be­rühren, weil es sich gut an­ge­fühlt hat­te. Er konn­te da­für sor­gen, dass sich auch die­ser Schmerz gut an­fühl­te. Er konn­te ihn in Freu­de ver­wan­deln.
    Sein Geist kehr­te sich nach in­nen, such­te nach je­dem Un­be­ha­gen und je­der Rei­zung, je­dem Schmerz und je­der Be­schwer­de, bün­del­te sie und ver­wan­del­te sie. Der Staub und die Ver­schmut­zung, die sei­ne Na­sen­löcher füll­ten und schwer auf sei­ner Zun­ge la­gen, wur­den zum Ge­schmack des Blu­tes und der Va­gi­nal­flüs­sig­kei­ten sei­ner Mut­ter, die sich im sel­ben

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