Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
Wohnwagen je verlassen und einen Kontrollgang über die Baustelle machen würde, aber Vorsicht war besser als Nachsicht, fand er.
Am Ende des Blocks befanden sich einige Grundstücke, auf denen bereits die Schalungen aufgebaut, die Vorspannkabel installiert und die bereit für das Gießen des Fundaments waren. Edward blieb vor einem der Grundstücke stehen und griff nach seiner Schaufel. Der Mond und die Sterne schenkten ihm gerade so viel Licht, dass er sich fortbewegen konnte, ohne über den Baustellenschutt zu stolpern.
Er musste ein paar Kabel zur Seite räumen, um genügend Platz zu schaffen und ein Grab ausheben zu können. Er entfernte die kleinen Plastikstützen, die die Kabel über dem Boden hielten, und steckte sie in seine Hosentasche, damit er sie nicht suchen musste, wenn er sie später wieder anbringen wollte. Dann begann er zu graben. Die Aufschüttung der oberen 20 Zentimeter konnte er ohne große Mühe wegschaufeln. Aber Edward wollte mindestens 60 Zentimeter tief graben. Er brauchte eine Stunde, um sich durch den fest gepressten Sand und Kies zu arbeiten, weitere 20 Minuten, um die diversen Körperteile in der Erde zu verteilen, und eine weitere Stunde, um das Grab wieder zuzuschaufeln und den Sand und Kies so zu glätten, dass sie unangetastet aussahen.
Während Edward schaufelte, versuchte er, den Grund für diese Schufterei auszublenden. Er verdrängte das Bild des zerstörten Gesichts der Prostituierten, das zu einem ewigen Lächeln zerfetzt worden war, und den entsetzten Ausdruck in ihren Augen. Er versuchte, nicht an ihr qualvolles Kreischen zu denken, an das Gefühl ihres Pulsschlages, der unter seinen Fingerspitzen erstarb, während er das Leben aus ihr herauswürgte. Er versuchte, sich nicht länger das idiotische, blutüberströmte Grinsen seines Sohnes vorzustellen, und den benebelten, aber zufriedenen Ausdruck in seinen Augen: der Blick eines satten, gut durchgefickten Mannes, der sich an seinem Glück erfreut. Alles, woran er denken wollte, war, wie glücklich seine Familie sein würde, nun, da es Jason besser ging.
Er konnte noch immer nicht glauben, dass der Yogi es wirklich geschafft hatte. Er wünschte sich, er hätte sich bei dem kleinen Mann bedanken können, aber stattdessen hatte er ihn aus seinem Haus werfen müssen. Was hätte er auch sonst tun sollen? Der Mann hatte eine Hure in sein Heim gebracht und seinen Sohn in … in was verwandelt? Edward war sich nicht sicher. Er hatte Angst, darüber zu spekulieren. Er wollte einfach nur zurück nach Hause, zu seiner Familie, ohne verhaftet zu werden. Dann würde er sich hinsetzen, über alles nachdenken und eine Lösung dafür finden, wie er alles wieder in Ordnung brachte. Am Ende würde alles gut werden. Da war er sich ganz sicher.
Edward glättete noch den Rest des Grabes, legte die Vorspannkabel wieder darauf, führte sie vorsichtig wieder über die kleinen Plastikstützen und trottete zu seinem Auto zurück, völlig verschwitzt und erschöpft. Dann begann er die lange Fahrt zurück nach Hause.
Als er durch die Haustür kam, glänzte noch immer überall Blut. Der Teppich war bis zur Haustür mit Blut durchtränkt. Edward hatte angenommen, dass Melanie sich darum kümmern würde, während er die Leiche vergrub. Aber er unterdrückte seine Verärgerung, da er wusste, dass seine Frau gerade zum ersten Mal von ihrem 17 Jahre alten Sohn umarmt worden war.
Sie ist wahrscheinlich immer noch da drin und wiegt ihn in ihren Armen. Wahrscheinlich flüstert sie ihm sogar eine Gutenachtgeschichte ins Ohr, wie sie es schon immer tun wollte, seit er ein kleines Kind war, dachte Edward.
Er schloss die Tür hinter sich und ging durchs Wohnzimmer in den Flur. Der Geruch des Blutes war durchdringend, aber darunter mischte sich ein Schlachthausgestank aus Fleisch, Organen, Urin und Fäkalien. Edward blieb stehen, als er den überwältigenden Duft des Todes wahrnahm. Er versuchte, sich einzureden, dass er von der Prostituierten stammte, deren Leiche er soeben losgeworden war. Aber seine Beine zitterten trotzdem, als er, begleitet von einer bösen Vorahnung, den Flur entlangtaumelte. Vielleicht war es nur die schockierende Stille nach all dem Geschrei, das noch vor Kurzem das Haus erfüllt hatte.
»Jason? Melanie?« Seine Stimme zitterte und brach. Es kam keine Antwort.
Edward wusste nicht, was er denken sollte, als er die Zimmertür seines Sohnes aufstieß und dem Strom des Blutes über den gummierten Fußboden bis ins Badezimmer folgte.
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