Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
würde er ja auch darauf bestehen, dass sie sich seiner Religion anschloss. Es war ihr egal, welchen Preis er verlangte, solange er nur ihr und ihrem Kind helfen konnte.
Als sie mit dem Abendessen fertig war, kam Edward nach Hause. Sie hatte die Neuigkeiten über Yogi Arjunda für sich behalten wollen, bis er zumindest auf ihre E-Mail geantwortet hatte, aber als sie den niedergeschlagenen Ausdruck auf Edwards Gesicht sah, überkam sie doch das Bedürfnis, die gute Nachricht mit ihm zu teilen. Er sah aus, als habe er dringend eine nötig.
»Rate mal, Edward. Heute ist etwas ganz Wundervolles passiert!«, begrüßte sie ihn und strahlte ihn an.
Edward hob skeptisch eine Augenbraue, wandte sich ab und starrte auf die Zimmertür seines Sohnes, so als erwarte er, dass der Junge herausstürmen und sich in seine Arme werfen würde. Dann fiel sein Gesicht wieder in die trübselige Miene zurück, die sich seit 17 Jahren dort eingenistet hatte und sich weigerte, wieder zu verschwinden.
»Ich habe heute einen Mann in einer Talkshow gesehen, der Menschen dabei hilft, ihre Schmerzen durch Meditation zu überwinden. Er hat schon Hunderten geholfen, hauptsächlich Verbrennungsopfern und Krebspatienten. Er hat gesagt, dass einige Menschen sogar schon Operationen ohne Narkose überstanden haben, nur, indem sie seine Techniken angewandt haben. Ich habe ihm vorhin geschrieben. Ich glaube, dass er Jason helfen kann.«
»Das … das ist großartig, Liebling«, stammelte Edward, aber sein Ausdruck veränderte sich nicht. Er ging zur Couch hinüber und ließ sich darauf fallen.
Melanie hatte bisher nie wirklich bemerkt, wie sehr die Jahre ihn verändert hatten. Edward war einst wirklich massig gewesen. Nicht fett, aber korpulent und groß gewachsen, mit breiten Schultern und breiter Brust. Nun war er nur noch ein dünner Hering. Seine Schultern waren eingefallen und gebeugt und schienen aufeinander zuzugleiten. Seine kräftige Brust war eingesunken und er hatte drastisch an Gewicht verloren. Sein Kopf hing tief, und seine Augen wirkten matt und leer, so als beherrsche sein Körper den Trick, ohne Lebenskraft lebendig zu bleiben. Er war nur noch der schlurfende Geist des Mannes, den sie damals geheiratet hatte.
»Edward, das könnte funktionieren. Tu es nicht einfach so ab. Wir müssen weiter hoffen. Das Mindeste, was du tun kannst, ist, dem Ganzen eine Chance zu geben.«
»Und wenn er uns nicht helfen kann?«
»Dann versuchen wir etwas anderes. Und wir versuchen es so lange weiter, bis wir eine Heilung für unseren Jungen finden!«
»Und wenn es keine Heilung gibt? Wenn ihm niemand helfen kann?«
»Sag das nicht, Edward. Das darfst du nicht mal denken! Das ist keine Option.« Sie funkelte ihn bedrohlich an, bis er den Kopf wieder hängen ließ und seinen Blick abwandte, was nicht sehr lange dauerte. Sein Geist war schon vor langer Zeit gebrochen – an jenem Tag, an dem die Krankheit diagnostiziert worden war.
»Das Abendessen ist gleich fertig. Bleib du einfach hier sitzen und bade in Selbstmitleid, während ich versuche, unserem Sohn zu helfen.«
Melanie stürmte zurück in die Küche und ließ ihren mutlosen Ehemann im Wohnzimmer allein zurück, wo er über die Chancen sinnierte, eines Tages einen normalen Sohn zu haben – und einmal mehr über die Vorzüge von Sterbehilfe.
Das Abendessen nahmen sie schweigend ein, während sie darauf warteten, dass die Sonne tief genug sank, damit sie die Zimmertür ihres Sohnes öffnen konnten, ohne dass das Licht ihn störte. Melanie blickte immer wieder über ihre Schulter auf den Computer, während Edward auf ein Lebenszeichen aus dem dunklen Zimmer seines Jungen wartete. Keinen von beiden schmeckte das Abendessen wirklich. Sie kauten mechanisch, so als durchliefen sie einen Prozess der Abfallbeseitigung, anstatt eine schöne Mahlzeit zu genießen. Sie spülten das Geschirr und räumten den Tisch ab, ohne miteinander zu sprechen.
Edward blickte in den Topf, in dem das Essen seines Sohnes langsam vor sich hin köchelte. Die Kartoffeln hatten sich in Brei verwandelt, und das Steak sah nicht viel besser aus. Melanie hatte beides vermutlich bereits zum zweiten Mal gekocht, das Steak im Spülbecken abgewaschen, das Wasser im Topf ausgewechselt und es erneut gekocht. Edward wusste bereits jetzt, wie dieser Brei schmecken würde, wenn sie damit fertig war. Er hatte die geschmacklose Pampe selbst schon oft gegessen. Babynahrung war im Vergleich dazu geradezu scharf gewürzt.
Melanie nahm
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