Sein Wille geschehe (German Edition)
Auf welche Weise auch immer sie versuchte, sich abzulenken, ihre Gedanken wanderten stets zurück zu Jamie und zu dem, was er von ihr gefordert hatte.
Du wirst tun, was immer ich dir sage …
Der verheerende Blick seiner dunklen Augen hatte sich in ihre Seele eingebrannt, jede seiner Berührungen ein unsichtbares Mal auf ihrer Haut hinterlassen. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass er erneut zu ihr kam und ihr zeigte, wohin der Weg an seiner Seite von nun an führen würde und was sie tun musste, um ihn für eine Weile begleiten zu dürfen.
Das Geräusch des sich drehenden Schlüssels holte Lena jäh aus der Tiefe ihrer Gedanken. Hastig setzte sie sich auf und sah erwartungsvoll der sich öffnenden Tür entgegen. Doch ihr e Hoffnung, dass es Jamie war, der das Zimmer betrat, löste sich augenblicklich auf, al s sie Henrys Livree erblickte. Der Diener trat, wie schon so häufig in den letzten Tagen, auf sie zu, doch diesmal trug er kein Tablett bei sich. Schweigend reichte er Lena ein kleine s Paket, und sie nahm es zögernd entgegen.
» Der Herr wünscht, dass Sie von nun an diese Sachen tr agen, sobald er nach Ihnen verlangt.«
Lena faltete den Stapel neugierig auseinander und war nicht eben erstaunt.
» Er will, das s ich das trage ?«
Mit allem hatte sie gerechnet – Strapse, Mieder , hochhac kige Schuhe, aber nicht damit. Die vor ihr liegende Kleidung bestand aus einem gräulich-beigen, wadenlangen Rock, der aus grobem Leinen gefertigt war, einer weiten, weißen Bluse, die vorn anstatt einer Kopfleiste eine Schnürung aus Ösen und dünnen Lederbändern bot sowie einem schlammbraunen Unterbrustmieder und einem Paar schmale braune Sandalen . » Das sieht ja aus wie ein Outfit aus dem tiefsten
M ittelalter, wie für einen Kostüm ball« , stellte sie verblüfft fest.
Henry zuckte die Ach seln. » Wenn ich aus den Büchern, die er liest und den Dingen, mit denen er sich außerhalb seiner Arbeit beschäftigt, schließen müsste, würde ich sagen, er ist tatsächlich ein ausgesprochener Fan dieser Epo che.« Er bedachte Lena mit einem gering schätzigen Blick. » Allerdings soll es in diesem Fall wohl ehe r einen anderen Zweck erfüllen.«
»Der da wäre?« , erkundigte Lena sich neugierig.
» Sie als das erscheinen lassen, was Sie sind: Eine Frau.«
»D as bin ich doch aber auch in Jeans und Pullover« , erwiderte sie verwundert.
Henry sc hüttelte entschieden den Kopf. » Aber nicht für ihn. Wenn Sie ihm gefallen wollen, ziehen Sie es einfach an .«
»Jetzt sofort?«
» Nein, im kommenden Frühli ng. Natürlich jetzt!« , konterte der Butler und runzelte verärgert die Stirn.
Lena nahm die Kleidung und ging ins angrenzende Bad. » Aus welchem Grund hat Jamie sich in den vergangenen Tagen eigentlic h nicht bei mir blicken lassen ?« , rief sie durch die halb geöff nete Tür.
» Weil sich das Geschehen in diesem Haus nicht nach Ihren sondern ausschließli ch nach seinen Wünschen richtet« , antwortete Henry.
»Wie überaus egozentrisch « , konstatierte sie ironisch.
»Natürlich ist es das« , entgegnete Henry m it ehrlicher Verwund erung, » er ist der Herr . Und das betrifft nicht nur sein von
der Norm ab weichendes Intimleben.«
» Wieso? Zelebriert er sein Herr-Sklave-Spiel auch bei anderen Gelegenheiten ?« Lena verließ das Bad und zupfte unbehaglich an dem ungewohnten Mieder herum, das ihren Busen ähnlich anhob wie ein Bh , ihn aber durch seine Halbschalen ungeschützt dem raue n Stoff der Bluse aussetz te. U nablässig rieb er an ihren zarten Brustwarzen.
Der ju nge Butler sah für einen kurzen Moment interessiert an i hr herunter , hob dann aber rasch seinen Blick, als habe er etwas Verbotenes getan, und schaute ihr stattdessen direkt in die Augen.
» Glauben Sie mir, Miss Stein, das , worauf Sie sich gerade vermeintlich freiwillig einlassen, ist ganz bestimmt kein Spiel . James Kendrick MacAlisters gesamtes Leben entspricht dem eines Tops, eines Herrn, eines Doms – wie auch immer Sie es nennen wollen. Sie werden es vielleicht nicht glauben , aber die meisten Menschen in seiner Umgebung ordnen sich ihm sofort unwissentlich unter . Als wäre ihm die Überlegenheit angeboren .«
» Das Geheimnis seines Erfolges , wie ? « , schmunzelte Lena.
» Ein sicher nicht unwesentlicher Teil davon« , bestätigte Henry ernsthaft.
» Darf ich Sie etwas f ragen, Henry? Wie alt sind Sie?«
»Sechsundzwanzig.«
» Und se it wann arbeiten Sie für Jamie?«
»Ich arbeite nicht für ihn -
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