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Sein

Sein

Titel: Sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Gruenberg
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Lektion zu erteilen, entwickelte sich spontan. Ob sie ihm die Drohung abgekauft hatte, dass die Männer samt und sonders über sie herfallen würden? Ruben musste rückblickend lachen. Es gab wohl ein paar unter den Anwesenden, die auf Gruppensex standen oder in Swingerclubs gingen. Aber dies war die Ausnahme, und gewaltsame Übergriffe Frauen gegenüber gab es sowieso nicht. Im Gegenteil. Sie waren alle ehrenhaft und würden jeden verprügeln, der dies wagte. Schmerz durfte nur dem Spiel mit der Lust dienen, mehr nicht. Und jegliche Unterdrückung war ein Bestandteil, der von der submissiven Person freiwillig hingenommen wurde. Na ja, meistens jedenfalls, dachte er grinsend.
    Für Ruben war es eine Überraschung, dass Myriam innerhalb weniger Minuten in Flammen stand. Nach Laurins Beschreibung hatte er dies nicht erwartet. Möglicherweise war sie ein Naturtalent und für diese Art Spiel wie geschaffen. Es würde sich zeigen, denn – was sie in diesem Augenblick nicht ahnte – der Höhepunkt des Abends lag noch vor ihr …

Quälende Nächte

    Die Tage und Nächte nach dieser Party entwickelten sich zu einem einzigen Alptraum. Ständig geisterten Bilder von dem, was Myriam gesehen und erlebt hatte, durch ihren Kopf. Nur unter großer Anstrengung gelang es ihr, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, freundlich mit den Kunden zu plaudern und nicht mit den Gedanken abzuschweifen.
    Intensivreinigung, Pflegelotion in die Haut klopfen, Härchen zupfen, Makeup auftragen, spezielle Hautprobleme besprechen und die beste Lösung herausfinden – das war ihre Welt. Ganz bewusst hatte sie sich für diesen Beruf entschieden und freute sich jeden Morgen darauf, dieser Aufgabe nachzugehen. Es spielte keine Rolle, ob sich jemand einfach den Genuss einer Hautpflege und Gesichtsmassage gönnte, oder ernsthafte Akneprobleme hatte und fachliche Hilfe benötigte. Myriam ging vollkommen in ihrer Arbeit auf.
    Normalerweise.
    Im Augenblick war ihr seelisches Gleichgewicht aus der Bahn geworfen, mehr als ihr lieb war. Und so kehrten ihre Gedanken immer wieder zu ihren Erlebnissen auf der Party zurück.
    Nachdem Ruben sie in der Küche stehen gelassen hatte, hatte sie zunächst angenommen, er würde noch einmal zurückkommen. Als sie nach einigen Minuten einsehen musste, dass dies nicht geschehen würde, war sie ins Wohnzimmer gegangen und hatte mal mit diesen, mal mit jenen Gästen geplaudert. Es war eine völlig entspannte Atmosphäre, sie hatte nicht das Gefühl, irgendjemandem lästig zu sein. Dennoch hatte sie sich nicht wohlgefühlt. Es kam ihr vor, als würde nach Regeln agiert, die allen bekannt waren, nur ihr nicht. Wie programmierte Marionetten lasen die Subs ihren Gebietern jeden Wunsch von den Augen ab, knieten demütig vor ihnen nieder, während die Herren und Herrinnen sich unterhielten und lachten, bedienten diese mit Getränken und Canapees, wurden zum Dank wie Hunde getätschelt oder erhielten Klapse auf den Po.
    Es war amüsant zuzuschauen. Myriam kam das Ganze vor wie ein gut inszeniertes Theaterspiel. Mitten drin und doch nicht dabei. So wie Zuschauer eben nur Zuschauer sind und keine Schauspieler, so fühlte auch sie sich ein wenig von dieser Handlung ausgeschlossen.
    »Hi, ich bin Dennis. Du bist neu hier, nicht wahr?«, fragte ein Sklave, der mit nichts weiter als einem knappen String aus schwarzem Latex bekleidet war, der lediglich Penis und Hoden bedeckte und zugleich betonte. Das einzig Sehenswerte an ihm allerdings war der knackige Po, ansonsten war der junge Mann für Myriams Geschmack zu mager. Sie erinnerte sich nicht, ihm schon vorgestellt worden zu sein.
    »Hi, ich bin Myriam.«
    »Wo ist dein Herr?«
    Sie winkte ab und starrte auf seine Brustwarzen, durch die kleine silberne Ringe gezogen waren, mit einem Kettchen verbunden. »Ich bin alleine hier.«
    »Ach.« Verblüfft zog er die Augenbrauen hoch. »Normalerweise sind nur Pärchen eingeladen. Einen neuen Dom wirst du hier also nicht finden.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das macht nichts. Deswegen bin ich nicht hier. Ich bin eine alte Schulfreundin von Nadine. Wir haben uns neulich zufällig wiedergetroffen.«
    »Ah so.« Dennis wirkte nicht überzeugt.
    »Und, wer ist deine Herrin?«
    Dennis schmunzelte. »Keine Herrin.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf einen Mann, der nur wenig größer oder kräftiger als er selbst war, dafür aber um einiges älter. Mit einem freundlichen Lächeln nickte der Dom zu ihnen herüber, ohne die Unterhaltung zu

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