Sein
direkten Blick von Rubens dunkelbraunen Augen stand. Sie fühlte sich fast nackt, so wie er sie musterte. »Machst du das immer, fremde Frauen überfallen, wenn du notgeil bist?«, zischte sie verärgert.
Ruben jedoch lachte und packte Myriam am Arm. »Fragt sich, auf wen dies mehr zutrifft. Wäre ich notgeil, hätte ich nicht gezögert, dich an Ort und Stelle zu vögeln. Komm, wir gehen was trinken und begraben unser Kriegsbeil. Es ist ja nichts passiert und du kannst wohl kaum behaupten, dass es dir nicht auch gefallen hat.«
Unwirsch entzog sie ihm ihren Arm. »Ich habe keine Lust, mit dir was zu trinken.«
»Oh, du wirst mich schon noch mögen, wenn du mich erst näher kennengelernt hast.«
Wenn er sich da mal nicht irrte.
Ruben machte eine elegante Handbewegung und Verbeugung, die einem Musketier vortrefflich gestanden hätte, in dieser Situation und angesichts seiner abgewetzten Kleidung aber ziemlich albern wirkte. »Bitte, darf ich dich jetzt zu einem Drink einladen, Senorita?«
Wenn’s sein muss. Es ist leider gerade niemand anderer da, mit dem ich mich unterhalten könnte
. Im Augenblick nahm niemand Notiz von ihr. Alle waren wohl ausreichend beschäftigt.
»Von mir aus.«
Vermutlich wäre es intelligenter, nach Hause zu gehen. Es war ein Fehler gewesen, überhaupt hierher zu kommen. Andererseits war es nicht ihr Ding, die Flucht zu ergreifen. Vielleicht würde ein Gespräch mit Ruben wenigstens ihre restliche Neugierde befriedigen. Über sie herfallen würde er wohl kaum. Die Gelegenheit dazu hatte er ungenutzt verstreichen lassen.
»Komm in die Küche, da ist es nicht ganz so laut.«
Offensichtlich hatten sich alle ins Wohnzimmer oder auf die Terrasse begeben – oder sich einen stillen Ort für ungestörten Sex gesucht. In der Küche, die eher einer Bar glich, trafen sie niemanden an. Kein Wunder, war doch eine weitere Bar auf dem Sideboard im Wohnzimmer aufgebaut. Nadine und Laurin hatten wohl vorgesorgt und in der Küche weitere Getränke bereit gestellt. Vor den kleinen, höher als üblich eingesetzten Fenstern befand sich ein Tresen mit Barhockern. Säuberlich aufgereiht warteten Gläser und unzählige Flaschen darauf, dass man sich gleich hier ihrer bediente.
»Was möchtest du trinken?«
»Etwas nicht Alkoholisches«, bestimmte Myriam. Sie brauchte einen klaren Kopf in seiner Gegenwart, damit er sie nicht auf irgendeine Weise überrumpelte. Denn obwohl sie ihn verabscheute, strahlte er etwas aus, was sie verwirrte, ohne dass sie hätte bestimmen können, was genau dies war. Es genügte jedenfalls, um ihren Puls ein wenig schneller schlagen zu lassen.
»Sicher? Kein Cocktail oder Wein?«
»Ja danke, sonst würde ich es wohl nicht sagen«, erwiderte sie ungeduldig und sah ihm zu, wie er zwei Cocktailglas mit Eiswürfeln und eines davon mit Orangensaft füllte, sich selbst jedoch einen Whiskey einschenkte.
Er reichte ihr das Glas, und ehe sie sich versah, hatte er seinen Arm um ihren geschlungen, um mit ihr Brüderschaft zu trinken und sie zu küssen. Seine Lippen waren weich und warm, sein Bart kaum zu spüren. Der Kuss währte nur kurz, genügte aber, um die kaum erlöschte Flamme in ihrem Unterleib von Neuem zu entfachen.
Verflixt, was ist denn mit mir los? Ich hasse ihn!
»Na, bist du noch sauer auf mich?« Er schaute sie an, ohne einen Millimeter von ihr abzurücken. Der Hauch eines herben After Shaves kitzelte ihre Nase.
Myriam nippte an ihrem Glas. »Ich hasse dich.«
Seine Augen waren sehr ausdrucksvoll, gerade aus der Nähe betrachtet, und von einer unspezifischen Farbe, dunkelbraun, mit goldenen und grünen Sprenkeln. Vielleicht wurde dieser Eindruck aber auch nur von der indirekten Deckenbeleuchtung über den Hängeschränken hervorgerufen. Um die langen dichten Wimpern würde ihn bestimmt jede ihrer Kundinnen beneiden.
»Ach komm schon, es hat dir gefallen.« Ruben löste sich von ihr und trat einen Schritt zurück. »Du wärst doch nicht alleine auf dieser Party, wenn du nicht bereit für ein Abenteuer wärst.«
»Falsch. Ganz falsch. Nadine hat mich eingeladen, damit ich nicht alleine zuhause rumhocke, das ist alles«, fauchte Myriam.
»Ach ja richtig, dein Freund ist ja auf Auslandsreise«, spottete Ruben und trat wieder näher an sie heran. »Ist er dein Dom?«
Für einen Augenblick zögerte Myriam. Er musste annehmen, dass sie ebenfalls zur Szene gehörte, sonst hätte Nadine sie nicht eingeladen.
»Sag nichts, Kitty Cat. Du hast gar keinen Freund.« Seine Hand
Weitere Kostenlose Bücher