Sein
Tattoo stach.
Heute aber war alles anders. Ihm war weder nach swingendem Boogie Woogie oder vergoldeten Oldies zumute oder nach Hard Rock. Ihm war einfach so eigenartig zumute. Dazu passte nur der einzigartige Klang spanischer Gitarren, mit einem Hauch von Flamenco und Stierkampf. Eben etwas Außergewöhnliches mit Rasse.
Als Ruben kurz entschlossen Myriam in der Küche stehen gelassen hatte, war er fest davon überzeugt gewesen, sie würde ihm bald nachfolgen. Neugierde und die Röte der Erregung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand, würden dafür sorgen. Offensichtlich hatte er sich geirrt.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie im Wohnzimmer auftauchte und – ihn ignorierend – eine Unterhaltung mit einem Pärchen anfing. Er gab es ja nur ungern zu, dass ihn das ziemlich wurmte, aber es war so. Und das ganz Dumme daran war, dass sie ihm seither nicht mehr aus dem Kopf ging, und das ärgerte ihn besonders. Dass sie ihm unverblümt entgegen geschleudert hatte, er wäre nicht ihr Typ, war nicht weiter tragisch. Es gab kaum etwas, was an seinem Ego kratzte. Wenn ihn jemand nicht leiden konnte, dann war das halt so. Er musste sich nicht mit jedem busseln. Häufig war der Auslöser für die Antipathie, die sein Gegenüber empfand, dass sich konservative Leute an seinen Tätowierungen störten, obwohl dies in der heutigen Zeit nun wirklich nichts Ungewöhnliches mehr war. Aber dass Myriam nicht ehrlich war, konnte er schlecht akzeptieren. Damit hatte er schon sein Leben lang ein Problem. Vielleicht, weil er schon zu oft belogen worden war.
Verdammt! Der Strich wäre beinahe daneben gegangen!
Er sollte sich das nicht so zu Herzen nehmen. Das Desinteresse an seiner Person müsste doch eigentlich auf Gegenseitigkeit fußen. Denn im Grunde genommen machte er sich nichts aus Frauen, die keine Ahnung von SM hatten. Es war wesentlich einfacher mit einer Frau zu spielen und Spaß zu haben, die das schon ausprobiert hatte und wusste, worauf sie sich einließ. Irgendetwas an Myriams Art reizte ihn jedoch und bescherte ihm eine lästige Unruhe. Bestimmt wäre sie eine sehr ungehorsame Sklavin, wenn sie sich auf ein Spiel mit ihm einließe. Gepaart mit ihrem Sexappeal war dies eine hochbrisante Mischung, die den gewissen Kick versprach, der ihm Spaß machte.
Ging ihm die kleine Voyeurin vielleicht auch einfach deswegen nicht aus dem Kopf, weil sie so eindeutig feuchte Lust ausgestrahlt hatte, bevor sie erfuhr, wer er war? Wäre sie blind und hätte sie nur seine Hände und seine Stimme kennengelernt, wäre ihre Entscheidung dann anders ausgefallen?
Also traf diese Zurückweisung doch sein Ego, auch wenn er dies ungern zugab.
Shit!
Ursprünglich hatte Ruben gar nicht vorgehabt, die Party von Nadine und Laurin zu besuchen. Seit er wieder solo war, ging er fast nur noch in die SM-Clubs aus, in denen man sich auch als Single vergnügen konnte. Meistens fand sich eine gleichgesinnte Single-Frau, die Interesse an einem Spiel für eine Nacht hatte. Es war aber nicht das, was er suchte. Nur wenn man sich länger kannte, die Wünsche und Begierden des anderen vertrauensvoll auslotete, konnte ein solches Spiel für beide erfüllend sein. Es war eben mehr als nur Sex.
Dann aber hatte Laurin ihn angerufen und um einen Gefallen gebeten. Ruben sollte sich auf der Party um Nadines ehemalige Schulkameradin kümmern und darauf achten, dass ihre Anwesenheit nicht zum Problem würde. Laurin erzählte ihm wie es zu dieser Einladung gekommen war und Ruben verstand die Brisanz der Lage und fühlte sich als Freund verpflichtet, ihm zu helfen.
Er war nicht rechtzeitig aus dem Geschäft weggekommen und hatte sich daher etwas verspätet. So war Myriam bereits allen vorgestellt worden. Es war nicht schwer herauszufinden, welche Frau sein Ziel war, denn die anderen kannte er. Unbemerkt von Myriam gesellte er sich unter die Gäste und beobachtete sie schließlich dabei, wie sie die Treppe hinauf ging.
Als er ihr folgte und sie von hinten umarmte, hatte er keinen besonderen Plan gehabt. Eigentlich wollte er sie lediglich auf den Flur hinaus ziehen und so dafür sorgen, dass die Intimsphäre von Sophie und Leo nicht gestört wurde. Es war durchaus üblich, dass Paare sich vorübergehend in eines der Zimmer des Gastgebers zurückzogen, um sich einem intimen Spiel zu widmen. Falls Zuschauer erwünscht waren, vollzog man dies sogar inmitten der anderen, was wiederum das eine oder andere Paar anregte, es gleich zu tun.
Die Idee, Myriam eine kleine
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