Sein
anzufangen, und auszuloten, inwieweit Myriam sich als Sub eignete. Auf den ersten Blick fehlte ihr das gewisse unterwürfige Etwas, das sie als zukünftige devote Sub auszeichnete. Niemand sollte aus reiner Neugierde etwas ausprobieren, wofür er nicht die innere Einstellung besaß.
Dass Myriam sich als gar nicht so zimperlich erwies, hatte ihn dann andererseits überrascht. Zwar war der Weg bis zu einer devoten Sub noch weit, aussichtslos erschien ihm dieser jetzt jedoch nicht mehr. Falls es nichts von Dauer wäre, so hätte er ihr wenigstens eine Lektion erteilt, und dazu verspürte er auf jeden Fall große Lust.
Die Liebe fürs Leben hatte bei ihm noch nicht angeklopft. Seine bisherigen Subs waren weder treu noch ergeben genug gewesen, ihn auf Dauer als ihren Meister oder wenigstens als Liebhaber anzuerkennen. Ein paar amüsante Spiele, unterhaltsam und erregend, von zwei bis drei Monaten Dauer, dann trennten sich ihre Wege schon wieder. Daher befand sich Ruben nicht direkt auf der Suche nach einer Gespielin, die diesen Platz einnahm. Es gehörte viel Glück dazu, sehr viel Glück sogar, dass sich zwei Menschen trafen, die in dieser Hinsicht dasselbe wollten.
»Du bist nicht dominant genug«, hatte Laurin kritisiert. Der musste gerade reden, war er doch selbst eher so eine Art Softie-Ausgabe eines Doms.
»Leg dir eine Strategie zurecht. Plane deine Sessions. Purer Sex ist nicht alles«, riet ihm Leo und lebte dies tatsächlich auch.
Alle beide waren gute Kumpel. Sie trafen sich nicht allzu oft, aber wenn, dann war es so vertraut, als hätten sie sich erst gestern gesehen. Diese Vertrautheit wünschte Ruben sich auch mit seiner Sub. Aber alles was er erlebte, war von einer gewissen Oberflächlichkeit geprägt. Es ging eben nur um ein Spiel.
Es war nicht so, dass er die große Liebe suchte. An diese glaubte er schon lange nicht mehr. Das war ein Teenagertraum. Irgendwann sollte ein erwachsener Mann der Realität ins Auge blicken, und die sah anders aus. Gefühle in der Partnerschaft wurden völlig überbewertet. Laurin und Leo mochten zu den wenigen Glücklichen gehören, bei denen Liebe, Sex und SM perfekt zusammenpassten. Ihm selbst würde eine reine, von aufregendem Sex, allerdings auch von Treue geprägte Beziehung genügen.
Nun, es blieb ihm nichts anderes übrig, als es mal wieder zu versuchen. Seine bisherigen Subs waren nicht völlig unbeleckt gewesen, sondern hatten schon mit anderen Doms Erfahrungen gesammelt. Schnell hatte man die gegenseitigen Bedingungen festgelegt, was dem Spiel mitunter ein wenig die Spannung nahm.
Mit Myriam wäre es anders. Sie war unerfahren, naiv in dem, was sie erwartete, dafür aber formbar. Ob allerdings er der geborene Erzieher war? Andererseits, wenn Laurin und Leo das geschafft hatten, warum sollte er es nicht auch hinbekommen. Und diesmal würde er alles so machen, wie er es sich schon immer erträumte. Es gab keine zwei Chefs. Nur ihn.
Verdammt
. Es war lange her, dass er soviel Gedanken an eine Frau verschwendet hatte und sich dabei von allem anderen ablenken ließ. Was war nur los mit ihm?
Ruben rieb sich die Augen und wischte sich dann mit den Händen mehrmals über das Gesicht. Irgendwie mussten sich diese Gedanken doch mal vertreiben lassen!
Puh
. Zum Glück war heute einer jener seltenen Tage, an denen er das Stechen der Tattoos einem anderen Tätowierer überließ, der gelegentlich für ihn arbeitete und seinem hohen Qualitätsanspruch gerecht wurde. Für eine so verantwortungsvolle Tätigkeit war er selbst heute viel zu unkonzentriert.
In dem kleinen Büro, das man über eine Tür unter der Treppe zur Empore betrat, stapelten sich die Schachteln der letzten Monate und auf dem Schreibtisch sah es auch nicht viel besser aus. Ruben hasste Buchhaltung. Um Kosten zu sparen und einen gewissen Überblick über seine Finanzen zu behalten, bereitete er alle Unterlagen so perfekt wie möglich für den Steuerberater vor. Aber er war kein Schreibtischtäter, sondern empfand Papierkram zwar als notwendig, vor allem aber als äußerst lästig. Und heute war sowieso nicht sein Tag.
Das Telefon klingelte und Rubens Hand bewegte sich träge zum Hörer. Lustlos hörte er sich die Fragen eines potentiellen Kunden an. Die meisten Leute kamen über Mundpropaganda zu ihm. Über mangelnde Aufträge konnte er sich inzwischen nicht beklagen. Anfangs hatte er das Tätowieren in seiner Freizeit gelernt und ausgeübt. Als fest angestellter Kraftfahrzeugmechaniker in einer
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