Seine einzige Versuchung
Drehung und schlug ihm sanft mit schulmeisterlichem Blick auf die Finger:
„So, und das ist das, was man mit ungezogenen Bengeln macht!“
„Oh ja, Frau Lehrerin! Mehr!“ Benthin warf sich auf sie, um sie zu beißen und zu kitzeln. Sein unachtsamer Umgang mit seiner Verletzung ließ ihn jedoch abrupt den Spaß beenden, als er bei einer ungeschickten Bewegung wieder den altbekannten Schmerz fühlte: „Au, das war zu viel für einen Invaliden!“ Elli nickte wohlwollend:
„Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.“ Benthin wurde wieder ernst:
„Elli, ich bin so froh, dass wir hier zusammen sind, gesund, naja - halbwegs gesund und munter. Ich kann Dir gar nicht sagen, was ich für Dich empfinde. Ich könnte vor lauter Glück schreien.“ Sie streichelte liebevoll seine Wange:
„Tu’s aber bitte nicht hier im Hotel. Die anderen Gäste könnten sich beschweren… Und wenn ich dann noch mit einstimme, wird es ein Hausverbot nach sich ziehen…“ Er verstand ihren dezenten Hinweis:
„Dann geht es Dir genauso?“ Sie nickte:
„Mm.“ Sie lagen eine Weile dort und hingen ihren Gedanken nach, als Elli einfiel, dass sie Benthin etwas fragen wollte: „Was hat Gerlach eigentlich geschrieben? Du hast doch heute Morgen einen Brief von ihm bekommen. Ist zu Hause alles in Ordnung?“ Benthin streichelte gedankenverloren die zarte Haut über ihrem Schlüsselbein.
„In Ordnung ist relativ. Wie es scheint, sind wir mal wieder ins Zentrum des Interesses der Klatschsüchtigen gerückt. Man redet anscheinend mehr als uns lieb sein kann über den Vorfall und das in den schillerndsten Variationen. Gerlach hält meine politische Laufbahn endgültig für beendet - nicht, dass ich noch großen Wert auf einen Posten gelegt hätte, aber wie es aussieht, hat Kabus am Ende doch noch sein Ziel erreicht und unseren Ruf ziemlich ramponiert.“ Elli sah ihn besorgt an:
„Hat er seine Behauptung verbreitet, wir hätten das Schriftstück sabotiert?“
„Nein, das wohl nicht. Man wird seinen wirren Äußerungen ohnehin kaum Glauben schenken, nachdem er auf Jakob und mich geschossen hat. Wie es aussieht, ist er sofort vom Dienst suspendiert und ins Militärgefängnis gebracht worden. Man hält ihn für nicht voll zurechnungsfähig und zieht in Erwägung, ihn in eine Anstalt einweisen zu lassen. Er hatte zuletzt tatsächlich etwas von einem Wahnsinnigen an sich… Wenn es zum Prozess kommt, werde ich dafür sorgen, dass wir ihm nicht noch einmal begegnen müssen.“
„Warum hasst er Dich so? Hast Du ihm etwas angetan?“
„Ich weiß es nicht. Er faselte immer wieder etwas von dieser Frau, die ich ihm angeblich abspenstig gemacht haben soll. Ich habe lange darüber nachgedacht und kann mich nur ganz dunkel an etwas erinnern, das er vielleicht meint…“ Benthin hielt inne, da ihm das Thema unangenehm war.
„Und was war das?“
„Es muss vor einigen Jahren im Bordell gewesen sein. Ich kam herein und wartete im Entree. Dann war da Kabus mit der Frau, die Du damals im Park und später vor unserem Haus gesehen hast. Sie wollte offenbar gerade mit ihm in eines der Zimmer gehen. Als sie mich sah, begann sie, auf ihn einzureden. Ich habe nicht verstanden, um was es ging, doch er schien ziemlich aufgebracht zu sein. Sie zischten sich gegenseitig an, und sie bugsierte ihn in das Zimmer. Ich hörte ihre Stimmen… ich glaube, sie haben sich gestritten - er klang sehr wütend. Dann kam sie wieder heraus und bat mich, noch ein paar Minuten auf sie zu warten, sie müsse noch kurz etwas regeln. Sie verschwand in einem anderen Zimmer und kam mit einer Kollegin zurück, die sie Kabus vermutlich als Ersatz vorsetzte. Später habe ich die eingesprungene Frau beim Hinausgehen noch einmal kurz gesehen. Sie war vollkommen aufgelöst - vermutlich hatte er seine Wut an ihr ausgelassen. Sie tat mir furchtbar leid. Mir ist nicht klar, wieso es zu diesem Austausch gekommen ist. Offenbar denkt Kabus seit Jahren, ich hätte ihm eine Frau ausgespannt, was er anscheinend nicht mit seinem Ego vereinbaren kann. Wenn Du mich fragst, ist er vollkommen verrückt.“
„Weißt Du wirklich nicht, warum sie Dich gegen ihn ausgetauscht hat?“ Benthin blickte Elli erstaunt an:
„Weißt Du es denn?“
„Natürlich! Jede zurechnungsfähige Frau würde Dich ihm vorziehen.“ Er lachte bitter auf:
„Das hast Du ja deutlich unter Beweis gestellt. Die Verletzung war weitaus schlimmer als diese Kleinigkeit an meiner Schulter.“ Er war sichtlich
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