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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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zitieren, denen zufolge Sie keinen Wert darauf legen, schon bald ein Witwendasein zu fristen. Was mich betrifft, so fühle ich mich in Ihrer Gegenwart äußerst lebendig.“ Elli errötete heftig, was er mit Behagen zur Kenntnis nahm. Mit gesenktem Blick erinnerte sie sich an die Ermahnungen ihres Vaters:
    „Es tut mir leid, was ich gestern über Sie gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint.“
    Er  ließ ihre Hände wieder sinken. Solange er sie berührte, fiel es ihm schwer, sich auf das zu konzentrieren, was er sagen musste.
    „Aber Elli, Sie müssen sich doch nicht entschuldigen - Sie haben mich zu Recht kritisiert. Mein Verhalten gestern war unaussprechlich… dumm. Es ist… ich… wie soll ich sagen… Sie verwirren mich. Ich handele in Ihrer Gegenwart nicht so wie ich es normalerweise tun würde.“
    „Aber ich habe doch gar nichts getan, um Sie durcheinander zu bringen, jedenfalls nicht absichtlich.“
    „Das ist es ja gerade - es ist einfach so passiert. Ich habe es Ihrem Vater schon gesagt - ich bin machtlos dagegen.“
    „Sie haben darüber mit meinem Vater gesprochen!?“ Ellis Magen krampfte sich zusammen. 
    „Ich habe ihm gesagt, welcher Art meine Gefühle für Dich… Sie sind. Er hat mich zur Rede gestellt wegen des Vorfalls in der Küche. Mein Benehmen war wirklich unverzeihlich!“
    „Das Benehmen meiner Mutter finde ich weniger verzeihlich! …Und Sie haben meinem Vater wirklich alles erzählt?“ Benthin war einmal mehr beeindruckt von ihrer Direktheit. Er wollte eigentlich nicht an die Details seines ungebührlichen Verhaltens erinnert werden. Der Gedanke an seine Unbeherrschtheit war zu überwältigend und wühlte ihn von Neuem auf, da sie ihn so ausdrücklich darauf gestoßen hatte. 
    „Nein - ich fürchte, er würde mir das niemals verzeihen. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich gestern die Anstandsformen in vielerlei Hinsicht verletzt habe.“ Demnach war es also tatsächlich keine Einbildung gewesen, dass sich am Vortag etwas sehr Vertrauliches zwischen ihnen abgespielt hatte, stellte Elli zufrieden fest.
    „So viel zu Ihrer Loyalität meinem Vater gegenüber.“ Elli setzte ein ernstes Gesicht auf, konnte diese kleine Komödie jedoch nicht länger durchhalten, als sie seinen verzweifelt anmutenden Gesichtsausdruck sah. Sie musste lachen: „Jetzt habe ich Ihnen aber einen schönen Schrecken eingejagt, wie?“ Benthin war in diesem Punkt nicht zum Scherzen zumute, ahnte er doch, dass seine Loyalität gegenüber seinem väterlichen Freund durch seine Beziehung zu Elli noch härter auf die Probe gestellt werden würde. Unwissentlich hatte sie seinen wunden Punkt getroffen. Ihr unbeschwerter Umgang mit seinen moralischen Verfehlungen am Vortag machte ihm die selbst auferlegte Zurückhaltung nicht gerade leichter. Mit seiner steigenden körperlichen Erregung war es ihm fast unmöglich, nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren. Er war von ihrem strahlenden Lächeln hingerissen, das sie ihm erstmals in voller Pracht schenkte. Sein Herz raste - er würde sie wieder berühren auf die Art, die keinen Zweifel an seiner Zuneigung ließ. Gleichzeitig würde er ein weiteres Mal mit seinem Verlangen kämpfen müssen, nichts zu tun, das sie erschrecken könnte angesichts ihrer Unschuld. Nicht jetzt, nicht jetzt, Du musst ihr Zeit geben, halt Dich zurück, Benthin! So instruierte er sich selbst und registrierte, wie ihm seine Hände einmal mehr nicht länger gehorchten. Wie am Abend zuvor führte er ihre Hände zu seinen Lippen und begann, sie wieder behutsam zu küssen. Diesmal beschränkte er sich nicht nur auf die Fingerspitzen, sondern setzte die zärtlichen Berührungen in ihren Handflächen fort. Er sah sie nicht mehr an, sondern schloss die Augen, um ihre Haut noch intensiver wahrnehmen zu können. 
    Elli verschwendete keine Gedanken an moralische Fragen und was ihre Eltern oder sonst jemand von seinen Handlungen halten mochte. Sie schloss ebenfalls die Augen und gab sich den unbeschreiblichen Empfindungen hin, die seine Berührungen in ihr auslösten. Unbewusst entfuhr ihrer Kehle ein kaum hörbarer kleiner Seufzer, der Benthin jedoch nicht entging. Seine Erfahrung verriet ihm, dass es sich um den Ausdruck ihrer Erregung handelte, mit der sie offenbar auf ihn reagierte. Sein Verlangen nahm rauschhafte Züge an. Für einen Augenblick vergaß er sich und berührte ihre Hand nicht mehr nur mit den Lippen, sondern begann, sie zusätzlich sanft mit seiner Zungenspitze zu streicheln.

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