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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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Kavaliersdelikt, eine Angestellte geschwängert zu haben, solange die Sache keine hohen Wellen schlug. Was aus den Mädchen wurde, interessierte nicht weiter. Man entließ sie und vergaß sie. Die Rolle einer Ehefrau hingegen war es, sich um das Wohlergehen des Mannes und des Nachwuchses zu kümmern. Sinnlichkeit wurde von ihr nicht erwartet, im Gegenteil - sie wurde höchstens solchen Frauen zugestanden, die sich jenseits der moralischen Grenzen bewegten und somit für die Ehe ausgeschlossen waren. Es gab Stimmen, die behaupteten, eine achtbare Frau lasse die körperliche Nähe ihres Mannes duldsam und still über sich ergehen. „ Es“ sei ihr aber im Grunde unangenehm und sie tue es aus reiner Pflichterfüllung für den Ehemann und zur Sicherung der Nachkommenschaft.
     
    Benthin war in einer Zeit aufgewachsen, die sehr stark von diesen moralischen Vorstellungen geprägt war. Er war daher umso verwunderter, als sich ihm eines Tages die Hausdame Greta Wilms auf eindeutige Art und Weise näherte. Sie war nach dem frühen Tod der Mutter Benthins vor fünf Jahren in den Dienst seines Vaters getreten. Aus der Sicht eines siebzehnjährigen Halbwüchsigen war sie mit ihren zweiunddreißig Jahren bereits eine reifere Frau, für die er sich nicht besonders interessierte, schon gar nicht körperlich. Bereits damals begeisterte sich Benthin für das Schwimmen. So nutzte er regelmäßig den See, der zum Anwesen der Familie gehörte. Schon bald zeigten sich die Auswirkungen der sportlichen Betätigung auf seinen schlanken Körperbau. Im Gegensatz zu den meisten, eher hageren jungen Männern seines Alters war sein Brustkorb inzwischen breiter und kräftig geworden. Seine noch zarte Brustbehaarung betonte seine reifende Männlichkeit. In seiner naiven Jugendlichkeit sah er keinen Grund darin, dies in seinem privaten Umfeld zu verbergen. So kam er regelmäßig vom See mit durchnässten Hemden und Hosen zurück. Weil es ihm zweckmäßig erschien, ging er durch den Wirtschaftstrakt ins Haus. In der Wäschekammer entledigte er sich seiner nassen Kleidung und schnappte sich dort flink ein frisches Handtuch. Mit dem Handtuch um die Hüften ging er anschließend völlig unbedarft auf dem kürzesten Weg über die Hintertreppe in sein Badezimmer. Eines Tages war er wieder einmal triefend nass ins Haus gekommen und wollte sich gerade ein trockenes Handtuch umlegen, als Greta in die Wäschekammer hereinplatzte:
    „Verzeihung, Jul-... Herr von Benthin.“ Sofort hatte sie die Tür wieder zugezogen. Doch sie hatte genug gesehen, um ihn nicht länger als das Kind wahrzunehmen, das sie bislang zwar - gemäß ihrer Rolle einer Bediensteten - gesiezt, aber all die Jahre beim Vornamen angeredet hatte. Als er wenig später, nur mit dem Handtuch bekleidet, verlegen in den Flur trat, wo sie vor der Tür wartete, entschuldigte er sich und drückte ihr seine nassen Sachen in die Hand. Greta schüttelte belustigt den Kopf:
    „ Sie sind also derjenige, der hier immerzu Wasserpfützen und nasse Sachen hinterlässt. Das hätte ich mir ja denken können…“ Benthin wurde rot:
    „Entschuldigung, ich wollte nicht…“ Lächelnd beruhigte Greta ihn:
    „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es ist Aufgabe des Personals, sich um Ihr Wohlbefinden zu kümmern. Ich dachte schon, es sei ein besonders schusseliges Mädchen aus der Waschküche, das hier andauernd Wasser verschüttet und Sachen herumliegen lässt…“ Verunsichert antwortete er:
    „Ich… ich wollte Ihnen wirklich keine Umstände machen.“
    „Es ist alles in Ordnung. Bitte lassen Sie sich durch mich nicht aufhalten. Ich nehme an, Sie wollen ein Bad nehmen?“ Er nickte. Sie musterte ihn und warf ihm einen eindringlichen Blick zu. Dann schmunzelte sie und deutete in Richtung der Hintertreppe:
    „Na dann… Husch, nach oben, junger Herr!“
     
    Die Angestellte war keineswegs die alte Jungfer, für die Außenstehende sie vermutlich hielten. Benthins Vater hatte sie nicht ohne Grund eingestellt. Er kannte sie bereits vor dem Tod seiner Frau - bei ihr lebte er das aus, was ihm zu unmoralisch erschien, um es von seiner gesundheitlich schon länger angeschlagenen Ehefrau zu verlangen. Damals hatte Greta noch im Dienst einer anderen Familie gestanden, wo er sie im Rahmen eines gesellschaftlichen Anlasses zufällig kennengelernt hatte, als er sich abseits vom Geschehen etwas die Beine vertrat. Ihre unterschwellig sinnliche Ausstrahlung war dem Vater bereits bei ihrer ersten Begegnung

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