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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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einige kostbar wirkende Bänke für Wartende aufgestellt, auf die der Wachmann deutete und Elli bat, erneut zu warten. Der ganze Prunk erschien Elli vollkommen unangemessen. Sie beschloss, sich nicht auf die zugewiesene Bank sondern eine der unteren Treppenstufen zu setzen.
    Nach einer Weile, die sie schon zweifeln ließ, ob überhaupt noch jemand kommen würde, dem sie endlich ihr Anliegen vortragen konnte, hörte sie, wie sich von oben Stimmen näherten. Zwei Männer sprachen lachend miteinander. Elli drehte sich um und sah, wie der eine Mann oben an der Treppe stehen blieb und weiter angeregt mit dem zweiten witzelte. Dieser kam beschwingt die Treppe hinunter, blieb dabei jedoch dem anderen im Gespräch zugewandt, so dass er Elli nicht sehen konnte. Rasch näherte er sich, so dass ein Zusammenstoß drohte. Elli sprang schleunigst auf, um ihm auszuweichen, doch da war er schon mit ihr zusammengeprallt. Sein Gesprächspartner hatte noch versucht, ihn durch Zurufen rechtzeitig zu stoppen, doch da war das Malheur schon passiert.
    „Können Sie denn nicht aufpassen, wo Sie hintreten!?“, protestierte Elli aufgebracht. Sie war ohnehin schon gereizt angesichts der offensichtlichen Verschwendung bei den höheren militärischen Rängen. Die unfreundliche Behandlung durch den Wachposten und die lange Warterei hatten sie zusätzlich zermürbt. Ganz wie früher war sie spontan mit dem herausgeplatzt, was ihr gerade in den Sinn kam, als dieser … dieser zugegebenermaßen überaus gut aussehende, uniformierte Leichtfuß in sie hineingelaufen war. Er mochte etwa in Benthins Alter sein, vielleicht etwas jünger. Sein Körperbau war groß und schlank, seine Bewegungen schwungvoll und selbstsicher, die Gesichtszüge klassisch schön mit einer eleganten Nase, markantem Kinn und perfekt geformten Lippen. Er sah Elli mit einem herablassenden Blick aus seinen kühlen blauen Augen an. Anscheinend fand er den Zusammenstoß nicht weiter erwähnenswert oder höchstens erheiternd, denn er lachte einfach und rief seinem Gesprächspartner von unten zu: 
    „Wir sehen uns morgen beim Billard! Mach‘ Dich auf eine Niederlage gefasst!“ Nun wandte er sich Elli zu und fragte sie mit einem abschätzenden Grinsen:
    „Was kann ich für Sie tun, meine Dame?“
    „Wie wäre es mit einer Entschuldigung!?“ Elli war außer sich angesichts seiner überheblichen Ignoranz und der unbeteiligt wirkenden Oberflächlichkeit seiner Reaktion.
    „Wir sind hier beim Militär - da nehmen wir es mit den Umgangsformen nicht so genau.“ Mit ironischem Unterton fügte er hinzu: „Bitte verzeihen Sie mir, Gnädigste.“
    „Gehen Sie beim Militär immer so halsbrecherisch die Treppen hinunter?“ Elli musste plötzlich selber lachen, so absurd erschien ihr die ganze Situation. Es gefiel ihr, endlich wieder zu alter Form in Sachen Schlagfertigkeit aufzulaufen, nachdem diese in den vergangenen Wochen regelrecht eingerostet war.
    „Sie sehen bezaubernd aus, wenn Sie lachen. Hat Ihnen das schon einmal jemand gesagt?“ Der Mann sah nicht nur unverschämt gut aus, sondern war zudem auch noch ein begnadeter Charmeur. Sein draufgängerischer Übermut riss Elli förmlich mit:
    „Wenn Sie es wirklich wissen wollen: Ja!“
    „Das habe ich auch nicht anders erwartet. Was ich allerdings nicht erwartet habe, ist die Tatsache, dass Sie die angekündigte Frau des ehrenwerten Herrn von Benthin sein müssen, da hier sonst keine andere Dame zu warten scheint. Liege ich da richtig?“ 
    „Da liegen Sie vollkommen richtig, aber warum sollte ich nicht seine Frau sein?“, entgegnete Elli neugierig.
    „Erstens dachte ich, er sei der geborene Junggeselle…“ 
    „Und zweitens?“
    „…Verstehen kann ich ihn, dass er sein Junggesellendasein für jemanden wie Sie aufgegeben hat…“ Elli machte eine wegwerfende Handbewegung, um anzudeuten, dass er sich seine Schmeicheleien sparen könne und wiederholte unnachgiebig ihre Frage: 
    „Und zweitens ?“ 
    „Sie wollen es aber ganz genau wissen, wie? Ich hätte mir die Frau an seiner Seite vollkommen anders vorgestellt, weniger lebendig, mehr konservativ, auch etwas älter.“
    „Soll das jetzt so etwas wie ein Kompliment sein?“, spöttelte Elli.
    „Sie sind köstlich! Natürlich ist das ein Kompliment, aber nicht für ihn!“ 
    „Haben Sie etwas gegen meinen Mann? Woher kennen Sie ihn überhaupt?“
    „Wir kennen uns noch von früher… und nein, ich habe nichts gegen ihn. Er ist einfach perfekt - der geborene

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