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Seine einzige Versuchung

Seine einzige Versuchung

Titel: Seine einzige Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Westphal
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am Parkeingang vom Kutscher absetzen. Der Oberstleutnant hatte ihr eine Kutsche für die Rückfahrt rufen lassen, nicht ohne ihr zu versichern, sich um ihre Angelegenheit baldmöglichst zu kümmern. Nach seiner anfänglich noch gering wirkenden Motivation zur Mitarbeit, hatte er sich zu ihrer Zufriedenheit schließlich doch mit deutlich mehr Eifer auf ihren Plan eingelassen und noch dazu den perfekten Kavalier gegeben. Elli war froh, ihn überzeugt zu haben. Sie empfand einen gewissen Stolz, einen neuen Mitstreiter gewonnen zu haben, wenngleich sein verwegenes Verhalten etwas gewöhnungsbedürftig war. Insgeheim fand sie sogar Gefallen an seiner unbeschwerten Art. Sein gutes Aussehen war selbstverständlich kein Nachteil. Alles in allem freute sie sich auf die Zusammenarbeit mit ihm und war zuversichtlich, ihr Vorhaben erfolgreich umsetzen zu können. Sie hoffte, bei einem Spaziergang im Park noch einige neue Eingebungen zu bekommen. Dies würde ihr an der frischen Luft und mit Bewegung leichter fallen als in der trüben Stimmung in Benthins Haus. Auch wenn das Wetter nicht weniger trübe war, fühlte sie sich hier draußen immer noch besser als in der zunehmend bedrückenden Atmosphäre, die dort herrschte. Durch den Charme des Kommandanten beschwingt, war ihr Geist noch aufgeweckter als sonst bei der Sache. Sie spielte im Kopf mehrere Möglichkeiten durch, wie sich die Kleiderspenden am besten organisieren ließen. Es würde mit Sicherheit nicht reichen, wenn nur die Vereinsfrauen Kleidungsstücke anfertigten, zumal sich vermutlich - ähnlich wie Elli - nicht allzu viele auf dieses Handwerk verstanden und ihre Zeit bereits für andere Tätigkeiten beansprucht wurde. Würden sie professionelle Schneider beauftragen, wäre es zu teuer. Sie waren also auf die Mithilfe von Frauen angewiesen, die nähen oder stricken konnten, aber nicht unbedingt im Verein organisiert sein müssten. Selbst wenn damals viele Frauen keine Schulausbildung genossen hatten, waren ihnen in der Regel von der Mutter oder Großmutter die Grundlagen verschiedener Handarbeiten beigebracht worden. Sie mussten diese Fertigkeit gezwungenermaßen lernen, allein schon, um defekte Kleidungsstücke der meist zahlreichen Familienmitglieder ausbessern zu können. Die Dienste einer Schneiderei konnte man sich in diesen Haushalten einfach nicht leisten. Es war zwar nicht anzunehmen, dass diese Frauen viel Zeit zu erübrigen hatten, dennoch würden sie sicher nichts dagegen einzuwenden haben, ein wenig dazu zu verdienen. Die Tätigkeit war sauber, nicht übermäßig anstrengend und konnte darüber hinaus zu Hause verrichtet werden. Ja, dies war eine Möglichkeit. Es galt zudem, Wege zu finden, die Bezahlung für die Fertigung der Kleidungsstücke zu organisieren. Wenn sich das Gros der reichen Damen der Gesellschaft schon nicht mit anderen Themen als Klatsch und Tratsch und der neuesten Mode abgeben wollte, so sollten sie wenigstens ihren Beitrag in Form von Geldspenden leisten. Da es sich um eine indirekte Bezuschussung des Militärs handelte, das gerade in höheren Gesellschaftskreisen großes Ansehen genoss, dürfte es nach Ellis Einschätzung nicht allzu schwer werden, Überzeugungsarbeit zu leisten. Hier konnten Elli und die anderen Vereinsfrauen ihre Verbindungen spielen lassen. Sie war durchaus zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Überlegungen. Erst jetzt bemerkte sie, dass es begonnen hatte, zu regnen. Sie lenkte ihre Schritte schleunigst zum Ausgang und eilte nach Hause.
     
    „Elli, wo warst Du denn - ich habe mir Sorgen gemacht. Du bist ja völlig durchnässt. Was machst Du denn bei dem Wetter draußen?“ Benthin hatte sie offenbar schon gesucht. Er war viel zu spät aufgewacht und fühlte sich dennoch gerädert. Von Blöhm hatte er erfahren, dass Elli das Haus schon recht früh verlassen hatte. Wohin, konnte er nicht sagen. Frau Roth war heute nicht im Haus und konnte ihm somit auch nicht weiterhelfen. Paulsen hatte Elli zwar gesehen, wusste aber ebenso wenig, wo sie hingegangen sein könnte. Ihm war nur aufgefallen, dass sie eine andere Richtung als sonst eingeschlagen hatte, wenn sie zum Park ging. Benthin erinnerte sich an den Vorabend und sein kurz angebundenes Auftreten, das ihm inzwischen leidtat. Dass Elli einfach so verschwunden war, beunruhigte ihn ernsthaft. Er konnte sich kaum auf seine Arbeit konzentrieren. Die Müdigkeit tat ihr Übriges dazu. Fortwährend stand er vom Schreibtisch auf und ging im Büro umher, gefolgt von Blöhms

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