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Seine Exzellenz Eugène Rougon

Seine Exzellenz Eugène Rougon

Titel: Seine Exzellenz Eugène Rougon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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zu, ohne deshalb im Lachen und Schwatzen innezuhalten.
Sie war schön, den Rock zwischen die Beine geklemmt, die Lenden
geschmeidig, in dem enganschließenden Mieder, biegsam wie eine
schwarzblaue Schlange. Wenn sie den Arm erhob, um zuzuschlagen,
hatten die Linien ihrer zurückgebogenen Brust einen ganz besonderen
Reiz.
    »Nun, sind Sie es satt?« fragte sie lachend. »Sie werden zuerst
aufhören, mein Lieber!«
    Aber das waren ihre letzten Worte. Rougon, wie von Sinnen und
purpurrot im Gesichte, stürzte sich auf sie, schnaubend wie ein
wilder Stier. Sie selbst war glücklich, diesen Mann prügeln zu
können, und in ihren Augen flammte ein Schimmer von Grausamkeit
auf. Sie verstummte und trat stolz von der Mauer in die Mitte des
Stalles. Sich um sich selbst drehend, hielt sie ihn sich mit
verdoppelten Schlägen vom Leibe, bald die Beine, bald die Arme,
bald den Leib, bald die Schultern treffend, während er wie ein Bär
unter der Peitsche seines Bändigers sie umtanzte. Sie schlug von
oben herab, wie emporgewachsen, mit stolzer Haltung und bleichen
Wangen, um die Lippen ein nervöses Lächeln. Ohne daß sie es
bemerkte, drängte er sie nach und nach in den Hintergrund des
Stalles gegen eine Tür, die zur Futterkammer führte. Während sie
ihre Peitsche verteidigte, deren er sich bemächtigen zu wollen
schien, faßte er sie plötzlich, der Hiebe nicht achtend, um die
Hüften und warf sie durch die Tür auf das Stroh mit solcher Gewalt,
daß er selbst neben sie hinfiel. Sie stieß keinen Schrei aus,
sondern gab ihm aus allen Kräften einen
Schlag über das Gesicht, von einem Ohre zum andern.
    »Dirne!« rief er und stieß noch andere gemeine Worte aus,
fluchend, hustend, als wolle er ersticken. Sie duzend, warf er ihr
vor, sie habe mit aller Welt geschlafen, mit dem Kutscher, dem
Bankier, mit Pozzo, und fragte schließlich:
    »Warum wollen Sie nicht mit mir?«
    Sie würdigte ihn keiner Antwort. Sie hatte sich aufgerafft und
stand unbeweglich mit bleichem Gesicht und der kühlen Ruhe einer
Bildsäule.
    »Warum wollen Sie nicht?« wiederholte er. »Sie haben mich doch
Ihre nackten Arme antasten lassen… Sagen Sie nur, warum wollen Sie
nicht?«
    Sie blieb ernst, unempfindlich gegen seine Schmähungen, die
Augen ins Weite gerichtet.
    »Darum«, sagte sie endlich.
    Nach einer Weile fügte sie, ihn anblickend, hinzu:
    »Heiraten Sie mich! Nachher alles, was Sie wollen.«
    Er lachte gezwungen, einfältig und beleidigend zugleich, indem
er den Kopf schüttelte.
    »Dann niemals!« rief sie. »Verstehen Sie? Niemals, niemals!«
    Ohne ein Wort weiter zu sagen, kehrten sie in den Stall zurück.
Die Pferde drehten wieder die Köpfe um und schnauften stärker,
beunruhigt durch das Geräusch des Ringens, das sie hinter sich
gehört hatten. Die Sonne hatte die beiden Luken erreicht: zwei
grelle, gelbe Lichtstreifen fielen in das Dunkel herein, und wo sie
das Pflaster trafen, begann es zu rauchen und einen verstärkten
Geruch auszuströmen. Clorinde trat mit der ruhigsten Miene von der
Welt, die Reitpeitsche unterm Arm, nochmals zu Monarque, küßte ihn
zweimal auf die Nüstern und sagte: »Leb
wohl, mein Dicker, du bist artig!«
    Rougon, gebrochen, beschämt, war sehr ruhig. Der letzte
Peitschenschlag hatte gleichsam sein Blut beruhigt. Mit noch
zitternden Händen ordnete er seine Krawatte von neuem und tastete
an seinem Rocke entlang, ob er ordentlich zugeknöpft sei. Dann
entfernte er vom Kleide des Mädchens sorgfältig einige Strohhalme,
die daran hängen geblieben waren, und in der Angst, mit ihr im
Stalle betroffen zu werden, spitzte er die Ohren. Sie ließ ihn um
ihr Kleid herumgehen ohne die geringste Furcht, als ob gar nichts
Besonderes zwischen ihnen vorgefallen sei. Als sie ihn bat, die
Türe zu öffnen, gehorchte er.
    Darauf gingen sie ganz gemächlich durch den Garten. Rougon, der
ein leichtes Brennen auf seiner Wange verspürte, drückte sein
Taschentuch darauf. Als Clorinde die Schwelle des Arbeitszimmers
betrat, galt ihr erster Blick der Uhr.
    »Es sind zweiunddreißig Lose!« sagte sie lächelnd.
    Da er sie überrascht ansah, fuhr sie laut lachend fort:
    »Entlassen Sie mich schnell, der Zeiger rückt immer weiter vor.
Sehen Sie, eben beginnt die dreiunddreißigste Minute … Hier,
ich lege die Lose auf ihren Schreibtisch.«
    Er gab ihr sofort dreihundertzwanzig Franken. Nur seine Finger
zitterten ein wenig, indem er die Goldstücke aufzählte: Das war die
Strafe, die er über sich selbst verhängte. Sie trat

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