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Seine Exzellenz Eugène Rougon

Seine Exzellenz Eugène Rougon

Titel: Seine Exzellenz Eugène Rougon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Überzeugung, daß er jetzt nicht mehr daran denke, Paris zu
verlassen. Mitte Dezember jedoch nach Wochen schläfriger Ruhe
begann er auf sein großes Unternehmen zurückzukommen. Er hatte mit
Bankiers gesprochen und dachte daran, auf die Unterstützung des
Kaisers zu verzichten. Wieder fand man ihn in Karten, Plänen und
Fachwerken vergraben. Gilquin sagte, er habe schon über fünfhundert
Arbeiter zusammengetrommelt, die bereit seien, sich da draußen
anzusiedeln: es sei die erste Handvoll Menschen eines ganzen
Volkes. Da hetzte ihm Clorinde, auf ihren Plan versessen, die ganze
Schar der Freunde auf den Hals.
    Es war eine gewaltige Arbeit; jeder bekam seine besondere Rolle,
worüber man sich mit halben Worten in den Ecken von Rougons eigener
Wohnung, Sonntags und Donnerstags, verständigte. Man teilte sich in
die schwierigeren Aufgaben und stürzte sich täglich in das Gewühl
von Paris, fest entschlossen, irgendeinen Menschen von Einfluß zu
gewinnen. Nichts wurde gering geschätzt, die unbedeutendsten
Erfolge zählten mit. Man benutzte alles, verwertete die
geringfügigsten Ereignisse nach Kräften; man verwendete den ganzen
Tag vom Gutenmorgen- bis zum Gutenachtgruß. Mit den Freunden
verbündeten sich ihre Freunde und weiter die Freunde der letzteren.
Ganz Paris wurde auf die Reine gebracht. In den entlegensten
Stadtteilen gab es Leute, die nach Rougons Sieg verlangten, ohne
selbst zu wissen, warum. Die Schar, zehn bis zwölf Menschen, hielt
die ganze Stadt in Händen. »Wir sind die
Regierung des morgigen Tages«, bemerkte Du Poizat im Ernst.
    Er zog Vergleiche zwischen den Freunden und den Leuten, die das
Kaiserreich emporgebracht hatten, und schloß:
    »Ich werde Rougons Marsy sein.«
    Ein Prätendent sei nur ein Name; eine Regierung einzusetzen,
dazu gehöre eine Schar. Zwanzig Kerle mit starkem Appetit seien
mehr wert als die festesten Grundsätze, und wenn sie überdies ein
Prinzip zum Vorwande hätten, würden sie unbezwinglich. Er lief in
der Stadt herum, ging zu den Blättern, wo er Zigarren rauchte und
insgeheim gegen Herrn von Marsy wühlte; er wußte stets interessante
Geschichten über ihn, klagte ihn der Undankbarkeit und der
Selbstsucht an. Nachdem er dann Rougons Namen erwähnt hatte, ließ
er halbe Worte fallen und versprach das Blaue vom Himmel; wenn der
nur einmal die Hände auf tun könne, werde er die ganze Welt mit
einem Regen von Belohnungen, Geschenken und Unterstützungen
überschütten. So lieferte er der Presse Nachrichten, Aussprüche und
Geschichten, welche die Leser beständig mit der Persönlichkeit des
großen Mannes beschäftigten; zwei kleine Blätter berichteten über
einen Besuch bei Rougon, andere über sein berühmtes Werk, die
Vergleichung der englischen Verfassung mit der vom Jahre 1802. Nach
zwei Jahren feindseligen Schweigens wurde ein dumpfes
Beifallsgemurmel vernehmbar, das seine wachsende Beliebtheit
ankündigte. Du Poizat warf sich dann auf andere Geschäfte,
unsagbare Schwindeleien, den Kauf gewisser Stimmen und Helfer, ein
leidenschaftliches Börsenspiel auf den mehr oder minder sicheren
Eintritt Rougons in das Ministerium.
    »Laßt uns nur an ihn denken!« wiederholte er oft in seiner
freien Redeweise, welche die schüchternen Seelen der Schar
verstimmte. »Später wird er an uns denken.«
    Herr Beulin d'Orchère kämpfte mit schweren
Waffen, er rief gegen Herrn von Marsy einen Skandal hervor, den man
sich zu unterdrücken beeilte. Geschickter zeigte er sich darin, daß
er verbreiten ließ, er könne leicht eines Tages Justizminister
werden, falls sein Schwager wieder zur Macht gelange. Dies
verschaffte ihm die bereitwilligste Unterstützung seiner
Amtsgenossen. Herr Kahn führte ebenfalls eine Truppe zum Sturm:
Geldmänner, Abgeordnete und Beamte, deren Reihen sich durch alle
Unzufriedenen, die er unterwegs fand, verstärkten, er machte sich
einen gelehrigen Schüler aus Herrn Béjuin, er verwandte sogar die
Herren von Combelot und La Rouquette, ohne daß diese die geringste
Ahnung von den Zielen hatten, die sie verfolgen halfen. Er
bearbeitete die Spitzen der Beamtenwelt bis in die Tuilerien und
wühlte tagelang hintereinander, damit ein Wort von Mund zu Mund
endlich bis zum Kaiser gelange.
    Mit der größten Leidenschaft aber wirkten die Frauen. Sie legten
schreckliche Minen und stifteten die verwickeltesten Abenteuer an,
deren Endziel man niemals recht erkennen konnte. Frau Correur
nannte die niedliche Frau Bouchard nur noch »mein Kätzchen«, führte
sie,

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