Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
Aktivitäten organisiert,
um die Jugendlichen vor den Gefahren der Straße zu bewahren. Er hat mir auch
gesagt, die Polizisten hätten ihm versichert, dass sie die
Ermittlungsergebnisse geheim halten. In diesem Zusammenhang habe ich den
Bischof gebeten, Vertraulichkeit zu wahren und die weitere Entwicklung der
Angelegenheit genau zu verfolgen – Mons. Moncayo hat mich wissen lassen, dass
er die Gemeinschaft der polnischen Franziskaner-Minoriten über die ersten
Ergebnisse informiert habe.
Der Attaché Aliaksandr Rahinia, der den Fall in der
Botschaft betreut, wünscht einen detaillierten schriftlichen Bericht über die
Ereignisse. Bischof Moncayo ist der einzige Gesprächspartner, der in der Lage
wäre, einen vollständigen Bericht zu schreiben, der schnell nach Übersee an den
Vatikan geschickt werden könnte. Doch der Bischof in der Casa Bomboli, dem Sitz
der Diözese, weigert sich:
Auf meine
Bitte hin, mir schriftlich die gesammelten Informationen zu dem Fall zu geben
(auf streng vertraulichem Weg), hat Moncayo mir wörtlich geantwortet: »Ich
werde nichts schreiben.« Immerhin hat er mir auf mein Drängen versichert, er
werde, sobald er einen offiziellen Bericht von der Polizei erhalte, diesen
sogleich [an uns] schicken. Ich habe ihn auch gebeten, in die Nuntiatur zu
kommen, um dies persönlich zu erklären. Er antwortete mir, er habe viel zu tun,
es gehe ihm nicht gut und er habe keine Zeit. Ich werde E. Em. von der weiteren
Entwicklung berichten.
Jagd auf den syrischen Monsignore
Schweigen ist die goldene Regel. Moncayo schreibt also
lieber nichts und will auch keine Hinweise auf das Motiv der Ermordung des
Paters nach außen dringen lassen. Manchmal stehen die Dinge noch schlimmer, so
bei den Fällen, von denen man wenig oder gar nichts weiß. Wie etwa, als
Benedikt XVI. einen Bischof dazu drängt, zu
demissionieren und von einem Kontinent auf einen anderen zu wechseln, nachdem
er eine belastende Akte über ihn erhalten hat. So geschehen bei einem Exarchen
aus dem Orient, 1950
in Aleppo geboren: Isidore Battikha war Erzbischof von Homs in Syrien, nachdem
er 1980
zum Ordenspriester der Aleppinischen Basilianer der Melkiten geweiht worden
war. 20 Jahre später nimmt Ratzinger sein erzwungenes Rücktrittsgesuch an, nennt aber
nicht die Gründe dafür. Die Situation spitzt sich Ende November 2011
zu, als eine päpstliche Delegation unter Leitung von Erzbischof Antonio Franco,
Nuntius in Israel, den Bischof im Libanon besucht, mit einem einzigen Ziel,
nämlich Battikha zu überreden, die Koffer zu packen und entweder nach Venezuela
oder in ein Kloster in Frankreich zu gehen. Battikha ist italienischer
Staatsbürger und eine bekannte, einflussreiche Persönlichkeit in Syrien, oft
auch Gast im Fernsehen. »Er ist ganz sicher ein dynamischer Bischof und hat
anerkannte künstlerische Fähigkeiten«, bemerkt Erzbischof Mario Zenari, Nuntius
der Vertretung in Damaskus, außerdem habe er »gute Beziehungen zu den
Regierungsstellen des Landes vom Präsidenten bis nach unten. Das Motiv seines
Rücktritts? Ich kann dazu leider nichts sagen.« [5] Im Übrigen findet
sich weder in den von der Regierung kontrollierten Zeitungen noch im Internet
auch nur ein einziger Hinweis auf diese Geschichte. Dabei muss es sich um eine
besonders gravierende Angelegenheit handeln, wenn die Emissäre des Vatikans im
Namen des Heiligen Vaters den Bischof auffordern, sein Amt aufzugeben, und ihm
keinen anderen Ausweg lassen.
Von:
Jerusalem
An:
Chiffrierstelle
Cifr. Nr. 77
Datum der
Chiffrierung: 28.11.2011
Datum der
Dechiffrierung: 28.11.2011
Erhalten
Cifr. Nr. 94, dringend, vom 18.11.
Gestern, den 26.11.,
haben wir am Sitz der Apostolischen Nuntiatur im Libanon um 10 Uhr gemeinsam mit Seiner
Exzellenz Mons. Jean-Abdo Arbach, dem Apostolischen Exarchen für die Gläubigen
der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche in Argentinien, S. E. Mons.
Isidore Battikha getroffen, den emeritierten Erzbischof der Melkitischen
Griechisch-Katholischen Kirche in Homs, Syrien. Im Lauf eines lebhaften
Gesprächs haben wir dem Bischof erklärt, wir seien im Namen des Heiligen Vaters
gekommen, um ihn aufzufordern, sich mit aller Aufmerksamkeit mit der
schwerwiegenden und heiklen Situation auseinanderzusetzen, in der er sich
befinde, und ihn zu ermahnen, der Aufforderung nachzukommen, für zwei bis drei
Jahre nach Venezuela zu gehen, als Gast des Apostolischen Exarchen der
Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche des
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