Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
Landes. Wir haben versucht, ihm
zu erklären, dass es sich nicht um eine Verurteilung handele, sondern um eine
Vorsichtsmaßnahme zum Wohl der Kirche, die ihm auch mehr Ruhe und ein würdiges
Leben ermöglichen solle. Wir haben ihn an die Vorgaben erinnert, die ihm in den
letzten Monaten bereits vom Nuntius in Syrien mitgeteilt worden waren, und ihm
explizit gesagt, dass er die Wahl zwischen Venezuela und dem Kloster in
Frankreich habe. Wenn er die Weisung nicht akzeptiere, werde ex officio ein
Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Mons. Battikha hat mehrfach seine
Unschuld beteuert und seine Verbitterung darüber geäußert, verurteilt worden zu
sein, ohne dass er sich hätte verteidigen können. [6]
»Weder der Nuntius in Israel noch der argentinische
Exarch«, erinnert sich heute Battikha, [7] »kannten die Ursachen meiner
für mich schmerzlichen Versetzung. Arbach sagte mir, ich solle Syrien
verlassen, weil der Heilige Vater es so wolle. Ich war verblüfft. Wenn der
Papst dies beschlossen hatte, musste es doch ein entsprechendes Dokument geben,
einen von ihm unterzeichneten Brief. Aber es gab nichts dergleichen, auch keine
Erklärungen zu den Gründen. Ich bat darum, zu erfahren, was man mir zur Last
legte. Sie hatten kein einziges Papier bei sich. Daraufhin bat ich um einen
ordentlichen Prozess, aber da war nichts zu machen. Sie antworteten, da es
keine sicheren Beweise gebe, könne man keinen Prozess führen. Wenn du die
Kirche liebst, gib auf.«
Wir wissen nicht, wie schwerwiegend die Beschuldigungen gegen ihn
sind, doch Battikha scheint aufrichtig zu sein. Auch aus den Dokumenten zu
dieser Sache geht hervor, dass nicht einmal die Delegation des Papstes die
Fakten kannte. Der Einzige, der etwas zu wissen scheint, ist Erzbischof Zenari,
der Nuntius in Damaskus, aber am Telefon will er nichts dazu sagen.
Battikha muss seine Gemeinschaft verlassen. Die Begegnung mit Franco
und Arbach ist dramatisch. Der Bischof hat in Syrien eine alte und kranke
Mutter, aber er ist machtlos. Noch erschütternder ist die Tatsache, dass die
Maßnahme ohne jede Erklärung über ihn verhängt wird. Battikha wendet sich mit
einem leidenschaftlichen Plädoyer an den Nuntius Franco.
Mons.
Battikha hat kurz zusammengefasst Folgendes gesagt: »Wenn der Heilige Vater von
mir verlangt, nach Venezuela zu gehen, dann gehe ich, doch ich kann es nicht
hinnehmen, dies unter den mir auferlegten Bedingungen zu tun, denn dies würde
ja bedeuten, dass ich zugebe, schuldig zu sein, was ich mit meinem Gewissen
nicht vereinbaren kann. Ihr sagt mir, ich sei nicht verurteilt, aber warum dann
alle diese Vorgaben? Und wenn ich schuldig gesprochen bin – wie kann
jemand verurteilt werden, ohne dass man ihn anhört und ihm zugesteht, sich zu
verteidigen? Und was bedeuten die Drohungen? Ist das keine Verurteilung? Die
Drohungen machen mir keine Angst. Wer schon am Boden liegt, kann nicht tiefer
fallen, man kann ihm nur den Gnadenstoß versetzen. Ich bin bereit, alles
hinzunehmen!« […] [8] Ich erlaube mir jedoch in großer Demut, zum Ausdruck
zu bringen, was ich im Herzen empfinde: […] Battikha wurde bereits eine harte
Lektion erteilt, und er weiß genau, weshalb der Heilige Stuhl besorgt ist. Wenn
er bereit ist und sich vor Gott verantwortlich fühlt, wird er in der Lage sein,
den Vorgaben, die er bereits kennt, zu folgen, auch wenn er sie nicht
akzeptiert und sein Gesicht wahren will, soweit ihm das möglich ist. […] Ich
kenne den Fall nicht, ich äußere mich nicht dazu und respektiere die
getroffenen Entscheidungen. Ich bekräftige jedoch demütig meine Überzeugung,
dass der Versuch, Battikha zu helfen, sich für einen Weggang nach Venezuela zu
entscheiden, und dabei zu vermeiden, ihm die bereits formulierten und
mitgeteilten Vorgaben aufzuerlegen, unter den gegebenen Umständen das kleinere
Übel wäre. Der Vorwurf, verurteilt zu sein ohne Anhörung und ohne Möglichkeit
der Verteidigung, wiegt schwer. Der Fall ist wirklich äußerst heikel und sehr
komplex. […] [9] † Franco.
Battikha lässt sich schließlich überzeugen. Zu bleiben hat
keinen Sinn mehr. So geht er nach Venezuela. Dort kommt er zu einem alten
Freund, Bischof Georges Kahhalé Zouhaïraty, dem Exarchen von Caracas, und ist
ihm bei der Arbeit behilflich. Schweigen glättet die Wogen. Die Gründe für den
Rücktritt und die Versetzung bleiben ein Mysterium, das in den geheimen Räumen
der weit entfernten Vatikanstadt gehütet wird. »Ich war gehorsam
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